Bekanntlich weckt BAUMETALL die Reiselust manch eines Kollegen. Mike D. C. Smith aus England ist einer von ihnen. Aufmerksame Leser kennen ihn aufgrund zahlreicher Beiträge auf der BAUMETALL-Facebook-Seite sowie seinem Leserbrief an Karl Auer in Aus-gabe 2/2014. Den BAUMETALL-Beitrag „Klempnertechnik im Iran“ (Ausgabe 5/2014) nahm der talentierte Klempner zum Anlass folgende Zeilen an die Redaktion zu richten:
„Besten Dank für den interessanten Bericht über die Kupferschmiede aus dem Iran. Natürlich haben mir auch die anderen Beiträge Spaß bereitet. Und ja, ich kenne das: Wo ich auch immer hingehe, schaue ich mehrheitlich nach oben. Ich bin immer daran interessiert, wie in anderen Ländern mit Kupfer oder Messing umgegangen wird. Darum freue ich mich auch jedes Mal, wenn wieder ein Artikel über außergewöhnliche Metallarbeiten in BAUMETALL erscheint. Über verschiedenartige Treibarbeiten gibt es übrigens auch unzählige Literatur, meist jedoch auf Englisch.
- Chasing and Repousse von Nancy Megan Corwin
- Creative Metal Forming von Betty Helen Longhi & Cynthia Eid
- Sculpting in Copper von Sue White-Oakes
sind einige Beispiele. Es ist erstaunlich, dass manche Länder, von denen wir West-Europäer es nicht erwarten, mit primitivsten Mitteln oft qualitativ höher stehende Arbeit vorweisen. Da kann ich nur staunen. Zum Beispiel fertigen japanische Kupferschmiede Teekrüge an, indem sie diese aus nur einem Stück Metall aufziehen – und das sogar inklusive Ausguss(!). Solche Handwerker sind hoch angesehene Leute und ihre Arbeiten verkaufen sie zu Preisen um die 2000 Euro. Vor allem im Nahen Osten ist der Beruf des Kupferschmieds noch immer weit verbreitet. Auf meiner Reise nach Tunis durfte ich ebenfalls an einem Markt miterleben, wie Kessel und allerlei andere kunstvoll verzierte Gegenstände entstehen.
Bekanntlich waren Kupferschmiede auch in Westeuropa einst sehr aktiv. Newlyn in Cornwall (GB) war einmal berühmt für seine Kupferschmiede. Bis ins 20. Jahrhundert hinein stellten sie sämtliche Küchen- und Haushaltsutensilien für die Londoner Oberschicht her. Das benötigte Kupfer wurde damals aus Minen in Cornwall gewonnen und in Wales gewalzt. Die Stadt Dinant in Belgien war ebenfalls einmal als Hochburg der Kupferschmiede bekannt. Daher stammt auch der belgische Name „Dinandier“ für Kupferschmied. Fast überall ging das wunderbare Handwerk durch den Siegeszug der Billigware (maschinell gestanzte Produkte) verloren und ist heute beinahe gänzlich ausgestorben. Mittlerweile gibt es in Belgien noch einen Kupferschmied, der sein Handwerk beherrscht und davon leben kann. In Frankreich ist meines Wissens ebenfalls noch ein Kupferschmied aktiv und in United Kingdom sind es deren zwei. Und manchmal frage ich mich dann: Waren wir in unseren Breitengraden nie so begabt wie die Schmiede aus dem Osten? Oder sind wir bloß zu faul geworden und haben alles verlernt?
Beste Grüße aus UK, Mike D. C. Smith
BAUMETALL-Antwort: Lieber Mr. Smith, die von Ihnen geschilderte Entwicklung zum Schicksal der Kupferschmiede bringt es auf den Punkt. In unserer modernen Zeit geraten handwerkliche Fähigkeiten leider zunehmend in Vergessenheit. Eine ähnlich dramatische Entwicklung haben übrigens die Kollegen der Schuhmacher erlebt. Heute werden wir jedoch Zeugen einer Trendwende: Nachdem handgefertigte Schuhe durch industriell erzeugte Massenware nahezu verdrängt wurde, feiern spezialisierte Schuhmacher inzwischen ein Comeback. Übrigens haben die bekanntesten Schuhmanufakturen ihre Wurzeln in England. Es bleibt zu hoffen, dass europäische Kupferschmiede und auch die berufsverwandten Klempner und Spengler vor einer ähnlichen Entwicklung verschont bleiben. Und weil der Blick über die Schultern erfahrener Kupferschmiede schlicht und ergreifend wunderbar ist, präsentiert https://www.baumetall.de/ zahlreiche Fotos aus der Arbeitswelt iranischer Kollegen. Der Klick lohnt sich – Sie werden begeistert sein.