An zahlreichen deutschen Meisterschulen endeten im ersten Halbjahr 2014 die Vorbereitungskurse zur Klempner- und Spenglermeisterprüfung. In Stuttgart, Ulm und Augsburg wurden die Prüfungen ebenso abgenommen wie in München, Maien, Schweinfurt oder Singen. Und auch an den Ausbildungszentren in Hamburg oder Dresden sind die Kollegen aktiv. Von überall her senden die stolzen Meister Fotos ihrer Gelungenen Arbeiten in die BAUMETALL-Redaktion. Josef Frank Jun. ist einer von ihnen. Das Foto seiner aus Kupfer gefertigten Meistergeige macht nicht nur Lust auf mehr, sondern es steigert bereits jetzt die mit Spannung erwartete vierte Auflage des BAUMETALL-Leserwettbewerbs Meisterstück des Jahres.
Bewerbungsphase eröffnet
Auf der Dach+Holz 2016 ist es wieder so weit. In Stuttgart sollen die nächsten Meisterstücke des Jahres gekürt werden – entsprechende Bewerbungen nimmt BAUMETALL bereits jetzt entgegen. Diese können kollektiv von den Kursleitern der einzelnen Meisterschulen oder aber einzeln von den jeweiligen Meisterschülern eingesandt werden. Dazu genügt eine E-Mail mit angehängtem hochwertigem Foto des Meisterstücks. Natürlich dürfen die Adresse das Jungmeisters sowie dessen Kontaktdaten nicht fehlen. Mit im Rennen sind alle eingesandten Arbeiten – die Vorauswahl wird wie immer von den BAUMETALL-Lesern getroffen.
Ziergeige aus München
Eine kupferne Ziergeige nach Antonio Stradivari platzierte Josef Frank Jun. auf einem 8-eckigen Sockel. Zu Recht ist der aus Mittenwald kommende Jungmeister Stolz auf sein gelungenes Meisterstück. Den Geigenkorpus fertigte er aus einer Decke, dem Boden und dem Zargenkranz. Die gewölbte Geigendecke brachte er mittels Treibtechnik in Form und fügte sie durch Falztechnik mit dem Zargenkranz zusammen. Der Geigenhals verfügt über eine Holz-Unterkonstruktion, auf der eine aus drei Segmenten bestehende Kupferbekleidung befestigt wurde. Wie beim Original bildet eine Schnecke den Abschluss des Halses. Diese besteht aus sechs Kupferteilen, welche stumpf miteinander verlötet bzw. zusammengefalzt wurden. Die Bespannungsutensilien der Geige brachte der Prüfling als Fertigteile mit. Sie wurden bei der Prüfung lediglich montiert. Eine weitere Herausforderung war ein 3-mm-Drahteinlagenstück, das im halben Geigenboden eingearbeitet wurde. Aufriss und Ausschnitt des halben Bodens sowie Anformen des Drahtes, Schweifen und Bördeln des Bodens beziehungsweise Einlegen und Schließen der Drahteinlage erforderten besonders viel Fingerspitzengefühl. Um das Meisterstück in Szene zu setzen fertigte Josef Frank einen achtteiligen Sockel samt Deckel an.
