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An die Zukunft denken

Benno Uhlmann und Lukas Dausacker sind Lehrlinge im Spenglerfachbetrieb Lummel GmbH & Co. KG in Karlstadt am Main. Ihr Arbeitsplatz lag allerdings für drei Wochen im 210 km entfernten Faimingen an der Donau. Dort hatte die Karlstadter Firma den Auftrag, das vom Sturm geschädigte Aluminium-Falzdach eines Wasserkraftwerks durch ein neues Uginox-Falzdach zu ersetzen. Die Stehfalzeindeckung des Aluminiumdaches mit einer Dachneigung von 11° wurde durch die entstandenen Windsogkräfte nach oben gezogen. Das desolate Metalldach wurde nur noch durch den in der Holzkonstruktion befestigten Schneefang auf dem Dach gehalten. Die beim Bau 1964 eingesetzten Aluminium-Hafte wurden nicht aus der Holzschalung gezogen, sondern sind durch die jahrelange Materialausdehnung abgerissen. Das beschädigte Dach wurde bis zur Sanierung mit Holzbohlen und Sandsäcken gesichert. Diese Baustelle eignete sich schon aufgrund des Schadens besonders für die Unterweisung der Lehrlinge und der beiden Praktikanten Florian und Marius. Hier konnte gleich veranschaulicht werden, welch wichtige Bedeutung die korrekte Haftbefestigung von Metalldächern hat.

Gut Ding will Weile haben

Zwei Lummel-Mitarbeiter machten bereits ein Jahr vor Sanierungsbeginn die erste Probeöffnung am Dach, um den Dachaufbau zu beurteilen. Auf die Porenbeton-Dachplatten wurden Kanthölzer aufgeschraubt, auf diesen war die Holzschalung aufgenagelt. Als Trennlage diente eine bituminöse Dachbahn (V13). Bestandsskizzen und Sanierungsempfehlungen wurden erstellt. Nach rund einem Jahr erhielt der Fachbetrieb Lummel den Auftrag zur Dachsanierung.

Nach Gerüststellung wurden ein exaktes Aufmaß erstellt und Probeöffnungen im Bereich der innenliegenden Rinne vorgenommen. Eine ausreichend vorhandene Befestigung der Dachsparren konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Folglich musste vor Arbeitsbeginn eine entsprechende Statik erstellt werden. Der beauftragte Statiker verwies auf den Bestandsschutz dieses Gebäudes, der allerdings nur gilt, wenn die Konstruktion frei von Beschädigungen bleibt. Um alle Risiken auszuschließen, wurden durch entsprechende Auszugsversuche letzte Zweifel aus dem Weg geräumt. Aufgrund der ermittelten Werte sprach der Statiker eine Empfehlung zur Optimierung der vorhandenen Befestigung aus. Mit der zusätzlichen Verstärkung der Dachkonstruktion sind wir letztendlich unserer Sorgfaltspflicht gegenüber dem Auftraggeber nachgekommen.

Fledermäuse und Werkstattarbeit

Eine weitere nicht alltägliche Problematik waren die im Dach lebenden Fledermauskolonien. Aus diesem Grund mussten wir Vorgaben einer Baubiologin beachten. Aus artenschutzrechtlichen Gründen muss für die Tiere auch nach der Sanierung die Möglichkeit bestehen, ihr Zuhause wieder zu beziehen. Nach Abschluss der Ausführungsplanung begannen die Richtarbeiten in der Werkstatt. Scharen wurden profiliert und die firstseitige Aufkantung hergestellt. Die innenliegenden Gefällerinnen wurden gekantet und Dehnungsausgleicher angelötet sowie Firstunterkonstruktion und Firstabdeckung entsprechend vorgerichtet. Damit eventuelle Feuchtigkeit im Dach austreten kann, wurden die Unterkonstruktionsprofile mit Langlöchern versehen. Auf diese Weise entstand die gewünschte Entspannungsebene.

Auf der Baustelle

Das gesamte Material für die Eindeckung von 565 m² wurde mit dem Lkw auf die Baustelle transportiert. Die Ausbildung vor Ort übernahm Rigo Krause, der seit fünf Jahren eine Spenglerei in Radeberg führt. Er wurde als externer Spenglermeister für die Ausbildung der Lummel-Lehrlinge und -Praktikanten an diesem Projekt engagiert. Rigo Krause wies die beiden Lehrlinge (im ersten und zweiten Lehrjahr) während der Baumaßnahme in folgende Arbeitsabläufe ein:

  • Baustelleneinrichtung
  • Arbeitsschutzmaßnahmen
  • Aufmaß und Rekonstruktion der Bauteile (z. B. Wasserfangkästen)
  • Schrittweiser Abbruch mit anschließender Regensicherung
  • Montieren und Löten der innen-liegenden Regenrinne inkl. aller erforderlichen Formteile
  • Ausführen der Uginox-Dacheindeckung in Doppelstehfalztechnik mit Dichtbandeinsatz
  • Erläuterung der Haftbefestigung anhand der erstellten Planungsunterlagen und Vorschriften
  • Traufausbildung
  • Firstanschluss mit Firstabdeckung (Verbindung durch Schiebedeckel)
  • Verblendung der innenliegenden Kastenrinne
  • Ortgangausbildung mit Einhang
  • Montage von Schneefangsystemen auf Falzdächer
  • Räumen der Baustelle
  • Abnahme der Leistung

