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Lebenslänglich Herzblut

Der steile Weg nach oben: 50 Jahre Vollgas

Denke ich an Südtirol, dann denke ich immer auch an Hubert ­Trenkwalder. Inzwischen bin ich in meinem 17. BAUMETALL-Jahr. Während der gesamten Zeit gehört Hubert Trenkwalder zu meiner Berichterstattung wie Lötwasser zur Lötnaht. Warum ich das so betone? Weil viele der alten Hasen nicht mehr aktiv sind – sich im wohlverdienten Ruhestand befinden. Nicht so Hubert Trenkwalder: Auf jedem Branchentreffen ist der Vollblutspengler präsent. Er wird von Nachwuchsspenglern ebenso geschätzt wie von langjährigen Wegbegleitern. Ein bisschen ist Hubert Trenkwalder so etwas wie der Reinhold Messner der Branche: Mit seinen Ideen will er immer hoch hinaus, verfolgt zielstrebig seine ­Visionen und stellt regelmäßig die Weichen für eine bessere Zukunft der ­Berufsgruppe. Der Spenglermeister aus Südtirol ist international ebenso aktiv wie in seiner Region und hat sich durch sein Engagement und seine herausragenden Leistungen einen Namen gemacht. Kurz: Hubert ­Trenkwalder ist ein echtes Urgestein! Angefangen hat er in den 1950er-­Jahren als Flaschner, und zwar im schwäbischen Göppingen – genauer gesagt als Lehrling im Fachbetrieb von Heinrich Häfele. Am 22. Juni 2024 wurde er 80 Jahre jung!

BAUMETALL: Hubert, hast du damals schon geahnt, dass du ­eines Tages als selbstständiger Spenglermeister so ­erfolgreich sein würdest?

Hubert Trenkwalder: Nein, natürlich nicht. Die Lehre in Göppingen habe ich angetreten, weil es in Südtirol kaum Lehrmöglichkeiten gab. Ich wusste noch nicht einmal, welche Tätigkeit ein Flaschner ausübt. Ich habe aber bald erkannt, dass Blech mein Element ist.

Ein großes Problem hatte ich jedoch in meiner Lehrzeit: Mir fehlte einfach die Bergwelt. Als ich 1965 zurück in die Heimat kam, stürzte ich mich jede freie Minute ins Bergsteigen, wobei mir einige Erstbegehungen gelangen (ein bisschen wie Reinhold Messner, der auch mein Jahrgang ist). Berge und Bergsteigen formt Menschen. Das alpine ­Können brachte mich zum Bergrettungsdienst Sterzing, dessen Mitglied ich 42 Jahre lang war, davon drei Jahrzehnte als Rettungsstellenleiter. ­Dabei konnte ich zahlreiche Lebenserfahrungen sammeln.

Wann fand deine Verwandlung vom schwäbischen Flaschner zum Südtiroler Spengler statt?

Durch die Empfehlung von einigen Freunden und Unternehmern, die ich um Rat fragte, wagten wir, mein Geschäftspartner Herbert Plattner und ich, am 1. Mai 1974 den Schritt in die Selbstständigkeit. Die Garage und Kellerräume wurden zur Werkstatt umfunktioniert. Bereits am ersten Tag konnten wir das Bauaufmaß für den ersten Auftrag nehmen, die ­Arbeitsvorbereitungen treffen und dann montieren. Nach der sofort im Anschluss bezahlten Rechnung war das Fundament für den späteren Fachbetrieb gelegt.

Das ist ja fast so wie die Entwicklung eurer Garagenfirma zu ­einem der führenden Fachbetriebe Südtirols.

Das stimmt, es ging steil nach oben. Und so was ist nur möglich, wenn alle am gleichen Strick ziehen. Unser Bekanntheitsgrad und die alpine ­Erfahrung machten aus unserem Unternehmen einen spezialisierten Betrieb für hochalpines Bauen. Unsere Auftragsbücher quollen über.

