Alle zwei Jahre findet im März die Hausmesse des Handelshauses Kaufmann in Neu-Ulm statt. Die Fachausstellung genießt den Ruf, auf kompaktem Raum umfangreiche Informationen für Fachbesucher bereitzuhalten. Erwartungsgemäß war das auch in diesem Jahr der Fall. Inhaber und Mitarbeiter von Klempnerfachbetrieben bzw. Metallbe- und verarbeitenden Unternehmen kamen erneut auf ihre Kosten. An beiden Messetagen begrüßte das Kaufmann-Team über 1400 Besucher aus dem gesamten Bundesgebiet sowie aus dem benachbarten Ausland. Dabei ließ es sich Kaufmann-Geschäftsführer Manfred Hösler nicht nehmen, einen Großteil der Gäste persönlich zu begrüßen. Im Eingangsbereich und direkt neben einer Auswahl vorbildlicher Meisterstücke führte er ein Fachgespräch nach dem anderen. Außerdem machte er sich somit ein Bild von der Stimmung innerhalb der Branche. Hösler stellte fest, dass die Kunden mit der aktuellen Auftragslage sehr zufrieden sind.
Neuheiten in entspannter Messe-Atmosphäre entdecken
Nahezu 60 Aussteller präsentierten aktuelle Trends, stellten ihre Neuheiten vor und zeigten bewährte Produkte und Systeme. Ferner informierten Sie über die komplette Bandbreite des traditionsreichen Handelshauses, das weit über 3500 Lagerartikel umfasst. Neu ist zum Beispiel der Vario-Bender VB 200 von Dräco. Der handliche Rollformer verfügt über eine Materialstärkeneinstellung und kann somit auch zum Aufkanten stärkerer Bleche verwendet werden. Dazu wird der Spalt zwischen den Umformrollen über eine Stellschraube stufenlos geöffnet oder zugestellt. Laut Dräco-Profi Martin Sigel schafft der Vario-Bender Aluminium bis zu einer Stärke von 1,5 mm spielend. Außerdem können die Umformrollen so weit aufgefahren werden, dass Rückkantungen oder Umschläge beim Ein- und Ausfahren des Rollformers kein Hindernis mehr darstellen.
Ebenfalls neu ist eine äußerst stabile Rohrschelle von Beuth/Wus. Sie wurde eigens dafür entwickelt, den in bestimmten Fällen erforderlichen statischen Nachweis für die Befestigung von Regenrohren zu erbringen. BAUMETALL berichtet in einer der kommenden Ausgaben ausführlich über das kleine, aber innovative Produkt. Gleich mehrere Nummern größer ist das Coillager Coilamat von Wurst Metall. Ja nach Ausführung bietet es in sieben bzw. zehn Gondeln große Lagerkapazität auf engstem Raum. Eine fest integrierte und klappbare Schneidvorrichtung mit Rollenschere erlaubt das einfache Querteilen der Bleche – ein Messgerät zur Längenmessung ist ebenfalls Bestandteil der durchdachten Lösung. Der Coilamat erleichtert nicht nur das Materialhandling, sondern verschafft darüber hinaus auch einen guten Überblick auf die eingelagerten Coils. Die Außenmaße der platzsparenden Lagervorrichtung sind mit 1,63 x 1,84 m (L x B) ebenfalls sehr kompakt.
Unweit des praktischen Coillagers erregte Yassine Hönes mit seinem Perkeo-Team Aufsehen. In regelmäßigen Abständen führte der Spezialist für Lötgeräte und Aufschweißbrenner den jüngsten Spross der Perkeo-Familie vor – den sogenannten Bullfire. Dabei handelt es sich um einen extrem leistungsstarken Aufschweißbrenner, der eine Flamme von bis zu 1 m Länge erzeugt (siehe auch Titelbild zu diesem Beitrag bzw. Seite 39 in vorliegender Ausgabe).
