In über 243 Jahren entwickelten sich die Fabeltiere der Bildhauer Nathanael Eppen und Gerhard Buschmann zu echten Markenzeichen. Die originalen Plastiken auf dem Dach des Drachenhauses im Potsdamer Schlosspark Sanssouci sind schon Anfang des letzten Jahrhunderts ausgetauscht worden. Aufgrund starker Verwitterung mussten auch die Kopien einige Sanierungen über sich ergehen lassen.
Facettenreich gestaltete Monster
Sämtliche Drachen bestehen aus Zink und wurden in manueller Treibarbeit angefertigt. In den grün-grauen Körpern mischen sich Vogel, Echse und Saurier. Jede Figur steht auf zwei vogelartigen Beinen mit plumpen Füßen und richtet ein Paar Flügel empor, als setze sie zum Flug an. Auf dem Rücken entdecken Parkgäste angedeutete Hornplatten eines Schuppenpanzers. Die Plastiken unterscheiden sich in winzigen Details voneinander, z.B. durch die spezielle Form und Länge des eidechsenartigen Schwanzendes. Auf dem Dach des Parterres stehen acht größere Exemplare. Die übrigen acht auf dem Dach des darüber liegenden Stockwerks sind einige Zentimeter kleiner als ihre Artgenossen. Die kleineren reißen ihre Mäuler etwas weiter auf, sodass ihre Mimik giftiger wirkt.
Vergoldet und ausgemustert
Die originalen Figuren waren verschiedenen Quellen zufolge ursprünglich vergoldet gewesen. Tatsächlich erinnert nur noch wenig an diese Farbgebung, weil die Originale 1904 bei einer Restaurierung durch Kopien ersetzt wurden. Seitdem sind die Drachen nicht mehr golden. Im Jahr 2011 berichtete die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, die den Park Sanssouci verwaltet, dass von den abmontierten Originalen drei Exemplare erhalten geblieben seien. Es existierten sogar Pläne, einen dieser drei, die es bis ins Lager des Stadtmuseums Berlin geschafft haben sollen, aufzuarbeiten und wieder in den ursprünglich vergoldeten Zustand zu versetzen.
Verwittert, abmontiert, restauriert
Die vor über 100 Jahren installierten Figuren erlebten höchst unterschiedliche Sanierungen. Witterungsschäden wurden oft nur notdürftig, teilweise mit Stahlteilen ausgebessert. Zwischen 1995 und 2001 erneuerte die Georg Haber & Joh. L. L. Brandner GmbH in mehreren Etappen umfassend alle sechzehn Plastiken. Der Spezialist auf dem Gebiet der Metallrestaurierung montierte die Figuren ab, um die Schäden zu untersuchen und zu verzeichnen. Verwitterte Teile und Eisenbleche von nicht fachgerecht durchgeführten Reparaturen wurden entfernt. Die Mitarbeiter ergänzten fehlende Stellen durch neue handgetriebene Zinkbleche und frischten die Farbgebung der Plastiken auf. Außerdem wurden neue witterungsbeständige Befestigungselemente angefertigt, auf denen das Traditionsunternehmen aus Regensburg die Figuren wieder montierte. Schon im Februar 1997 standen die ersten acht erneuerten Figuren wieder an ihrem Platz auf dem Drachenhaus.
Als China in Preußen Mode war
In den 60er- und 70er-Jahren des 18. Jahrhunderts erfreuten sich die chinesische Kultur und Kunst am preußischen Hof großer Beliebtheit. Vergoldete Plastiken, geschwungene Dächer und ein achteckiger Grundriss repräsentieren diese Mode. Insgesamt ähnelt das Gebäude des Architekten Carl von Gontard nur entfernt dem Stil ostasiatischer, turmartiger Tempel. Denn die Vorbilder, eine chinesische Pagode und die Entwürfe des Architekten Sir William Chambers, finden sich stark abgewandelt in dem Bauwerk wieder, das von 1770 bis 1772 errichtet wurde. Indem die 16 Figuren jeweils zur Hälfte auf die Dächer verteilt sind, akzentuieren sie die acht Ecken des Gebäudes. Darüber hinaus heben die Plastiken die geschwungenen Linien der Dächer hervor. Denn dort, wo die markanten Bögen an der Traufe beginnen, hockt jeweils ein Drachen.