Es ist Sonntag, als mich die traurige Nachricht vom Tode Manfred Haselbachs erreicht. Gestern, am 31. Januar 2015, sei er im Alter von 72 Jahren nach einem erlittenen Herzinfarkt verstorben, hieß es. Ich bin fassungslos, denn obwohl Manfred Haselbach seit gut zehn Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls litt, hatte er sich niemals unterkrie-gen lassen. Mit seinen körperlichen Einschränkungen engagierte er sich so gut es ging und tat stattdessen das, was er schon immer am besten konnte:Er dachte . . .
Erstaunlich, wie nah er seinen Le-sern dabei war. Anerkennend quittierte der BAUMETALL-Begründer die erfreulichen Entwicklungen des internationalen Branchenaustausches oder den jüngsten Vorstoß des BAUMETALL-Treffs. „Schade: Während meiner Zeit als BAU-METALL-Chefredakteur war die Branche noch nicht dazu bereit, einen Spezial-Lehrgang für Werkstattleiter auf die Beine zu stellen“, so Haselbach. Umso deutlicher zeigte er seine Freude darüber, dass die Mitglieder des 2002 von ihm ins Leben gerufenen BAUMETALL-Treffs noch immer mit derart großem Engagement dabei sind.
Unbestritten ist: Manfred Haselbach legte mit der Herausgabe der ersten BAUMETALL-Ausgabe vor fast 30 Jahren den Grundstein zu dem, was heute gerne als Branchen-Netzwerk bezeichnet wird. Er brachte Fachleute zusammen und ließ seine Baumetaller auch nach dem gesundheitlich bedingten Rückzug aus dem operativen Geschäft nie aus den Augen.
Stellwerker und Weichensteller
Stellwerker arbeiten bekanntlich im Gehirn des Bahnhofs. Sie leiten herannahende Züge auf entsprechende Gleise und koordinieren den reibungslosen Zug-verkehr. Was kaum jemand weiß: Stellwerker haben auch die Vorbereitung der Züge, deren Reinigung, Kontrolle oder Zusammenstellung für die nächste Fahrt im Blick. Erst wenn alles stimmt, darf der Zug auf dem zugeteilten Gleis in den Bahnhof einfahren, um Fahrgäste auf-zunehmen. Ganz ähnlich betrachtete Manfred Haselbach seine Aufgabe. Von Anfang an war er weit mehr als nur Chefredakteur seiner BAUMETALL – oder anders ausgedrückt: Schon früh gehörte Manfred Haselbach zu den Weichenstellern der Branche. Immer wieder machte er als Fachautor in deutschen, schweizerischen, japanischen oder brasilianischen Fachzeitschriften auf sich aufmerksam. Und auch sein Fachbuch „Kupfer im Hochbau“ fand bei Experten entsprechend große Beachtung. Darüber hinaus kümmerte sich Manfred Haselbach gemeinsam mit den Pionieren seiner Zeit um technische Beratungen, die Herausgabe von Informationsschriften oder die Entwicklung des Normenwesens. Eine wegweisende Signalwirkung erzeugte dabei die 1. Fassung der ZVSHK-Klempner-Fachregeln (Erstausgabe 1979), an deren Erstellung Manfred Haselbach maßgeblich beteiligt war.
Vom ersten Tag an war die Redaktion der im Jahr 1984 gegründeten Fachzeitschrift „BAUMETALL – Klempnertechnik im Hochbau“ so etwas wie die Schalt-zentrale der Branche. Der Redaktionsschreibtisch war das Stellwerk und Manfred Haselbach neben der Zusammenstellung der BAUMETALL-Ausgaben mit dem Zusammenbringen gleichgesinnter Branchenvertreter beschäftigt.
Als Baumetaller der ersten Stunde diskutierte er mit seinen Wegbegleitern über Klempnertechnik, sooft sich die Chance dazu bot. Belüftete oder nicht belüftete Dachaufbauten wurden dabei ebenso häufig thematisiert wie vorgehängte hinterlüftete Metallfassaden. Das enorme Potenzial der Fassade aus Klempnerhand erkannte Manfred Haselbach dabei lange bevor der Begriff Gebäudehülle geboren war. Übrigens: Der Oberbegriff Baumetall stammt von keinem geringeren als Manfred Haselbach. Branchenübergreifend setzte er durch, dass die gängigsten Metalle wie Aluminium, Kupfer, Stahl oder Zink von Planern, und Verarbeitern als Baumetalle bezeichnet werden.
Neue Pfade beschreiten
Mit der Gründung des BAUMETALL-Treffs schuf Manfred Haselbach eine Bühne für junge und aufstrebende Klempnermeister. „Ich habe es einfach satt, dass wichtige Entscheidungen oft von ewiggestrigen Ehrenamtsträgern verhindert werden“, hatte er einmal gesagt. In der Tat blieb dem Fortschritt der Erfolg damals oft aus Prinzip verwehrt. Manfred Haselbach konnte und wollte das nicht akzeptieren. Neue Pfade beschritt er umso zielstrebiger und war folglich neuen Techniken und damit verbundenen Chancen gegenüber stets aufgeschlossen. Mit Leidenschaft informierte er über moderne Werkstoffe, Maschinen oder Systeme, setzte sich jedoch immer intensiv mit der entsprechenden Materie auseinander, bevor er darüber berichtete.
Gegenwind scheute er dabei ebenso wenig wie die zementierte Meinung vieler Traditionalisten. Stattdessen stritt er so lange, bis das Optimale erreicht war. Für sein unermüdliches Engagement wurde Manfred Haselbach 1994 die höchste Auszeichnung der Klempnerbranche – die goldene Lötlampe – verliehen. Seither hat sich bei den Klempnern viel getan, eifern viele engagierte Fachleute dem Vorbild Manfred Haselbachs nach. Sie sprechen miteinander und geben ihr Wissen uneigennützig weiter. Im Gegenzug erhalten sie wichtige Informationen von ihren Kollegen oder anders ausgedrückt: Sie netzwerken und gestalten ihre Zukunft.
Am 31. Januar 2015 stellte Manfred Haselbach erneut die Weichen – betrat abermals unbekannte Pfade. Sicher ist: Die von ihm hinterlassenen Spuren werden der Branche noch lange den Weg in die gemeinsame Klempnerzukunft weisen.
Für unser Museum
Das Europäische Klempner- und Kupferschmiedemuseum lag Manfred Haselbach am Herzen. In seinem Sinne bittet Annette Haselbach anstelle von Kränzen oder Blumen um Unterstützung.
Spendenkonto: Stiftung Europäisches
Klempner- und Kupferschmiede-Museum
IBAN: DE05 7906 9150 0057 7466 04
Raiffeisenbank Main-Spessart
Kennwort: Haselbach
Abschied nehmen
Das BAUMETALL-Team trauert um seinen Herausgeber und ehemaligen Chefredakteur Manfred Haselbach. Den von Manfred Haselbach vollbrachten Leistungen gebührt großer Respekt und Dank – seinen Familienangehörigen bringen wir größtes Mitgefühl entgegen.