Es kommt nicht sehr häufig vor, dass Modellbauer eine Klempnermeisterschule besuchen. Entsprechend erwähnenswert ist Arnold Fischers Besuch an der Stuttgarter Robert-Mayer-Schule in Stuttgart. Er hatte die Aufgabe, das Quellhäuschen des Bad Liebenzeller Sprudels in 1000 Arbeitsstunden und im Maßstab 1 : 10 nachzubauen. Zu öffnende Fenster mit Sprossen gehörten natürlich ebenso dazu wie Türen mit richtigen Türgriffen oder Gardinen mit Gardinenstangen. Und auch Dachrinnen samt Rinnenträgern sowie eine naturgetreue Kupfereindeckung sollten entstehen. Dazu brachte Fischer den Rohbau der Miniatur mit in die Meisterwerkstatt der Stuttgarter Klempnermeisterschüler. Mit gerade einmal 50 cm Größe ist das Modell nicht gerade groß. Erklärtes Etappenziel: ein Kupferdach mit 0,2 mm Blechdicke und 2,5 mm hohen Doppelstehfalzen. Entsprechend aufwendig war die Scharenteilung und die Montage der dazu passenden Mini-Rinnen samt Trägern.
Wir von der Robert-Mayer-Schule besitzen durchaus einen Dremel und können auch feine, ja feinste Blecharbeiten ausführen. Aber Falze im Maßstab 1 : 10 – also mit 25 mm/10 = 2,5 mm, waren auch für uns eine echte Herausforderung. Natürlich sollten auch entsprechende Kehlen und Traufprofile in Fachregelqualität geteilt durch zehn ausgebildet werden. Da wir weder mit Lupe noch Teleskop zu arbeiten gewöhnt sind, empfahlen wir Arnold Fischer die Anschaffung einer Minikantbank. Außerdem vermittelten wir dem Modellbauer in zahlreichen Stunden die Grundlagen der Mikrospenglerei. Erfolgreich, wie es scheint, denn was Fischer in rund 200 Stunden gezaubert hat, ist gelungen! Seine Mini-Kupferarbeiten können sich durchaus sehen lassen. Seine Fotos sind entsprechender Beweis und auch die Mineralbrunnen AG war durchaus beeindruckt. Übrigens: Das Modell ist im wunderschönen Bad Liebenzeller Kurpark in der Trinkhalle anzuschauen. 
Info
BAUMETALL-Chefredakteur Andreas Buck plaudert aus dem Werkzeugkästchen
Die aus den 1970er-Jahren stammende Dacheindeckung wurde vom Team des Fachbetriebs Zink (heute Zinco) in Nürtingen ausgeführt. Ausgemessen wurden die konischen Scharen von meinem Vater Edgar Buck. Als ich noch in der Ausbildung war, berichtete er davon, dass er gemeinsam mit einem Kollegen einen ganzen Tag mit dem Aufmaß beschäftigt war. Sein damaliger Vorgesetzter war zunächst nicht sehr erfreut über den enormen Zeitaufwand. Gelohnt hat sich die Mühe dennoch und das inzwischen patinierte Kupferdach ist der entsprechende Beweis dafür, dass sich exakte Arbeitsvorbereitung auch langfristig auszahlt.