Weniger ist mehr Oder etwa nicht? Sachlich betrachtet, geht mit der Widersprüchlichkeit dieser Redewendung ein bewusst gesetzter Sinnfehler – ein sogenanntes Oxymoron – einher. Umgangssprachlich ist damit gemeint, dass ein Weniger besser sei als ein Mehr. Echt jetzt? Ist diese althergebrachte Auffassung noch zeitgemäß? In der Politik auf keinen Fall, denn mit weniger Stimmen kommen keine Mehrheiten zustande. Die jüngsten Ereignisse im thüringischen Landtag verdeutlichen, welchen Schaden knappe Mehrheitsverhältnisse anrichten. Und auch das schier endlose Brexit-Drama wurde durch ein Weniger entfesselt. Knappe 51,9 % der Wählerstimmen legitimierten einen fragwürdigenRegierungsauftrag und sorgen bis heute für Unzufriedenheit. Ein Weniger der anderen Art kennzeichnet die Ausbildungsstatistik. Ich bin davon überzeugt, dass rückläufige Quoten über kurz oder lang auch im Handwerk chaotische Verhältnisse herbeiführen werden. Ist die tugendhafte Redewendung vom Wenigen, das mehr ist, inzwischen überholt?
Kein Minimalprinzip Warum ich abends länger bleibe, etwa um diesen Kommentar zu schreiben? Weil es mir Spaß macht, BAUMETALL mit Emotionen aufzuladen. Wie ist das bei Ihnen? Für wen oder was sind Sie bereit, mehr zu leisten? Für Ihre Kunden? Ihre Architekten? Ihre Azubis? Unsere Branche? Wer mich kennt, kennt auch mein Engagement – weiß, dass der Buck niemals nach dem Minimalprinzip agiert. Vielmehr lautet mein Motto: „selbst und ständig“. Ein Karlstadter Kollege drückt es anders aus und sagt: „Verlass dich auf niemanden, denn sonst bist du verlassen!“ Das ist krass, aber ist es auch wahr? Und wie verhält es sich überall dort, wo auf ehrenamtlicher Basis gearbeitet wird?
Hamstern um jeden Preis Kennen Sie Zeitgenossen, die den Weg des geringsten Widerstandes gehen? Ich schon. Und ich kenne solche, die niemals genug bekommen können. Genau jetzt wird es sehr spannend, denn der Königsweg liegt wie so oft in der Mitte. Denken Sie zum Beispiel an moderne Medien, soziale Netzwerke oder zeitgemäßes Marketing. Wer nicht darüber berichtet, was er kann, wird leider schnell übersehen. Sogar dann, wenn er schon Jahrzehnte lang am Markt ist. Die Folgen sind zum Beispiel unbesetzte Ausbildungsplätze, fehlende Fachkräfte oder aber abgesagte Meisterkurse. Wer hingegen zu viel
kommuniziert, läuft Gefahr, seinem Umfeld auf die Nerven zu gehen. Es nützt also nichts, jede Nachricht so lange zu wiederholen, bis die Zielgruppe genervt abwinkt. Merken Sie’s? Hier ist es wieder – das Oxymoron vom Wenigen, das mehr ist.
In Bewegung bleiben Zum Glück finden Gleichgesinnte immer zueinander. Etwa auf der Dach + Holz, auf Vortragsveranstaltungen wie dem Deutschen Klempnertag oder bei den BAUMETALL-Workshops. Wer in Bewegung bleibt, findet Lösungen und kommt voran. Die Kunst dabei ist es, das richtige Maß zu finden. Zu wenig ist schädlich – zu viel ebenso und Hamsterräder drehen sich unwahrscheinlich schnell ;-).
Herzlichst Ihr
Klempnermeister Andreas Buck
(Chefredakteur)