Um es vorwegzunehmen: BAUMETALL richtet sich mit diesem Beitrag an alle Dachhandwerker. Auch an Kollegen, die am liebsten traditionelle Metallarbeiten mit Falzzange und Blechschere erledigen. Unabhängig vom Stand ihrer Digitalisierung. Einerlei ob Spengler, Klempner, Flaschner oder Blechner. Und selbstverständlich auch dann wenn solche Dachbauprofis sowohl Klempner- als auch Dachdecker- und Holzbauarbeiten ausführen. Warum? Weil unterschiedliche Digitalisierungsstufen die Arbeitsweise entsprechender Fachbetriebe nachhaltig verändern werden. Und weil traditionsreiches Handwerk gerade durch den Einsatz digitaler Hilfsmittel hervorragende Zukunftsperspektiven erhält.
Next Stop: Future
Johannes Brenner, Sebastian Kempf und Stefan Zolynski warten mit mir am Park & Meet Offenburger Ei auf den BAUMETALL-Netzwerkbus. In unserem Reisegepäck befinden sich neben Butterbrezeln und Getränken einige druckfrische Exemplare der BAUMETALL-Ausgabe 6/2023 und zahlreiche Zukunftsfragen: Wie kann der Spenglerfachbetrieb der Zukunft aussehen? Können Kundenanfragen mit einer KI vorsortiert werden? Oder wie strukturieren Berufs- und Fachkollegen ihre Betriebe? Wir steigen ein. An Bord befinden sich neben Valentin Schnyder zahlreiche Kollegen aus der Schweiz sowie in Freiburg zugestiegene Netzwerker. Es riecht nach Kaffee. Die Laune ist hervorragend und die Fahrt ins luxemburgische Dickweiler überaus kurzweilig. Unser Ziel: Das zweite BM-digital-Anwendertreffen. Die Gastgeber: Michael Kirchen und das Team des Fachbetriebs Ferisol.
Rückblick
Ursprünglich wurde BM digital als barrierefrei zugängliche Onlinerubrik auf www.baumetall.de geschaffen. Ausnahmslos alle dort veröffentlichten Beiträge thematisieren Möglichkeiten, die dazu beitragen, Klempner- und Spenglerfachbetriebe zukunftsfähig aufzustellen. In diesem Kontext legt BAUMETALL großen Wert darauf, über digitale Hilfsmittel zu berichten, die spenglertauglich und möglichst einfach bzw. durchgängig anwendbar sind. Die Einführung des Informationsangebotes erfolgte im Sommer 2021. Seither greifen immer mehr Leser auf die Informationen zu. Ergänzend dazu ermöglichen entsprechende Webmeetings den direkten Austausch mit Berufskollegen. Die Organisation und Durchführung des ersten Netzwerktreffens war folglich eine logische Konsequenz. Anfang des Jahres 2023 trafen sich im schweizerischen Elgg – genauer gesagt im Fachbetrieb von Ideengeber und Mitinitiator Valentin Schnyder – rund 30 interessierte Baumetaller aus vier Nationen. Das Format begeisterte die Teilnehmer auf Anhieb, sodass bereits im Rahmen der Auftaktveranstaltung die Einladungen für zwei Folgeveranstaltungen ausgesprochen wurden: Ende September 2023 im Fachbetrieb Ferisol S.à r.l. in Dickweiler (Lu) und am 23. Februar 2024 im Fachbetrieb TR Flachdachbau GmbH im österreichischen Tillmitsch bei Graz.
Künstliche Intelligenz im Fachbetrieb
In der Werkstatt des Fachbetriebs Ferisol ist alles vorbereitet. Getränke stehen bereit. Die Kaffeemaschine surrt und individuell angereiste Teilnehmer führen bereits angeregte Fachgespräche. Dann geht es los. Gemeinsam mit BAUMETALL-Onlineredakteurin Laura Kornhaaß und Gastgeber Michael Kirchen eröffne ich das zweite Treffen des BM-digital-Anwendernetzwerks. Auf dem Programm stehen ausschließlich Themen, die dabei helfen, Klempner- und Spenglerfachbetriebe zukunftsfähig zu machen. Entsprechend engagiert beteiligen sich die Teilnehmer an der Fachdiskussion rund um künstliche Intelligenz und Möglichkeiten in der Klempnertechnik. Dabei befassen sie sich mit allgemeinen Fragen wie:
Schnell wird klar, dass einige Teilnehmer bereits erste Erfahrungen im Umgang mit ChatGPT gesammelt haben. Dennoch erschließt sich für die meisten (noch) nicht, ob bzw. wie KI-Systeme den Handwerkeralltag leichter machen können. Meine Behauptungen, dass KI und Robotik dazu beitragen können, Baukosten zu senken oder Bauzeiten zu verkürzen, werden ebenso interessiert diskutiert wie Möglichkeiten zur Optimierung der Ausführungsqualität.
