September 2017: Vier Tage lang lädt die Gewerbemesse G17 in Gossau, Schweiz, zum Besuch ein. Unter den über 140 Ausstellern sind lokale Gewerbebetriebe von A wie Apotheken über Fitness-Studios, Optiker und Schulen bis Z wie Zeuch AG. Die 1979 als Bauspenglerei gegründete Firma beschäftigt heute sieben gelernte Bauspengler/Dachdecker, drei Spenglermeister, zwei Teilzeitmitarbeiterinnen und vier Auszubildende. Das Portfolio enthält Arbeiten rund um die Gebäudehülle: Bauspenglerarbeiten, Steilbedachungen, Blitzschutzanlagen, Flachdachabdichtungen, Fassadenverkleidungen.
Eine herausragende Referenz ist die Turmsanierung der Kirche Santa Maria in St. Gallen, über die wir in BAUMETALL-Ausgabe 05/2017 berichteten. Das Geschäft führt der eidgenössisch diplomierte Spenglermeister Christian Zeuch. Für ihn ist die Messe eine ausgezeichnete Gelegenheit, den Betrieb lokal bekannter zu machen, PR zu betreiben und nicht zuletzt auch den Nachwuchs auf sich aufmerksam zu machen: „Wir konnten uns sehr gut platzieren und haben unseren Beruf den Besuchern nähergebracht.“
Wettbewerb als Publikumsmagnet
Der 4 x 4 m große Stand war aus verschiedenen Materialien zusammengesetzt und somit selber ein Ausstellungsstück. Der Bodenbelag bestand aus Feinsteinzeugplatten in drei verschiedenen Oberflächen. Ein Dach- und Fassadenmodell wurde vor Ort von Azubis mit Prefa-Profilen bekleidet. Die Theke glänzte mit Fronten aus eloxiertem Aluminium samt einer Abdeckung aus Naturschiefer. Stehtisch und Hocker aus einer Sammlung unterschiedlicher Blecharten luden zu Gesprächen ein. Hinzu kamen fünf Miniaturobjekte, die das breite Einsatzspektrum für Metall am Bau präsentierten, darunter ein Kirchturm in Kupfer, ein Haus mit Rheinzink PrePatina blaugrau an der Fassade und CNS-Spiegelblech an den Fenstern, ein weiteres Haus, das ein Treppendach mit Rheinzink-Elementen in PrePatina schiefergrau krönte, sowie ein Carport mit Abschlüssen in CNS matt.
Kernstück und Hauptattraktion war ein Wettbewerb, der vor allem Kinder und Jugendliche anlockte. Dabei ging es darum, kleinere Arbeiten am Dach auszuführen. Die Teilnehmenden mussten – betreut von den Auszubildenden der Zeuch AG – mit dem Einbau von vier vorgefertigten Spengler-/Dachdeckerprodukten einen Wasserlauf herstellen und mithilfe einer Kugel simulieren bzw. die Funktionsfähigkeit überprüfen. Zu den einzubauenden Elementen zählten ein Flachdachablauf, eine halbrunde Dachrinne, ein Ablaufrohr und ein Plattenbelag. Wurden alle Teile korrekt eingesetzt, konnte eine Kugel durch die Rohre, Rinnen, Flachdächer und Dachwassereinläufe bis ans Ziel rollen. Wer die Aufgabe erfolgreich abschloss und die Kugel laufen ließ, durfte ein Glückslos mit seiner Adresse ausfüllen. Zu gewinnen waren ein iPad, eine BoomBox JBL und ein Gutschein für den Säntispark, einen Bade- und Freizeitpark in der Region.
Einladung zur Schnupperlehre
Diese Aufgabe war für alle gut lösbar und sprach ein breites Publikum an. Als kleine, machbare Herausforderung führte sie die Teilnehmenden an die Arbeiten von Spenglern/Dachdeckern heran und brachte diese direkt mit den typischerweise verwendeten Materialien in Berührung. Die Aktion war ein voller Erfolg: Sie brachte der Zeuch AG 320 neue Adressen von den Wettbewerbsteilnehmern ein. Die Adressen werden gespeichert und die Jahrgänge der Lehrstellensuchenden werden direkt angeschrieben. Bereits im Winter hat die Zeuch AG die Jahrgänge, die die Schule in den nächsten zwei Jahren abschließen, angeschrieben und sie zu einer Schnupperlehre eingeladen. Dabei ist ein großer Vorteil, dass die Schüler auf der Messe bereits persönlichen (und unterhaltsamen) Kontakt mit der Firma hatten. So bleibt die Resonanz nicht aus: Von 65 angeschriebenen Schülern haben seit Januar bereits sieben eine Schnupperlehre absolviert. Dies entspricht einer Erfolsquote von beachtlichen 10 %!
Auf der Messe war die Firma Zeuch 2017 bereits zum dritten Mal präsent, um aktive Nachwuchssuche zu betreiben. Dazu Spenglermeister Thomas Dürlewanger: „Eine solche Messe ist ein perfekter Ort, um Jugendliche anzusprechen und für eine Ausbildung zu werben, denn hier kann der direkte Kontakt zu den Jugendlichen hergestellt werden.“ Die Vielseitigkeit der Branche und der Materialien wird durch die Standausstattung deutlich und die Arbeiten der Lehrlinge am Prefa-Modell vor Ort zeigen, was ein Spengler in der Praxis macht.
Erfolgsrezept: einfache Aufgaben für jedermann
Auf diese Weise kann man nicht nur Jugendliche auf die Firma und den Spenglerberuf aufmerksam machen. Am Stand werden auch Kundenbeziehungen gepflegt und potenzielle Neukunden angesprochen, wobei die zahlreichen Möglichkeiten im Bereich der Gebäudehülle aufgezeigt werden können. Die Zahlen sprechen für sich: Die alle sechs bis acht Jahre stattfindende Gewerbeschau zieht rund 35 000 Besucher an. Das Ziel der Leistungsschau ist, Besuchern aus Gossau sowie der näheren und weiteren Umgebung die Leistungsfähigkeit des Gossauer Gewerbes und der Fachgeschäfte zu demonstrieren. Gleichzeitig wird für Gossau als Standort mit großer Vielfalt geworben.
Auch die Stadt Gossau unterstützt die Betriebe: Auf der Plattform www.gojob.ch können Unternehmen auf ihre Lehrstellen hinweisen und die Schüler können sich dort informieren und direkt mit den Firmen in Kontakt treten. Die Plattform wurde auf der Ausstellung vorgestellt und interessierte Jugendliche erhielten grüne T-Shirts, die mit der Aufschrift „Ich könnte Ihr neuer Lehrling sein“ auf die Plattform hinwiesen.
Die Initiative der Zeuch AG ist auch für andere Betriebe eine wertvolle Anregung: Kleine und für jedermann machbare Aufgaben in Form von Wettbewerben wirken auf lokalen Veranstaltungen oder regionalen Messen als Besuchermagnet. Gleichzeitig sind Auszubildende hervorragende Botschafter, die effektives Marketing für den Beruf betreiben.
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Bereits in BAUMETALL erschienen sind die Artikel
Jetzt bloß nicht stehen bleiben (Ausgabe 2/2018)
Vom Labor aufs Dach (Ausgabe 3/2017)