Sägezahn mit Winkelfalz

22.02.2021 | Veröffentlicht in Ausgabe 01-2021 | Druckvorschau

Sozialer Wohnungsbau unter attraktiver Haube* Dass sozialer Wohnungsbau durchaus modern und einladend aussehen kann, beweisen diese Titanzinkdächer und -fassaden eines Wohnkomplexes in England

Mit ihrer markanten Geometrie erinnern die Dacheindeckung und Fassadenbekleidung des Sozialwohnungsbaus in der Barchester Street im Londoner Stadtteil Poplar an ein Sägezahnprofil. Inspiration zur ausgefallenen Formgebung der Dach- und Fassadenlandschaft war der vormals an diesem Standort betriebene Industriekomplex. Durch umfassende Umstrukturierungsmaßnahmen entstanden auf dem Gelände im Schutzgebiet Limehouse Cut 115 neue und erschwingliche Wohnungen.

Das stadtteilprägende Erscheinungsbild der historischen Industriebebauung konnte in seiner ursprünglichen Form nicht erhalten werden. Dennoch gelang es den verantwortlichen Planern, ein Design zu entwickeln, das unübersehbar an eine stolze Industrievergangenheit erinnert. Dazu wurden drei Gebäude neu errichtet und um einen zentralen, begrünten Innenhof herum angeordnet. Ein sechsstöckiger Baukörper ersetzt heute das ehemalige Lager – vier- und fünfstöckige Gebäude wurden geschickt in die bestehenden Mauern der alten Fabrik eingefügt.

In Anlehnung an das Sägezahnprofil der ursprünglichen Fabrik-Dachfläche erzeugen die ineinander verschachtelten Gebäudeteile der oberen Stockwerke ein markantes Erscheinungsbild. Ihre mit Titanzink bekleideten Fassaden und Dachflächen werden durch zahlreiche Gratlinien strukturiert, die sich stufenweise über das gesamte Gelände erheben.

Die Dachschräge gibt die Richtung des Falzverlaufes vor

Titanzink mit organischer Beschichtung

Die Fassaden bestehen sowohl aus vertikal als auch diagonal verlegten Winkelfalzprofilen aus Titanzink der Marke elZinc Rainbow Braun. Das Material überzeugte das Design-Team um Architekt Luke Dewey wegen seines glänzenden Aussehens, das dem industriellen Erbe des Geländes sehr nahekomme. Die warme, bronzefarbene Oberfläche des von SIG Zinc & Copper gelieferten elZinc Rainbow Braun passt nach Ansicht des Architekturbüros Metropolitan Workshop optimal zu den Farbtönen des bestehenden Ziegelmauerwerks. Außerdem habe man die Fähigkeit des Materials bewundert, auf subtile Weise wechselnde Lichtverhältnisse zu absorbieren und zu reflektieren – fast so, als ob es ein Eigenleben habe. Darüber hinaus sorgt die organische Beschichtung von 35 μm für zusätzlichen Korrosionsschutz und macht das zu 100 % recycelbare Material somit sehr langlebig.

Entwurf und Bau in Teamarbeit

In der ersten Projektphase erstellten SIG Zinc & Copper und Metropolitan Workshop Pläne und Zeichnungen für die Ausschreibung. Den Zuschlag erhielt das Fachunternehmen All Metal Roofing, das unterstützt vom Team des Unternehmens SIG Zinc & Copper und den Architekten alle Details der Dach- und Fassadenbekleidung ausarbeitete.

Einer der wichtigsten Aspekte des Detailplanungsverfahrens war die Beibehaltung einer nahtlosen Ästhetik mit klaren Linien und minimalen Überlappungen an Traufe und Rand. All Metal Roofing war in der Lage, traditionelle Details so anzupassen, dass sie den ursprünglichen Entwurfszeichnungen bestmöglich entsprachen. Beispielsweise wurde die typische 150- bis 200-mm-Randüberdeckung auf rund 80 mm reduziert, ohne dadurch die Funktionstüchtigkeit der Gebäudehülle zu beeinträchtigen. Auch die Herstellung der Scharen und Profile erfolgte bei All Metal Roofing.

Die Dachaufbauten erinnern an das ehemalige Sägedach der alten Fabrik

Dacheindeckung und Fassadenbekleidung

Die Unterkonstruktionen der Zinkbedachung und der -fassade erfüllen strenge Brandschutzvorschriften. Die Fassaden-Unterkonstruktion besteht aus einem Stahlskelettsystem, einer zementgebundenen Spanplatte und einer Mineralwolldämmung. Stabile Aluminiumschienen tragen Stahltrapezbleche und sorgen für eine entsprechende Belüftung der darüber liegenden Winkelstehfalzbekleidung aus Titanzink.

Bei der Zinkdachdeckung handelt es sich um eine Warmdachkonstruktion, bei der Stahltrapezbleche auf Holzsparren befestigt wurden. Darüber befindet sich ein Konstruktionspaket, bestehend aus:

PIR-Dämmplatten

Akustikmatte/Ausgleichsmembran

Doppelstehfalzprofil aus Titanzink

Eine der größten Herausforderungen bei der Montage war die Detaillierung der Anschlüsse und Knotenpunkte zwischen Dach und Fassade. Während die Fassade belüftet ist, ist das bei der Dachkonstruktion nicht der Fall. Die Lösung bestand darin, die Entlüftungsöffnung der Fassade auf die Rückseite der Brüstung zu verlegen, um sie dem Blick zu entziehen. Große Fachkenntnis war bei der Ausarbeitung zahlreicher Durchbrüche, Fenster- und Balkonanschlüsse erforderlich. Einige der Fenster durchbrechen die Fassade in Winkeln, einige parallel zu den Verkleidungsfugen. Dies erforderte eine Reihe maßgeschneiderter Details, um sowohl eine angemessene Leistung als auch die Baubarkeit vor Ort zu gewährleisten. Hinzu kam, dass die abgestufte Anordnung der einzelnen Dachflächen insbesondere im Hinblick auf den Auf- und Abbau von Gerüsten eine durchdachte Einbau-Reihenfolge voraussetzte.