Meister aus Singen
Klempner und Dachdecker haben an der Bildungsakademie Singen ihren Meisterkurs abgeschlossen. Von Januar bis Ende Mai büffelten die Klempner- und Dachdeckergesellen nicht nur im Unterricht an der Bildungsakademie Singen, sondern auch nach Feierabend noch für ihr eines großes Ziel: endlich Meister werden. Nun haben sie es geschafft. Über 747 Unterrichtseinheiten in Fächern wie Bauphysik, Werkstoffkunde und Baudiagnostik standen auf dem Programm. Hinzu kam eine Situationsaufgabe. Innerhalb eines Tages mussten die Meisteranwärter einen Fensterrahmen verwahren, ihn also mit Blech einfassen. Doch was wäre ein Meister ohne Meisterstück? 40 Stunden hatten die jungen Klempner Zeit, um ihr Stück zu entwerfen und umzusetzen. Dabei wählten bis auf einen alle Teilnehmer die einheitliche Aufgabe, die daraus bestand, einen zwei Meter hohen Turm zu erstellen. Doch der hatte es in sich, denn Form und leicht schiefer Winkel, Material und Beiwerk waren genauestens vorgeschrieben. In der Klempner-Werkstatt der Bildungsakademie Singen entstanden so in der vorgegebenen Zeit die gewünschten Kegel mit Fassaden aus Kupfer, Zink oder Aluminiumblech und Dachrinne. Einzig Dennis Dörr realisierte eine eigene Meisterstück-Idee, einen mit Aluminiumblech beschichteten Leuchtturm. Im Juli wurden nun nicht nur die Meisterstücke bewertet, sondern auch die erlernten Kenntnisse und das neu erworbene theoretische Wissen abgefragt. Elf Kursteilnehmer haben auf Anhieb bestanden und sind nun Meister ihres Fachs. Der nächste Meistervorbereitungskurs in Vollzeit für Klempner, Teile I und II startet im Januar 2016. Informationen zu Meisterkursen der Bildungsakademien erteilt Stefanie Ende von der Handwerkskammer in Konstanz (siehe Infokasten).
Schweinfurt überzeugt
Auch an der Spenglermeisterschule in Schweinfurt fanden vor Kurzem die Prüfungen statt. Mit einem beeindruckenden Potpourrie unterschiedlichster Dachmodelle und Ziergegenstände bewiesen die jungen Spenglermeister erneut, welchen Stellenwert die Ausbildung in Schweinfurt hat. Ob Globus oder Zwiebelturm – die Meisterschmiede in Schweinfurt hält, was sie verspricht. Traditionsgemäß bietet sie eine praxisbezogene Ausbildung und erfüllt die Erwartungen der Kursteilnehmer jedes Jahr aufs Neue. Übrigens sind im BAUMETALL- Online-Extra alle Arbeiten aus Schweinfurt abgebildet.
Geld für Meister und Co.
Wer sich über eine Weiterbildung Gedanken macht, sollte diese gut planen. Dabei hilft es zu wissen, dass der Staat Weiterbildungswilligen unter bestimmten Voraussetzungen unter die Arme greift, um finanzielle Engpässe zu überbrücken. Nach dem Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz (AFBG), dem sogenannten Meister-BAföG, gibt es je nach individueller Situation zinslose Kredite nicht nur für Meisterkurse, sondern auch für Fort- oder Weiterbildungskurse mit mindestens 400 Unterrichtsstunden.
Allein im Bezirk der Handwerkskammer Konstanz, der die Landkreise Konstanz, Waldshut, Rottweil, Tuttlingen und Schwarzwald-Baar umfasst, wurden im letzten Jahr über die Hälfte der rund 700 Meisterschüler durch Meister-Bafög gefördert. „Ohne diese Unterstützung würden viele Handwerker den Schritt nicht wagen“, so Stefanie Ende, die bei der Handwerkskammer all jene berät, die sich für einen Meisterkurs interessieren. Es gebe zahlreiche Meisterschüler mit Familie, bei denen der Verdienstausfall im Falle eines Vollzeit-Meisterkurses nur durch das Meister-BAföG aufgefangen werden könne. Für einen alleinstehenden Meisterschüler in Vollzeit ohne Kind bedeutet dies, dass er derzeit 697 Euro an Unterstützung zum Lebensunterhalt bekommt. Davon sind 238 Euro Zuschuss und 459 Euro Darlehen. Für Verheiratete steigt der Betrag auf 912 Euro (238 Euro Zuschuss und 674 Euro Darlehen) und für Verheiratete mit einem Kind gibt es 1122 Euro (343 Euro Zuschuss und 779 Euro Darlehen), erklärt Stefanie Ende. Wer mehr wissen möchte, kann sich gerne mit Beraterin Stefanie Ende in Verbindung setzen.
Tel: 07531-205-412