Schwäbische Traufe in Texas

15.03.2018 | Veröffentlicht in Ausgabe 02-2018 | Druckvorschau

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</p> - © Jim Wilson Photography — © Jim Wilson Photography

3000 Kupferrauten Kuppeln verleihen einem Bauwerk eine erhabene Würde. Das trifft auch auf die Parkland Hall zu, deren Eindeckung ein beachtliches Maß an Handwerkskunst erforderte. Für das Gewölbe kamen nur Sonderanfertigungen aus Edelmetall infrage

Die Bekleidung von Kuppeln zählt zu den Spezialgebieten von Günther Huber. Am Bauwerk in Dallas (Texas) installierte der Geschäftsführer mit seinen Unternehmen CopperWorks und Ornametals Manufacturing knapp 19,1 t des walzblanken Werkstoffs. Mehr als 3000 rautenförmige Tafeln wurden in abgestufter Größe hergestellt und auf dem Hauptgebäude des Old Parkland Campus verlegt. Hinzu kamen dekorative Ornamente und eine über 91 m lange, innen liegende Entwässerungsrinne. Die Arbeiten auf dem Gewölbe wurden 2016 mit dem North American Copper in Architecture Award in der Kategorie „New Construction“ ausgezeichnet.

Digital im Jefferson-Stil geplant

Die Unternehmen aus Alabama bewältigten das Projekt von der Planung über die Fertigung bis zur Montage. „Die Zeichnungen und die 3D-Modellierung für die Kuppel stammen von CopperWorks. Die Ideen für die Kombination aus Doppelstehfalztechnik und flachen Fugen sind auch von uns“, erklärt der Geschäftsführer, inwieweit seine Unternehmen in die Gestaltung einbezogen waren. Die Entwürfe gaben bereits eine Fülle an Details sehr genau vor. Die Kuppel mit dem kreisrunden Grundriss ähnelt in ihrer Form einer Halbkugel, deren Fläche ungefähr 1500 m² beträgt. Insgesamt acht Bögen teilen das Gewölbe in acht gleich große Segmente. Auf der Kugelkappe thront ein Sockel mit Spitze und Bekrönung. Für den Bau der Parkland Hall ließen sich die Architekten durch die Geschichte inspirieren, indem sie die Kuppel nach dem Vorbild auf der University of Virginia gestalteten. Diese Kuppel der Universität wiederum entwarf kein Geringerer als Thomas Jefferson persönlich, der als Präsident der USA von 1801 bis 1809 amtierte. Das Design des Gewölbes trägt daher die Bezeichnung „Jefferson-Stil“, an dem sich die neue Kuppel auf der Parkland Hall orientiert. Das kupferbekleidete Gewölbe schlägt somit eine Brücke zwischen den historischen Gebäuden auf dem Campus und der Gegenwart.

Verschiedene Formate gefertigt

Gefragt war ein Material, das die Haltbarkeit der Bekleidung für eine lange Zeit garantiert und möglichst wenig Wartung erfordert. Der Werkstoff Kupfer erfüllt diese Erwartungen am besten. Denn auf der Oberfläche der montierten Profile entsteht durch die Oxidation mit der Zeit eine natürliche Patina, die das Material vor der Witterung schützt. Die Tafeln wurden für insgesamt 32 Reihen pro Kuppelsegment auf Maß gefertigt, wobei die Größe der Tafeln vom Fuß bis zur Spitze abnimmt. Die größten Rauten messen ungefähr 920,8 mm in der Höhe und 812,8 mm in der Breite. Die kleinsten Exemplare sind dagegen nur 8,5 mm breit, allerdings 1117,6 mm hoch.

Außer den rhombusförmigen Formaten erforderte die Eindeckung weitere Tafeln in Dreieck- und Trapezform. Die 3D-Modelle und Zeichnungen zeigen deutlich, dass diese Sonderformen ebenfalls seit der Planung feststanden. Das trifft speziell für die erste Reihe am Fuß der Kuppel und für die 32. Reihe unter der Kuppelkappe zu. Darüber hinaus bilden gekürzte Tafeln in jeder Reihe den Anschluss zu den bekleideten Bögen. „Die verschiedenen Formate haben wir mit einer Wasserstrahlschneidemaschine hergestellt. Wir schrieben mehrere Schneidprogramme, die von der Maschine abgearbeitet wurden“, so der Geschäftsführer. Dabei wurden die Rauten und anderen Formate (z. B. die Dreieckform) so auf den 0,7 mm starken Kupferbahnen angeordnet, dass beim Schneidvorgang möglichst wenig Materialverschnitt übrig blieb. Die Fertigung der Bauteile begann im Juni 2015 und dauerte drei Monate bis Ende August.

