Seit nunmehr 20 Jahren sorgen die Meisterschüler der Robert-Mayer-Schule (RMS) mit ihrer Ausstellung „Blechmasters“ im Stuttgarter Rotebühlbau für Aufsehen. Als eine der ersten Klempner-Meisterschulen erkannten RMS-Ausbilder und Schulleiter, wie wichtig es ist, die Schaffenskraft der Metallhandwerker öffentlich zu präsentieren. Beachtliche Meisterstücke gab es seither zuhauf. Wer erinnert sich nicht gerne an die überlebensgroße Kupferkobra, das filigrane Jahrmarktskarussell oder den zu weltweitem Ruhm gekommenen Origami-Kranich. Auch in diesem Jahr bewunderten die Ausstellungsbesucher klassische, ausgefallene oder schlicht und ergreifend perfekt umgesetzte Meisterstücke. Anlässlich des Jubiläums besuchte BAUMETALL die Blechmasters bereits während der Prüfung. BAUMETALL-Fotograf KD Busch fertigte kurz danach professionelle Fotos der Arbeiten an. Nebenbei bemerkt: Die zoomfähigen Aufnahmen können auf der BAUMETALL-Internetseite unter https://www.baumetall.de/baumetall-live/extras genauestens unter die Lupe genommen werden.
Über die Schulter geschaut
Stuttgart im Januar 2014: Bereits auf der Schwelle des RMS-Schulgebäudes ist es unüberhörbar – die Klempner sind da. Je näher ich den Werkstätten komme, desto intensiver vernehme ich die typische Blechmusik. Als Profi erkenne ich sofort: Hinter dieser Pforte wird geschweift, gelötet und gefalzt, dass es eine helle Freude ist. Ich öffne die Türe, ohne anzuklopfen, denn bei dieser Geräuschkulisse hört mich ohnehin niemand. Schlagartig befinde ich mich in einer anderen Welt – bin von der für Klempner so typischen Atmosphäre umgeben. Die Luft ist vom Geruch geschmolzenen Zinns und verbrannten Lötwassers geschwängert. Zudem wabert eine nicht zu unterschätzende Brise Meisterschülerschweiß durch die Räume. Vermutlich sorgt das Adrenalin der Prüflinge für das gewisse Extra. Ständig auf die Uhr schauend informieren sie sich über ihren Leistungsstand. „Bitte beachtet mich nicht weiter, ich mache lediglich einige Aufnahmen für die Fachpresse“, sage ich und staune noch, während ich die Kamera in Position bringe. Seit meiner eigenen Meisterprüfung vor fast 25 Jahren hat sich vieles geändert. Vor allem der Schwierigkeitsgrad der Prüfungsprojekte hat deutlich zugenommen. Die Segmente der Säulen, Vasen oder Zwiebeltürme sind oft verdreht – Stehfalze verlaufen fast nur noch innen liegend. Und auch die Treibarbeiten an Schalen, Wappen oder Brunnenbecken sind beachtlich.
Absolut spannend
Unter den Kandidaten ist auch ein aus dem Elsass stammender Brunnenbauer, der mit seinem sorgfältig gehämmerten rechteckigen Wassertrog punktet. Neben ihm fügt eine Klempnerin die Teile ihres konischen Schweizer Bogens zusammen und gegenüber befindet sich ein Gebilde, das nicht recht weiß, ob es ein Oktopus oder ein Grammophontrichter werden soll. Unzählige Spannzangen ragen wie Tentakeln aus dem kupfernen Gebilde, das, wie ich später erfahre, zum animalischen Blasinstrument mutieren wird. Und auch sie dürfen nicht fehlen: die Leucht- und Zwiebeltürme sowie die Rinnenkessel und -erweiterungen dieser speziellen Welt. Begleiten Sie mich nun auf einer Expedition der besonderen Art und staunen auch Sie über den Einfallsreichtum und die Vielfältigkeit der Klempner.