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Was Blech und Kuchen ­miteinander zu tun haben

Wenn heutzutage Klempner aufeinandertreffen, geht es meistens recht schnell um moderne Gadgets und Know-how: Stanznibbler, CNC-Schwenkbiegemaschinen, das digitale Büro oder sogar den metallischen 3D-Druck. Die Vorreiter der Branche sind an vielen Fronten fleißig unterwegs. Auch im Klempnerhandwerk ist die rasend schnelle Entwicklung des 21. Jahrhunderts angekommen.

Klempner im Nostalgie-Wunderland

Doch entgegen den Zeichen der Zeit, dem Höher, Schneller, Weiter, finden wir uns immer wieder mit einer großen Faszination bei gestandenen Koryphäen wie Gürtlermeister Manfred Schulze ein. Ein Mann, dessen Betrieb bis heute mit manuellen Techniken und Werkzeugen läuft, die zum Teil noch aus Großvaters und Urgroßvaters Zeiten stammen. In seiner Werkstatt ist es ein bisschen wie in einem historischen Wunderland für Klempner. Und wie die kleinen Kinder steht man fast automatisch unter dem Zwang, alles einmal anzufassen und auszuprobieren. Hier fand am im November 2019 der BAUMETALL-Treff statt – mit begeisterten Teilnehmern!

Alt und Jung vereint wie Blech und Kuchen: Laura Kornhaaß und Michael Menke

Bild: BAUMETALL

Alt und Jung vereint wie Blech und Kuchen: Laura Kornhaaß und Michael Menke
Am Abend gab es noch einen gemütlichen Ausklang in der Destille

Bild: BAUMETALL

Am Abend gab es noch einen gemütlichen Ausklang in der Destille
Eine Fundgrube für Metall-Liebhaber: In der Gürtlerwerkstatt von Manfred Schulze in Ronneburg gibt es allerhand zu entdecken

Bild: BAUMETALL

Eine Fundgrube für Metall-Liebhaber: In der Gürtlerwerkstatt von Manfred Schulze in Ronneburg gibt es allerhand zu entdecken

War früher alles besser?

Doch woher kommt diese Faszination für das historisch gewachsene und über Generationen bewahrte alte Handwerkswissen? Ist es die verklärte Sicht auf längst Vergangenes, der Ruf der weisen Klempnervorfahren, den wir dann zu hören glauben? Oder ist es vielleicht der ganz heimliche, tief in uns versteckte Wunsch nach ruhigeren Zeiten? Damals, als man sich noch Zeit für seiner Hände Arbeit nehmen konnte. Damals, wo der Kunde keine 24-Stunden-Erreichbarkeit erwartete …

Punzieren ist wie Omas leckeren Kuchen backen

Für mich ist es immer eine Mischung aus Faszination und dem Gefühl von Verantwortung. Denn eigentlich ist es mit den alten Handwerkstechniken ein wenig wie mit den Lieblingsrezepten von Oma. Sie geben dir ein Gefühl von Wärme, Heimat und Geschichte. Und wie mit Omas Rezept für Mohnkuchen, der mir immer so gut geschmeckt hat, ist es dann auch mit all unseren alten Klempnertechniken, dem Punzieren, dem Aufziehen von Vasen und den filigranen Treibarbeiten.

Wenn du dieses Gefühl erhalten und auch deinen Kindern weitergeben willst, musst du lernen, den Kuchen zu backen. Es ist dann dein eigener Kuchen, nach Omas Rezept, aber mit deiner ganz persönlichen Note. Und von diesem Kuchen schwärmen dann deine Kinder und Enkel und backen hoffentlich ihre Variationen davon.

Der Unterschied zwischen 3D-Druck und Handarbeit

Traditionen, ob in der Familie oder im Beruf, stellen uns automatisch auch vor die Frage nach der Verantwortung, Wissen zu bewahren und Altes zu pflegen. Wenn nicht jeder von uns zumindest ein paar der alten Techniken erlernt und bewahrt, ist unser gelebtes Handwerkswissen irgendwann totes Wissen. Denn an wen sollen sich die nachfolgenden Generationen wenden, wenn wir alle nur noch in der digitalen Welt schweben? Löst ein Kunstgegenstand aus dem 3D-Drucker noch das gleiche befriedigende Gefühl aus wie ein aufwendig in Handarbeit gefertigtes Meisterwerk?

Die Kunst ist der Spagat zwischen Zukunft und ­Vergangenheit

Diese Frage kann wohl nur jeder von uns Klempnern, Meisteranwärtern und Meistern ganz für sich allein beantworten. Mein Wunsch ist, dass wir als Angehörige der Klempnerzunft immer daran denken, was für ein interessantes, vielseitiges und vielschichtiges Handwerk wir betreiben. Ein Handwerk mit vielen Facetten und gestalterischen Möglichkeiten, für das es sich lohnt, auch historische Techniken zu erlernen und an zukünftige Klempnergenerationen weiterzugeben.

Die Kunst besteht wohl darin, offen für neue Techniken und Verarbeitungsverfahren zu sein und dennoch das traditionelle Handwerk zu pflegen und zu bewahren. 

Manfred Schulze mit einer getriebenen Halbkugel aus Kupfer, im Hintergrund lauscht Axel Seeber

Bild: BAUMETALL

Manfred Schulze mit einer getriebenen Halbkugel aus Kupfer, im Hintergrund lauscht Axel Seeber

Info

Mehr von Laura Kornhaaß
In ihrer Rubrik „Lauras BLötzinn“ schreibt Jungklempnerin und Meisterschülerin Laura Kornhaaß regelmäßig über ihre Eindrücke und Erfahrungen – mal nachdenklich, mal unterhaltsam – aber immer mitten aus dem Klempnerleben und auf jeden Fall inspirierend!

Bild: BAUMETALL / BLötzinn im Kopf

Online-Bildergalerie
Weitere Impressionen vom BAUMETALL-Treff bei Gürtlermeister Manfred Schulze finden Sie in unserer Bildergalerie in der Rubrik „Lauras BLötzinn“ unter www.baumetall.de/laura.

Bilder: Baumetall

Staunende Teilnehmer in der Gürtlerwerkstatt

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