Als Nächstes stelle ich zahlreiche KI-Systeme vor, die nicht nur textbasierte Ergebnisse liefern, sondern auch Präsentationen erstellen, Sprachbarrieren niederreißen, personalisierte Videos erstellen, Webseiten überwachen, Stimmen klonen oder Bilder aus der realen Welt in verschiedenartige digitale Formate umwandeln. Selbstverständlich thematisiere ich dabei auch den Datenschutz und damit verbunden den möglichst sensiblen Umgang mit entsprechenden Datensätzen.
In der sich anschließenden Diskussion sprechen wir über mögliche Gefahren und damit verbundene Chancen für unsere Berufsgruppe. Nach übereinstimmender Meinung ist es derzeit kaum möglich, ohne analoge Vorlagen und Kenntnis über routinierte Betriebsabläufe effiziente Digitalsysteme zu entwickeln. Damit sind wir beim nächsten Themenblock angekommen.
Anna ist noch da
Sinnbildlich gesprochen tritt Gastgeber Michael Kirchen den Beweis an, dass der Schritt in die digitale Klempnerwelt ohne Kollegin „An(n)alog“ kaum möglich ist. Sein Vortragsthema „Digitales Arbeiten mit älteren Maschinen“ trifft folglich ins Schwarze. Kirchen stellt interessante Spenglerprojekte vor, die durch den Einsatz älterer Maschinen realisiert wurden. Er zeigt aber auch, dass deren Bauabwicklung ohne digitales Arbeiten bzw. Planen unmöglich gewesen wäre. Ganz praktisch gewährt Kirchen tiefe Einblicke in seine Betriebsabläufe. Der Fachmann informiert explizit darüber, wie analoge und digitale Systemen nebeneinander verwendet werden können. Mit Leichtigkeit schafft er es, Berührungsängste im Umgang mit modernen und digitalen Hilfsmitteln zu beseitigen und die Neugierde der Zuhörer zu wecken.
Nahtloser Übergang
In typischer Werkstattatmosphäre geführte Diskussionen gehen nahtlos in eine Betriebsführung durch Werkstatt und Büro des Fachbetriebs Ferisol über. An der Stanze oder der Langabkantmaschine stehend werden relevante Fragen zur Digitalisierung im Fachbetrieb bestmöglich beantwortet. Überhaupt profitiert das international beliebte Veranstaltungsformat abermals von qualitativ hochwertigen Fachinformationen und besonders vom ehrlichen und konstruktiven Austausch der Berufskollegen untereinander.
Wieder im Bus
Während Krone und Staatsoberhaupt Großherzog Henri die luxemburgische Monarchie repräsentieren, ist die Besichtigung zahlreicher Architekturjuwelen der krönende Abschluss für die Baumetaller. Die Busrundfahrt durch Michael Kirchens Luxemburg führt sie vorbei an gelochten Aluminium-Vorhangfassaden, Stehfalzschönheiten aus Titanzink oder dem riesigen Kupferdach des olympischen Schwimmstadions La Coque.
Der offen geführte Dialog in Michael Kirchens Fachbetrieb sowie im BAUMETALL-Netzwerkbus stieß bei allen Teilnehmern auf positive Resonanz. „Ich glaube, da konnte jeder etwas für sich mitnehmen. Ob nun zum papierlosen Büro oder zum Thema Maschinen“, weiß Michael Gökelmann, Geschäftsführer des gleichnamigen schwäbischen Fachbetriebs, zu berichten. Und Bruno Habitsreutinger aus Huttwil in der Schweiz fügt an: „BAUMETALL verschafft mir ein Bild über das, was in der Branche läuft, und ich kann jedes Mal gute Inputs mit nach Hause nehmen, die mich einen Schritt weiterbringen.“ Das höre ich natürlich gerne. Im Namen des gesamten BAUMETALL-Teams bedanke ich mich herzlich beim Ferisol-Team um Inhaber Michael Kirchen für die Gastfreundschaft und den professionell geführten Fachaustausch. 
Info
BM-digital-Anwendernetzwerk
Neugierig auf mehr? Dann schnell bewerben!
Das BM-digital-Anwendernetzwerk trifft sich am 23. Februar 2024 das nächste Mal. Dann im Fachbetrieb TR Flachdachbau GmbH im österreichischen Tillmitsch bei Graz.
BAUMETALL-Leser, die sich mit der Digitalisierung in Fachbetrieben beschäftigen und mit Kolleginnen oder Kollegen fachlich austauschen möchten, können ihre Bewerbung zur Teilnahme schon jetzt übermitteln. Am einfachsten in Form einer kurzen E-Mail an:
redaktion@baumetall.de – Stichwort BM digital in Graz
Netzwerk-Video
Der aktuelle BAUMETALL-Videobeitrag zum Netzwerktreffen in Luxemburg ist in der Onlinerubrik www.baumetall.de/bm-digital sowie auf dem BAUMETALL- YouTube-Kanal abrufbar.
Gut geplant ist halb gewonnen
Michael Kirchen plant seine Projekte mit Sema. Wie er das Programm einsetzt, können Sie in diesem BAUMETALL-Beitrag nachlesen.