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30 Jahre Vorbewitterung am Fuße alter Berge

Zinkherstellung in Frankreich

Zinc is essencial (Zink ist notwendig) – diese Aussage der Zink-Lobby hat für die Mitarbeiter des Zinkwerkes im französischen Viviez eine ganz besondere Bedeutung. Beispielsweise für Alexandre Mouledous. Er ist verantwortlich für die komplexen Arbeitsabläufe im Walzwerk des Zinkherstellers VM Zinc. Sein Arbeitsplatz gibt ihm eine Perspektive in einer Region, die heute eher nicht zu den wirtschaftsstarken Zentren des Landes zählt. Ebenso wie Monsieur Mouledous ergeht es gut 180 Kollegen. Gemeinsam danken sie es „ihrer VM“ mit Verbundenheit und Solidarität, die nach außen beispielsweise durch die sehr lange Betriebszugehörigkeit vieler Kollegen sichtbar wird.

Der Produktionsstandort Viviez liegt in den Midi-Pyrénées im Südwesten Frankreichs und gehört zu einer der bedeutendsten französischen Industrieregionen des 19. Jahrhunderts. Bereits seit 1855 wird hier Zink hergestellt. Die unter dem Namen Altenberg gegründete deutsche Niederlassung stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Der heutige Markenname VM Zinc geht auf die Zugehörigkeit des Produktionsstandortes Viviez zur Vieille Montagne (zu Deutsch Altenberg) im Jahre 1871 zurück. Seit jeher steht der Standort für moderne und innovative Zinkherstellung. In Viviez und damit erstmalig in Europa wurde mit Beginn des 20. Jahrhunderts das Verfahren der Elektrolyse zur Zinkherstellung eingesetzt.

Ein 40-Tonner aus Titanzink

„Etwa 450°C beträgt die Temperatur des flüssigen Zink, das vom Schmelzofen über eine rinnenähnliche Vorrichtung (2) in die sogenannte Warmwalze (3+4) fließt“, erklärt Alexandre Mouledous. Die Kunst dabei ist es, konstante Bedingungen zu schaffen, um letztendlich eine gleichbleibend hohe Qualität zu erreichen. Aus der wassergekühlten Warmwalze bewegt sich das bereits als Bandmaterial erkennbare Zink auf eine riesige Walzanlage (5) zu. Das Zinkband ist an dieser Stelle über 200°C heiß. Während der vordere Teil des Zinkbandes die gewaltige Walze durchläuft, wächst es am hinteren Ende durch permanentes Nachgießen von flüssigem Zink scheinbar endlos weiter. Die Spannung steigt. Beim Austritt aus der Walzanlage erhöht das eher gemächlich zugeführte Band seine „Fließgeschwindigkeit“ um ein Mehrfaches, um anschließend erstmals aufgecoilt zu werden (6). Die Erhöhung des Zinkvorschubes entsteht beim sogenannten Strang-Gieß-Walzverfahren durch den Druck von 1200 Tonnen auf das Material. Dabei wird das Zinkband beim ersten der drei Walzdurchgänge auf eine Stärke von 12 mm reduziert. Kontinuierlich wird der Gießprozess so lange weitergeführt, bis etwa 40 t Zink gegossen sind. Anschließend wird das Zinkband in umgekehrter Walzrichtung auf eine Materialstärke von 9 mm gebracht. Danach ändert sich ein letztes Mal die Arbeitsrichtung des 40-t-Coils, um das noch immer heiße Bandmaterial auf seine Endstärke zu walzen. Diese kann zwischen 1,5 und 0,65 mm bei einer maximalen Coilbreite von 1350 mm liegen. Alexandre Mouledous ist zufrieden. Er übergibt einen weiteren 40-Tonner aus walzblankem Titanzink zur Weiterverarbeitung (7).

30 Jahre vorbewittertes Titanzink

Auch die Vorbewitterung von Titanzink ist eine wichtige Produktionsmethode am Standort Viviez. Nach dem Walzen durchläuft das blanke Zink einen Vorbewitterungsprozess, in dem sich die kristalline Oberflächenbeschaffenheit über eine Stärke von mehreren µm verändert. Bereits seit 1978 stellen die französischen Zink-Spezialisten das anthrazitfarbige Anthra-Zinc her. Ergänzend wird mit Beginn der 1990er Jahre die wesentlich hellere, graue Oberflächenvariante Quartz-Zinc entwickelt. Aktuell kann sich die Produktfamilie „vorbewittertes VM Zinc“ über Zuwachs freuen. Drei unterschiedliche Pigmento-Oberflächen ergänzen die Produktpalette. Die rot, grün oder blau pigmentierten Zinkoberflächen entstehen durch die Beifügung mineralischer Farbpigmente. Diese Pigmentierung hebt zudem die charakteristische Textur der Zinkoberfläche hervor. Die auf Basis der Quartz-Zinc-Qualität hergestellten Oberflächen sind untereinander sowie mit den Oberflächen Anthra-Zinc und Quartz-Zinc kombinierbar. Durch diese innovative Vielseitigkeit schafft VM Zinc größtmöglichen Gestaltungsspielraum für Architekten und Verarbeiter. Alle von VM Zinc angebotenen vorbewitterten Produkte entsprechen der Norm DIN EN 988 und den Qualitätsmerkmalen für Premiumzink.

Herrin über 400 Parameter

Neugierig sehen sie aus, die Gäste der deutschen Reisegruppe. Mit Acrylglasbrillen, leuchtfarbenen Warnwesten und Überschuhen ausgestattet, erkunden sie das große Betriebsgelände sowie die Fertigungs- und Lagerhallen. Das Einheitsoutfit der Werksbesucher erinnert entfernt an kostümierte Teilnehmer der Love-Parade in Berlin. Die Location passt! Technikatmosphäre pur umgibt die interessierten „Technofans“. Noch sichtlich beeindruckt von den gewaltigen Apparaten und Maschinen im Walzwerk, verfolgen sie die 40-t-Coils aus Zink bis in „Maries Welt“.

Die junge und sympathische Marie Laure Thiébautgeorges kennt ihren Arbeitsplatz einschließlich aller 400 zu beachtenden Kontrollparameter aus dem Effeff. Man könnte sagen, Marie Laure ist die Zinkvisagistin bei VM. Ihre Zuständigkeit liegt im überaus komplexen Vorbewitterungsprozess für Anthra- und Quartz-Zinc. Vom Einführen des walzblanken Materials bis zum Aufcoilen der tonnenschweren vorbewitterten Zinkbänder arbeitet sie mit nur drei Kollegen an der hochmodernen Vorbewitterungsanlage. Auf rund 120 m Länge durchläuft das Zinkband zahlreiche Bäder- und Trocknungsprozesse. Akribisch beobachtet Marie Laure die chemischen und mechanischen Vorgänge. Das Geheimnis hochwertiger Ergebnisse verbirgt sich unter anderem in gleichbleibender Durchlaufgeschwindigkeit und ständiger Kontrolle der chemischen Rezepturen, sagt Marie Laure Thiébautgeorges. „Das ist fast vergleichbar mit den Make-up-Geheimnissen einer Frau. Der Unterschied zu den schönen Zinkoberflächen ist, dass sich jedes Make-up beim Duschen wieder abwäscht. Unsere Zinkoberflächen werden jedoch im natürlichen Nachpatinierungsprozess nach jedem Regen noch ein bisschen schöner.“

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