Was Klempnermeisterschüler in Deutschland als Situationsaufgabe bezeichnen, umschreiben Spenglermeisterschüler in der Schweiz gerne auch als Fallstudie. Dass die Eidgenossen dabei durchaus ebenso mit Blechschere, Holzhammer oder Schaleisen hantieren, wissen die wenigsten. Stattdessen ist die Meinung weit verbreitet, Schweizer Spenglermeisterschüler befassen sich im Rahmen ihrer Diplomarbeit vorwiegend mit Aufgaben, die einen zukünftigen Geschäftsführer erwarten könnten. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.
Frischgebackene Spenglermeister zeigen, was sie können
Nachdem sich meine Klassenkameraden der Schweizer Spenglermeisterklasse SpDip15 und ich für die Abschlussprüfung zum Spenglermeister mit eidgenössischem Diplom qualifiziert hatten, starteten wir in den meisterlichen Endspurt. Als letzte Hürden standen ja noch die Diplomarbeit, die mündliche Prüfung und die Fallstudie über Betriebswirtschaft vor uns. Die damit verbundenen Aufgaben entpuppten sich als große Herausforderungen. Dennoch, oder vielleicht gerade deswegen, haben wir uns mit großer Begeisterung und Elan an die Arbeit gemacht.
Im Rahmen unserer Diplomarbeit wurden unter anderem Anforderungen an uns gestellt, die uns als zukünftige Geschäftsführer erwarten könnten. Darunter befanden sich beispielsweise Aufgaben wie die Kalkulation von Metalldächern, das Erstellen von Materialauszügen, die Abwicklung einer Asbest-Sanierung oder die Ausarbeitung unterschiedlicher Details zur Herstellung funktionierender Dachaufbauten. Meinen ganz persönlichen Favoriten habe ich schnell gefunden – die Konstruktion, Zeichnung und Abwicklung sowie die Anfertigung eines Rinnenkastens. Dieser musste natürlich wie ein Maßanzug zu einem von der Prüfungskommission vorgegebenen Objekt passen. Hand aufs Spenglerherz: Welcher Spengler ist bei solch einer Aufgabe nicht sofort mit Herzblut dabei?
Verschiedenartige Designs und unterschiedliche Lösungsansätze
Die Vorstellungen darüber, wie ein funktioneller und dennoch formschöner Rinnenkasten aussehen könnte, gingen in unserer Klasse erwartungsgemäß etwas auseinander. Jeder von uns definierte die Anforderung „zur Situation passend“ auf seine Weise, was die Aufgabe nur noch interessanter machte. Wie würden die Prüfer unsere unterschiedlichen Designs bewerten und welches Funktionsprinzip würde sich als praxistauglichstes durchsetzen?
Unabhängig vom erreichten Ergebnis der einzelnen Arbeiten ist es mir sehr wichtig, der Fachwelt die zahlreichen Einzelstücke vorzustellen. Schließlich verdeutlichen die vielfältigen Ausführungsvarianten unserer Arbeiten, welch enorme Fingerfertigkeit Spengler an den Tag legen können. Unter dem Strich betrachtet stelle ich mit Zufriedenheit fest, dass jedes Stück als Einzelstück ganz eigene Emotionen transportiert. Man könnte auch sagen: Jeder Spenglermeisterschüler ließ seinen persönlichen Spirit in sein Bauteil einfließen, was die Betrachtung der insgesamt 14 Rinnenkästen doppelt interessant erscheinen lässt.
Anmerk. d. Redaktion: Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. BAUMETALL gratuliert den diplomierten Spenglermeistern des Jahrgangs 2015 und freut sich natürlich auch auf deren Teilnahme am BAUMETALL-Wettbewerb „Meisterstück des Jahres gesucht“. Der Einsendeschluss wurde aus aktuellem Anlass auf den 27. September 2015 verlängert.
Autor
James Caluori
ist diplomierter Spenglermeister aus Luzern
Meisterstück des Jahres
Bewerbungsphase bis 27. September 2015 verlängert!
Bewerbungsberechtigt sind alle Meisterstücke, die in den Jahren 2014 oder 2015 hergestellt wurden. Zur Teilnahme wird Folgendes benötigt: zwei bis vier hochwertige Fotos des Meisterstücks aus unterschiedlichen Blickrichtungen, eine Kurzbeschreibung (Material und Verbindungstechnik), Name, Adresse und Telefonnummer des Meisters. Sammelbewerbungen über die Vorbereitungsklasse (Ausbilder oder beauftragter Schülervertreter) sind zulässig. Die Preise werden erstmals in vier Kategorien vergeben. Die Vorauswahl und Nominierung der beliebtesten neuen Meisterstücke erfolgt über die Online-Abstimmung durch die BAUMETALL-Leser. Neu ist die Kategorie „Beste Abschlussnote“. In dieser Kategorie können sich ausschließlich die Meisterschulen mit den jeweils jahrgangsbesten Arbeiten bewerben. redaktion@baumetall.de www.baumetall.de