Auf diese Weise lernte der neue Azubi Lukas gleich in seiner ersten Ausbildungswoche die berufstypischen Tätigkeiten des Spenglers kennen. Für Benno war es nicht das erste Mal auf dem Dach, er ist schon im zweiten Lehrjahr. Die Praktikanten Florian und Marius zeigten auch sofort ihr großes Interesse an den auszuführenden Arbeiten. Florian hatte als Sohn von Georg Lummel (Geschäftsführer Lummel GmbH & Co. KG) bereits auf anderen Baustellen erste Erfahrungen gesammelt. Gemeinsam riss das Lummel-Nachwuchs-Team zunächst die bestehende Dacheindeckung aus Aluminium ab. Dann brachten sie eine Unterspannbahn an, deren Stöße mit geeignetem Klebeband verklebt wurden. Jetzt war das Gebäude schon mal gegen eintretendes Regenwasser gesichert. In den nächsten Tagen begannen sie die Gefällerinne einzubauen und zu verlöten – das Traufprofil wurde zeitgleich montiert. Es folgte das Verlegen der Uginox-Scharen mit dem Einlegen von Dichtband. Bei dieser Gelegenheit wurde den beiden Lehrlingen erklärt, dass bei flach geneigten Falzdächern der Einsatz von Dichtbändern erforderlich ist (Hinweis: Zum Ausführungszeitpunkt mussten Uginox-Stehfalzdächer laut Hersteller bis zu einer Dachneigung von 10° mit falzdichtenden Maßnahmen versehen werden). Da das Dach eine Dachneigung von 11° aufweist und somit im Grenzbereich liegt, wurde auf den Einbau eines Dichtbands nicht verzichtet.

Die Befestigung der Scharen erfolgte nach erstelltem Haftplan und dem ausdrücklichen Hinweis auf mögliche Schäden bei dessen Nichteinhaltung. Unter Berücksichtigung der Querdehnung wurden auch zwei Querdehnfugen auf jeder Dachseite eingebaut. Die Trauflänge das Daches beträgt übrigens 37,33 m. Die Lehrlinge und Praktikanten wurden immer wieder auf die Problematik der Materialausdehnung hingewiesen – mögliche Schadensbilder wurden entsprechend erläutert. Nach Abschluss der eigentlichen Dacheindeckung erfolgte die Montage der Rinnenbekleidung, der Ortgangprofile und der Firstabdeckung. Abschließend wurde ein Doppelrohr-Schneefangsystem aus Aluminium montiert. Auch hier wurde wieder auf die Materialausdehnung hingewiesen und die Aluminiumrohre wurden gegen das Herausrutschen mit Schrauben gesichert.

Fazit

Die Lehrlinge und Praktikanten zeigten über die gesamte Bauphase großes Interesse, hohe Leistungsbereitschaft und Begeisterung für den Ausbildungsberuf Spengler. Dies war sicher auch ein Grund für die mängelfreie Abnahme der Leistung durch den Auftraggeber und Architekten.

Ich war froh, gleich zu Beginn meiner Ausbildung mit auf Montage gehen zu dürfen. So konnte ich erste Eindrücke vom Montageleben sammeln und mich auch am Abend noch mit den Kollegen austauschen. Die Baustelle bot mir viele abwechslungsreiche Arbeiten, die ich mit viel Spaß ausführen und fertigstellen konnte.
Obwohl ich mich für zwei weitere Jahre in der Schule entschieden habe, hat mich diese Baustelle positiv geprägt und mir dabei geholfen, meine zukünftige Berufswahl zu treffen. Außerdem hat mir gefallen, dass dies eine Lehrlingsbaustelle war. Somit konnte man sich mit den Lehrlingen austauschen und viele praktische Erfahrungen sammeln.
Eine solche Lehrlingsbaustelle ist eine Bereicherung für die Ausbildung. Man lernt die verschiedenen Arbeitsabläufe, die auf einer Baustelle anfallen, von Anfang bis Ende kennen. Dies trägt sehr zur Selbstständigkeit beim Ausführen weiterer Arbeiten bei.

Durch meinen zweiwöchigen Einsatz habe ich viel Erfahrung gesammelt. Da ich so etwas vorher noch nicht gemacht hatte, musste ich mich erst einfinden. Dies gelang mir jedoch schnell, da ich mich mit meinen Fragen stets an Mitarbeiter und Vorgesetzte wenden konnte. Alles in allem bin ich sehr froh, mich für dieses Praktikum entschieden zu haben. Ich habe somit einen guten Einblick in das Berufsbild des Spenglers erhalten.

Egal in welcher Branche man sich umschaut, überall ist die gleiche Tendenz zu erkennen: mangelnde Fachkräfte und fehlende oder unmotivierte Lehrlinge. Umso schöner ist es, dass ich für einen Zeitraum von drei Wochen die Aufgabe übernehmen durfte, zwei interessierte und begabte Lehrlinge des Fachbetriebes Lummel auszubilden. Den beiden Lehrlingen Benno und Lukas sowie den beiden Praktikanten Florian und Marius wurde vom ersten Tag an eine Menge abverlangt. Spenglerei ist eben nicht nur Blechverarbeitung, sondern auch das Herstellen der Arbeitsvoraussetzungen wie Planung, Abriss und Entsorgung. Unser Nachwuchsteam hat dies nicht erschüttert. Im Gegenteil, umso größer waren die Erwartungen an die eigentlichen Spenglerarbeiten. Immerhin: In der Ausbildung ein Falzdach mit einer Fläche von mehr als 550 m² verlegen zu können, ist ein guter Start und Grundvoraussetzung, um das Einmaleins des Falzens zu erlernen. Es hat mir Spaß gemacht, mit Benno, Lukas, Florian und Marius zu arbeiten und ich bin mächtig stolz auf ihre Leistungen!

Michael Ludwig

Michael Ludwig ist Spenglermeister beim Fachbetrieb Lummel in Karlstadt

https://lummel.de/

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