Marketing beginnt im Kindergarten
Und auch dafür ist die Hausmesse bei Kaufmann bekannt: Neben Branchengrößen wie Brandt Edelstahl, Kalzip, KME, Prefa, Rheinzink, SSAB oder VM-Zinc präsentieren die Neu-Ulmer immer wieder Nischenprodukte wie spezielle Aufsatzdrahtbürsten, Motto-T-Shirts oder jetzt erstmals das Klempner-Kinderbuch für den interessierten Nachwuchs. Über letzteres informierte Grafikdesigner Hajo Schörle perönlich. Neu sind die individuellen und handgezeichneten Titelcover für das erfolgreiche Klempner-Vorlesebuch. Diese zeichnet Schörle von Hand und nach Vorlage des jeweiligen Auftraggebers, der selbstverständlich auch den Buchtitel frei wählen kann. Zudem bildet Schörle das Firmensignet seiner Kunden in einer zeichnerischen Umsetzung auf dem individualisierten Titelcover ab. Das Beste ist: Dieser Service erfolgt ab einer Abnahme von 1000 Büchern kostenfrei – bei einem Buchpreis von ca. einem Euro eine starke Leistung. Für Fachbetriebe wird die bekannte Geschichte von Flaschnermeister Andreas, der mit seinen Kollegen Klempner Uli, Spengler Peter und Blechnerin Denise somit zur eigenen Buchausgabe. Das mit entsprechend guter Werbewirkung ausgestattete Vorlesebuch erzielt dadurch beachtliche Effekte. Im Kindergarten verteilt zeigt es, was Klempner können, und es ist auch sonst ein meisterlicher Werbeträger für Fach-betriebe. Infos dazu gibt es auch online unter www.schoerle.de.
Meisterliches Stipendium
Meisterhaft ist auch das neueste Weiterbildungsangebot von Enke – der sogenannte Plan E. Dieser wurde exklusiv für erfahrene Gesellinnen und Gesellen im Dachdecker- oder Spenglerhandwerk entwickelt und bei Kaufmann vorgestellt. Das „E“ steht dabei sowohl für E-Team als auch für Begriffe wie Erfolg, Emotion und Enke. Plan E beinhaltet ein in dieser Form noch nicht dagewesenes Weiterbildungspaket zur zukunftsorientierten Entwicklung einer individuellen Handwerkskarriere. Konkret bedeutet das: Enke finanziert einen Meistertitel mit allem was dazu gehört – einschließlich tatkräftiger Unterstützung durch das gesamte E-Team. Der entsprechende Meisterplan ist noch bis zum 18. April 2017 als Onlineformular unter www.enke-werk.de verfügbar. An diesem Tag ist auch offizieller Bewerbungsschluss.
Ornamente zum Anfassen
Die Ornamentenprofis von Kaufmann ließen sich in der entsprechenden Fachabteilung an beiden Messetagen über die Schulter schauen. Sie informierten über ihre Arbeitsweisen und stellten aktuelle Arbeiten vor. Dazu zeigten sie auch in die Jahre gekommene Original-Bauteile wie Ochsenaugen und andere Ziergegenstände und direkt daneben die entsprechenden Repliken aus Kupfer oder Zink. Beachtlich ist, dass die Nachfrage nach Kaufmann-Ornamenten seit vielen Jahrzehnten ungebrochen ist. Laut Ornamenten-Profi Harald Szimeth sind die qualitativ hochwertigen Bauteile in Europa sowie in Übersee sehr beliebt. „Speziell die USA sind ein wichtiger Markt für uns“, so Szimeth, der ergänzend darauf hinweist, dass zahlreiche verzierte Wasserspeier, Wetterfahnen oder Dachspitzen als Lagerware kurzfristig geliefert werden können.
Werkzeuge & Maschinen
Wie bei den zurückliegenden Hausmessen standen die Maschinen von Biegemaster, Dräco, Prinzing, Ruli, Schechtl, Schlebach, Schröder und Variobend besonders im Fokus der Besucher. Aber auch Werkzeuge von Bessey, Dräco, Gesipa, M.A.S.C. oder Wuko wurden eifrig getestet und an der Kaufmann-Cocktailbar bestellt. Wer nach so vielen Informationen eine Pause benötigte, konnte sich im Kaufmann-Zelt stärken oder dort mit seinen Kollegen beratschlagen. Neben der typischen Festmusik waren dort am Samstagmorgen eher ungewöhnliche Töne zu vernehmen.
