Nachhaltigkeit spielt auch in der Welt des Designers Manuel Rapoport eine immer wichtigere Rolle. Was liegt also näher, als Recycling-Metall auch zur Herstellung einer sehr speziellen Fassade zu verwenden. Doch nicht nur diese selbst, sondern auch die Herstellung der erforderlichen Elemente raubt der Fachwelt den Atem. Während hierzulande CNC-gesteuerte Hightech-Maschinen und professionelles Werkzeug unabdingbar sind, besinnt sich der argentinische Designer auf seine handwerklichen Wurzeln. Geschickt und mit dem nötigen Blick für wohlgeformte Proportionen fertigte er mit minimalistischen Werkzeugen und Maschinen eine überaus lebhafte und vor allem völlig andersartige Metallfassade.
Nachhaltige Tomatendosenwand
„Mountain House“ nennt Manuel Rapoport sein in den patagonischen Bergen am Fuße der Anden gelegenes Domizil. Und es wäre nicht der Wohnsitz eines Industrie-Designers, wenn die Fassade aus gewöhnlichem Putz, Holz oder Beton bestünde. Berufsbedingt suchte der kreative Argentinier nach einer ausgefallenen Lösung für seinen Wohnsitz und wurde fündig: Nachdem literweise Tomatensoße aus den Dosen geflossen war, unterzog er zahlreiche Soßendosen einem eigens dafür entwickelten RecyclingProzess. An dessen Ende entstand ein neuartiger Fassadenwerkstoff, der die Fachwelt nachhaltig verblüffte. Doch auch Whisky und Cognac-Flaschen wurden zum Hausbau zweckentfremdet. Heute fungieren die gläsernen lichtdurchlässigen Alternativbaustoffe als Leuchtsteinelemente für kleine Oberlichter und Fenster.
Dosenlaster, Dosenöffner Dosenfabrik
Völlig unakzeptabel erschien Manuel Rapoport die weit verbreitete Vorgehensweise, edles Dosenblech einfach wegzuwerfen. Daher entwickelte er kurzerhand ein System zur direkten Umwandlung des wertvollen Rohstoffes. Das eigentlich mit einem Umweltpreis auszuzeichnende Verwertungssystem entlastete zudem zahlreiche Restaurantbetreiber der Region, welche sonst die über 800 zur Fassadenbekleidung benötigten Dosen auf der Deponie entsorgt hätten.
Mit dem Pick Up als Dosenlaster, der patentreifen Schindelpresse als Dosenfabrik und einer Blechschere als Dosenöffner machte sich der Designer an die Arbeit. Er entfernte die Dosenböden, trennte die Zylinder auf und entspannte das gebogene Büchsenblech, um anschließend Umschläge und Rückkantungen anzubringen. Nur zwei Wochen später erstrahlte die Außenseite des Hauses in goldschimmernder Dosenpracht.
Inzwischen sind einige Jahre vergangen, in denen sich die Büchsenwand als perfekte Abschirmung vor Wasser- und Windeinflüssen bewährte. Leider hat die Sonneneinstrahlung die dünne Kunststoffschicht an der Metalloberfläche abgebaut und die Fassadenschindeln haben begonnen Rost anzusetzen. Obwohl Manuel Rapoport die lebendigen Eigenschaften seiner Wand über alles liebt, sieht er sich gezwungen, den Korrosionsprozess zeitnah zu stoppen. Wie er das anstellen soll weiß er noch nicht genau. Doch er ist sich sicher auch für dieses Problem eine Lösung zu finden. Wichtig ist nur, dass unter allen Umständen die glänzende Wirkung der Fassade erhalten bleibt und der schöne Kontrast mit dem Weiß der patagonischen Winterlandschaft nicht verloren geht – Mahlzeit.
INFO
Fassaden-Design
Auch in seinem Design-Studio verfolgt Manuel Rapoport nachhaltige Konzepte.
Designo-patagonia
Diseñadores Industriales
Martin Sabattini & Manuel Rapoport
https://designopatagonia.com.ar/
Fotos: Manuel Rapoport