Immer wieder werde ich gefragt, wodurch sich echte Herzblutspengler auszeichnen. Die Antwort ist einfach: Neben einem enormen Interesse am Werkstoff Metall haben sie Emotionen und zeigen diese auch. Natürlich gibt es ambitionierte Vertreter dieser Spezies auch in Klempner-, Blechner- und Flaschnerkreisen. Und selbstverständlich treffen sich Gleichgesinnte immer wieder gerne, um Neuigkeiten auszutauschen. Eine gute Gelegenheit, sich gegenseitig auf den neusten Stand zu bringen und dabei zu erfahren, was der Nachwuchs macht, ist die jährlich stattfindende Ausstellung der Blechmasters. Im Stuttgarter Rotebühlbau präsentieren die Meisterschüler der Robert-Mayer-Schule dazu ihre Meisterstücke. Am 18. Januar 2015 geschah dies erstmals unter der Federführung des neuen RMS-Werkstattleiters und Ausbildungsmeisters Daniel Wagner, der im September 2014 Gert Brenners Klempnermeisterklasse übernahm.
Wir erinnern uns: In BAUMETALL-Ausgabe 1/2014 hieß es: „Gert Brenner macht die Biege.“ Nun ist es offiziell. Bei der Ausstellung der Blechmasters 2014/2015 übergab der seit fast 38 Jahren aktive RMS-Werkstattlehrer den kupfernen Führungsstab öffentlich an seinen Nachfolger Daniel Wagner. Natürlich ist dieser alles andere als ein Greenhorn. Daniel Wagner unterrichtet seit einigen Jahren Klempnermeister an der RMS. Gemeinsam mit Werkstattprofi Michael Heuberger und den Fachtheorie-Experten um Hans-Peter Rösch wird Wagner auch zukünftig für den guten Ruf der Robert-Mayer-Schule sorgen.
Und wie in jedem Jahr hatte die Prüfungskommission auch 2015 die verantwortungsvolle Aufgabe, die Qualität der Meisterstücke zu bewerten. Während Arbeiten wie ein kupfernes Wasserbecken, eine Kupfer-Standuhr oder ein Zierbrunnen aus Titanzink mit solider Ausführung überzeugten, sorgten ein Windsegel, eine Klempner-Wasserpfeife und der Nachbau eines Rennauto-Schalensitzes für das besondere Aha-Erlebnis. Übrigens überraschen die Meisterstücke aus Stuttgart seit Jahren mit immer wieder neuen Ideen – von deren technischer Umsetzung ganz zu schweigen.
Stabübergabe als heiliger Moment
Was wären die Blechmasters ohne die Ansprache des Schulleiters und was ohne Klempner-Emotionen? Wie bereits in den Vorjahren eröffnete Schulleiter Manfred Härterich die Ausstellung. Dabei lobte er die Arbeit von Lehrern sowie Prüfungskommission und berichtete von zahlreichen Aktivitäten der Meisterschüler. Besondere Anerkennung brachte er dem RMS-Hilfsprojekt für ein rumänisches Internat sowie der Teilnahme der Meisterschüler am Weltrekord im Spenglerpfeifenbau entgegen. Und auch der RMS-Türöffner-Tag „Die Sendung mit der Maus“ sowie der damit verbundene Werkstattbesuch des Maus-Teams durften in der Ansprache des Schulleiters nicht fehlen. „Die Aktivitäten unserer Meisterschüler haben längst den Status wichtiger Marketingaktionen für die Branche erlangt und sind somit auch für unsere Schule von Bedeutung“, ist sich Härterich sicher. Dabei sei es notwendig, dass Lehrer und Schüler an einem Strang ziehen.
Dann trat Fachlehrer Hans-Peter Rösch ans Mikrofon, um einen heiligen Moment in der Geschichte der Blechmasters anzukündigen. Laut Rösch könne man die Führungsposition eines RMS-Werkstattleiters nicht ohne Ritual übernehmen. Aus diesem Grund forderte er Gert Brenner und Daniel Wagner zum Wettfalzen auf. Die Aufgabe: Der vorprofilierte Winkelfalz einer 0,7-mm-Stahlblech-Schar soll mit Deckzange und Falzhammer von Hand zum Doppelstehfalz geschlossen werden. Gesagt getan: Vor den Augen zahlreicher Besucher, darunter zukünftige und ehemalige Meisterschüler, falzten die beiden Ausbilder um die Wette. Der eine besonnen, der andere flink wie ein Wiesel – um am Ende fast zeitgleich fertig zu sein. Erst dann erfolgte die symbolische Übergabe des Blechmaster-Führungsstabes der, wie kann es auch anders sein, aus Kupfer besteht.
Eine Zeitreise weckt Emotionen
Seit Jahren ist die Ausstellungseröffnung der Blechmasters fest mit dem Catering durch Engelhardt Werkzeuge und Maschinen verbunden. Und weil Geschäftsführer René Engelhardt daher unzählige RMS-Meisterschüler mit verabschiedet hat, bat er frühere Blechmasters darum, eine kurze Videobotschaft für Ausbilder Gert Brenner aufzunehmen. Der Werkzeug- und Maschinenprofi Engelhardt präsentierte die durchweg gelungenen Kurzfilme per Videobeamer und sorgte auf diese Weise für ein virtuelles Wiedersehen. Sichtlich gerührt bedankte sich der ehemalige Meistermacher mit den Worten: „Ich bin nur ein kleines Zahnrad im Klempnergetriebe, aber kleine Räder treiben die großen an.“ Indes sammelt René Engelhardt weitere Grußbotschaften. Er fordert die ehemaligen RMS-Meisterschüler auf, entsprechende Video-Grüße per E-Mail an Gert Brenner zu senden.