Lossprechung im Zelt
Dort sorgte ein außergewöhnliches „Albhorn-Quintett“ für musikalische Untermalung. Das Besondere: Die Bläsergruppe stammt nicht von den Alpen, sondern von der Schwäbischen Alb, und spielt auf Instrumenten aus Metall anstelle von Holz. Der 78-jährige Kupferschmied im Ruhestand Gottlieb Dangel aus Unterlenningen hat einen Prototyp aus Zink und weitere Kupfer- bzw. Messing-Instrumente gefertigt. Die Inspiration kam von kreativen Meisterschülern wie Florian Bader, der 2013 auf der Lossprechungsfeier in Ulm ein Alphorn aus Neusilber, Messing und Goldtombak als Meisterstück präsentierte, oder Sebastian Czipke mit seinem Klempner-Alphorn als Meisterprojekt 2016 in Stuttgart. So ein metallenes Alphorn ist tatsächlich eine Meisterleistung, die 80 bis 100 Arbeitsstunden erfordert. Das Kupfer wird gebogen und mit unzähligen Hammerschlägen in Form gebracht. Dann werden die zuvor eingeschnittenen und gebogenen Laschen ineinandergeschoben und die Naht mit Silberlot geheftet und versäubert sowie die Kante umbördelt. Die vier Teile des Horns werden mit Messingringen zusammengesteckt und das Kupfer innen verzinnt, damit es keinen Grünspan ansetzt. Wäre Dangels Alphorn, das durch die schwarz-rot-goldene Verzierung an eine riesige Vuvuzela erinnert, nicht so groß, hätte es wohl gute Chancen, zu einem Top-Fanartikel fürs Fußballstadion zu avancieren, aber Spaß beiseite:
Die Tatsache, dass die Instrumente in meisterlicher Klempnermanier gefertigt wurden, veranlasste die Organisatoren des Fördervereins für Klempner an der Robert-Bosch-Schule Ulm e.V. die Musikanten zur Lossprechungsfeier der baden-württembergischen Klempnergesellinnen und Gesellen einzuladen. Diese wurden bei Kaufmann im Rahmen der 9. Ulmer Lossprechungsfeier in den Gesellenstand erhoben. Armin Waldbüßer, Vorstand des vor zehn Jahren gegründeten Fördervereins, überreichte gemeinsam mit Vorstand Peter Mast, Kaufmann-Geschäftsführer Manfred Hösler und dem Schulleiter der Robert Bosch Schule wunderschöne Schmuck-Gesellenbriefe. Außerdem wurden die Jahrgangsbesten geehrt. In seiner Festrede sprach Mast von der Gabe zur Gestaltung einer Metall-Gebäudehülle, wie sie Klempner in besonderem Maße vorweisen können. Er forderte die Junggesellen auf, das Erlernte weiter zu entwickeln und dem wunderschönen Beruf treu zu bleiben. Außerdem informierte Mast über die guten Karrierechancen – sei es auf den Klempnermeisterschulen oder auf der Hochschule in Rosenheim, wo die Studienrichtung Gebäudehülle unterrichtet wird.
Dreifach gut
Aussteller, Besucher und Veranstalter sind überaus zufrieden. Für viele steht schon heute fest, dass sie bei der nächsten Kaufmann-Hausmesse im Jahr 2019 wieder dabei sein werden. Etwas schwieriger ist das für neue Aussteller, die ihre Produkte zukünftig ebenfalls bei Kaufmann vorstellen möchten. „Unsere Ausstellungsflächen sind seit Jahren sehr begehrt“, freut sich Messeorganisator Thorsten Schalk, der sich dennoch sicher ist, interessierten Unternehmen eine entsprechende Möglichkeit zur Präsentation ihrer Produkte anbieten zu können. Fragen dazu beantwortet der Werkzeug- und Maschinenprofi daher gerne persönlich. Für Fachbesucher bedeutet das: Die Hausmesse bei Kaufmann sorgt auch zukünftig für Top-Informationen, auch weil das Messeangebot ständig angepasst und ergänzt wird.