Eine Welt aus Kupfer

Seit Jahren vertraut der Gründer von CopperWorks auf eine Zusammenarbeit mit europäischen Spezialisten. Als Partner waren auch diesmal VMZinc und die Ornamentenspengler des Handelshauses Kaufmann aus Neu-Ulm beteiligt. Ornametals Manufacturing übernahm dabei die Federführung. In dieser Kooperation entstanden die Ornamente für die acht Rippenbögen mit den Schneckenformen am Fuß sowie ein Sockel mit Turmbekrönung. Die Spengler in der Werkstatt von Kaufmann bauten die Spitze, während die Schneckenornamente die Handschrift von VMZinc tragen. Zur Fertigung wurde walzblanker Werkstoff der Stärke 0,8 bis 1 mm verwendet. Der Dachschmuck erreicht eine imposante Größe. Allein eine Schnecke misst 1,68 m in der Höhe und 1,22 m in der Breite. Zur Herstellung formten die Handwerker gewölbte Segmente, die sie mithilfe von Schweiß- und Löttechniken zusammenfügten. Für die rund 7,32 m hohe Bekrönung wurde eine Spitze mit Turmkugel kreiert. Sie ruht auf einem achteckigen Sockel, dessen Ecken mit den acht Rippenbögen harmonieren. Die Bekrönung steht auf einer Plattform mit einem Durchmesser von etwa 3,66 m. Bei der Fertigung des Sockels kamen ebenfalls Schweiß- und Löttechniken zum Einsatz. Die Bekleidung für jeden der acht Rippenbögen unterteilt sich in 19 Segmente. Die Spengler setzten ein Segment aus fünf Profilen zusammen, die ihrerseits konkav und konvex geformt sind. Allein ein Segment ist knapp 686 mm hoch, 762 mm breit und gut 990 mm lang. Die Spezialanfertigungen verleihen der Kuppel ihre prägnante Silhouette.

10 000 verdeckte Hafte

Die Installation der Rauten, Bekleidungen und Ornamente erfolgte direkt nach der Fertigung von September bis Dezember 2015. Mit der Montage waren drei Handwerker beschäftigt, die mit Seilen gegen Absturz gesichert werden mussten. Denn der Rundbau erreicht eine stattliche Höhe von 29,4 m. Die Handwerker verlegten die Rauten, indem sie die Falze ineinanderhefteten und zur Befestigung Hafte aus Kupfer verwendeten. Weil sich die Kanten der Rauten überlappen, verschwinden die Hafte jeder verlegten Reihe hinter den nachfolgenden Rauten. Trotz der unsichtbaren Befestigungstechnik spricht folgende Zahl für sich: Auf alle Rauten hochgerechnet kamen über 10 000 Hafte zum Einsatz, da beim Großteil der 3000 Exemplare zwei Hafte jeweils einen Falz fixieren. Aufschlussreicher Einblick in die Spenglertechnik: Die letzte obere Reihe der Tafeln besteht komplett aus Dreieckformaten, die mit einem Haft befestigt wurden. Diese Tafeln enthalten eine spezielle Aufkantung, die den Anschluss zur Stehfalztechnik bildet.

Stehfalze neben flachen Fugen

In den flach geneigten Bereichen am Fuß und auf der Krone des Gewölbes sowie auf der Plattform unter der Bekrönung installierte CopperWorks eine Bekleidung in Doppelstehfalztechnik. An den Wänden unter der Dachrinne sowie an der Kuppelkappe befestigten die Handwerker dagegen Wandpaneele mit flachen Falzen. Das System zur Dachentwässerung am Fuß des Gewölbes orientiert sich am Grundriss. „Die mehr als 91,4 m lange, innen liegende Dachrinne entspricht dem Radius der Kuppel und wurde in 2,44 m langen Segmenten vorgefertigt. Jedes Segment besteht aus vier Sektionen, die gefalzt und gelötet wurden“, so der Geschäftsführer. Auf dem Old Parkland Campus, der zu den exklusivsten Büroparks der Stadt gehört, stehen heute insgesamt neun Gebäude, darunter zwei Bestandsgebäude, die bereits 2008 renoviert worden waren. Alle anderen Bauwerke wurden neu errichtet. Als Hauptvertragspartner war das Unternehmen BRI Commercial Roofing für die Bedachung der letzten vier Neubauten verantwortlich, unter ihnen die Parkland Hall.

Der Geist der Professionalität

Ein Grund für den termingerechten Abschluss der Bauarbeiten lag an der guten Zusammenarbeit aller Gewerke, die der CopperWorks-Geschäftsführer ausdrücklich hervorhebt: „Jeder Beteiligte, vom Eigentümer über den Designer bis hin zu allen Vertragspartnern, stellte sich seiner Verpflichtung, indem er die anderen unterstützte, um den Erfolg zu sichern.“ Bereits zum vierten Mal erhielt der Gründer von Ornametals und CopperWorks den North American Copper in Architecture Award. Mit dem Preis würdigen die Copper Development Association (CDA) und die Canadian Copper and Brass Development Association (CCBDA) außergewöhnliche Kupferarbeiten, wie die Eindeckung auf dem Wahrzeichen der texanischen Metropole.

www.ornametals.com

www.copperworkscorp.com

www.copper.org