Schau mir in die Augen, Kleines. Dieser Satz schrieb Filmgeschichte. Gesagt hat ihn Hollywood-Star Humphrey Bogart in seiner Rolle als Rick – und zwar immer dann, wenn er Ingrid Bergman als Ilsa zuprostete. Die Szene aus „Casablanca“ machte diesen zum berühmtesten Liebesfilm aller Zeiten. Würde das Drehbuch von einem leidenschaftlichen Klempner für eine Neuverfilmung umgeschrieben, wäre so ziemlich alles anders. Alles, bis eben auf den einen Satz …
Beispielsweise spielten viele Szenen nicht auf einem Flughafen, sondern in einer Ornamentenwerkstatt und die Nebenrollen wären mit waschechten Blechnern, Spenglern oder Flaschnern besetzt – todesmutig am Fallwerk stehend oder allwissend und mit purem Hammerschlag Metallkugeln treibend. So könnten die Kinobesucher erfahren, was aus Metall gezaubert werden kann. Ornamente, Balustraden, Wetterfahnen, Turmspitzen und charakteristische Gesichter, die eben genau dazu auffordern: zum tiefen Blick in magische Klempneraugen.
Bild: BAUMETALL
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München
Der mitunter bekannteste Drehort befindet sich in der Rothmundstraße 6. Die Ornamentenmanufaktur Lorenz Sporer ist seit mehr als 130 Jahren ein Begriff für Präzision, Detailtreue und Einzigartigkeit. Der Familienbetrieb wird von Caroline Sporer geleitet, die zusammen mit dem Werkstatt-Team um Ornamentenspengler Detlev Rheinwein regelmäßig Metallschönheiten der allerfeinsten Art hervorbringt. Aktuell entstehen bei Sporer formschöne und verzierte Kupfergauben, die an einem Mietshaus in München eingebaut werden sollen (BAUMETALL berichtet zeitnah).
Knutwil
Weniger bekannt, aber ebenso beeindruckend ist ein Besuch der Kisso AG im schweizerischen Knutwil. Die Spezialisten aus der Kunst-Spenglerei für Bauornamente blicken auf eine lange Tradition zurück: Der Ursprung meisterlicher Ornamentenfabrikation liegt in der 1884 gegründeten Firma J. Deckler in Neuchatel. Dort wurden maschinell gefertigte Zierteile aus Kupfer und Zink hergestellt. Nach der Übernahme 1986 durch Jean-Francois Fazan wurde die Produktion nach Apples VD verlegt. Als das Unternehmen im Jahr 2000 abermals verkauft wurde, kam die in Knutwil ansässige „Bühlmann AG Metallwaren“ zum Zug. Seither entstehen im Schwesterunternehmen Kisso AG beeindruckende Ornamente, die sogar bei der Restauration von Oldtimern – etwa als drachenkopfförmiges Hupenhorn – eingesetzt werden.
Thüringen
Über die Ornamentenprofis von Nakra berichtet BAUMETALL in vorliegender Ausgabe auf Seite 44. Der von Horst Kraut gegründete Fachbetrieb für Ornamente war viele Jahrzehnte in Alzenau ansässig. Mittlerweile nach Fambach in Thüringen umgezogen, wird das Unternehmen inzwischen von Michael Messerschmidt geführt. Ein weiterer Spezialist aus Thüringen ist Gürtler- und Spenglermeister Manfred Schulze. Der in Ronneburg stationierte Experte hat sich auf Ziselier- und Treibarbeiten spezialisiert. Sein enormer Erfahrungsschatz kommt bei der Herstellung von Pokalen, Kronleuchtern und anderen Gegenständen ebenso zum Tragen wie beim Bau von Turmspitzen, Turmkugeln und ornamentalen Verzierungen.
Bild: BAUMETALL/Kisso AG
Um Ulm herum...
... sind die Ornamente von Kaufmann seit 1848 ein fester Begriff. Seither hat sich die typische Kaufmann-Qualität weit herum gesprochen, sodass verzierte Rinnenkessel und bisweilen riesige Ornamente in alle Teile der Welt exportiert werden. Erinnern Sie sich an die kupfernen Ornamentfenster des Kansas State Capitol Buildings oder die, mit wunderschönen Details verzierten Rinnenkessel der Duke University in North Carolina? Viele Zierelemente wie Dachspitzen oder Löwenkopfspeier sind bei Kaufmann als Katalogware erhältlich.
Auf Spurensuche
Wie gefällt Ihnen die Idee, ein Roadmovie zu drehen, in welchem an diesen und anderen Drehorten entstandene Filmszenen zusammengeschnitten werden? Bewerbungen zur Aufnahme ins Dreh- und Schauspielerteam werden per E-Mail entgegengenommen. Betreff: Schau mir tief ins Klempnerauge ;-).