Die ständige Weiterbildung ist sicherlich der Schlüssel zum Erfolg. Ein nicht zu unterschätzender Bereich sind die Lehrlinge – ihnen gehört unser Augenmerk. Motivierte Lehrlinge sind der Sauerstoff für die Be­triebe. Wir haben immer Lehrlinge ausgebildet und ihnen all unser ­Wissen weitergegeben. Man braucht nur eine Woche nicht im Büro zu sein, und schon gibt es einiges an Neuheiten. Auch die künstliche Intelligenz (KI) wird uns einige Erleichterung bringen. Aber den tollen Spengler­beruf wird die KI nicht ersetzen.

Ist das auch der Grund für deinen Einsatz in der Berufsgemeinschaft?

Ja, genau, seit der Firmengründung in den 1970er-Jahren bewegt mich die Berufsgemeinschaft. Hier konnte ich mich stets einbringen. Mein Stecken­pferd war und ist die berufliche Aus- und Weiterbildung. 49 Jahre habe ich in den verschiedenen Bereichen der Berufsgemeinschaft verbracht. Diese Tätigkeit hat mich ebenso erfüllt wie die Tatsache, leidenschaftlicher Spengler zu sein. Du weißt ja sicherlich, dass der offizielle Berufsname bei uns in Südtirol „Bau- und Galanteriespengler“ lautet. Ist das nicht ein schöner Berufsname, der sogar etwas Künstlerisches in sich hat?

Das stimmt, Hubert. Welche Ereignisse blieben dir auf deinem ­langen und erfolgreichen Berufsweg besonders in Erinnerung?

Allzu gut kann ich mich an die Fachmesse Hülsa in Zürich erinnern. Ich kaufte dort drei Bände für die Berufsbildung aus meinen eigenen Mitteln und schenkte diese Unterlagen der Berufsschule. 2014 konnten wir den Förderverein „Südtiroler Spengler Innung“ gründen, der uns die Möglichkeit einer Weiterentwicklung für unseren Berufsstand eröffnete. Ich war außerdem Gründungsmitglied beim iib und auch bei der D.A.CH.S-Gruppe (D. für Deutschland, A. für Österreich, CH. für Schweiz und S. für Südtirol). Als wohl höchstes Fachgremium im deutschsprachigen Raum befasst sich die D.A.CH.S-Gruppe mit der Vereinheitlichung von Normen und Vorgaben in den verschiedenen Ländern. Ein weiteres Steckenpferd sind die Berufswettbewerbe – lokal, national und international.

Auf glücklicher Mission

Hubert Trenkwalder ruht wie kaum ein anderer Branchenvertreter in sich. Der Vater dreier Kinder hat niemals Stress. Allenfalls hat er es eilig. Im ­BAUMETALL-Gespräch bedankt er sich ausdrücklich bei seiner Ehefrau ­Herta. Er schildert, wie sie hochschwanger mit dem Lieferwagen Material geholt, wie sie sich um die Erziehung der Kinder gekümmert und wie sie einen maßgeblichen Teil dazu beigetragen hat, dass alle drei Kinder ihre Berufung finden konnten: Peter Trenkwalder trat als Einziger in die Fußstapfen des Vaters, hat eine Spenglerausbildung durchlaufen und ergänzend dazu ein Masterstudium mit dem Schwerpunkt Management im Handwerk absolviert. Pauli Trenkwalder hingegen ist selbstständiger Diplompsychologe, professioneller Berg- und Skiführer, Klinischer und Gesundheitspsychologe und systemischer Coach. Und Tochter Leni Trenkwalder betreibt eine Praxis für Physiotherapie, Rehabilitation und Prävention in Sterzing. Ähnlich vielseitig ist auch das Portfolio des ­Spengler-Fachbetriebs der Familie Trenkwalder.

„Neben dem Schwerpunkt Spenglertechnik mit Spezialisierung im hochalpinen Bauen sind der Bereich Flachdachbau und eine kleine ­Glaserei als Kundendienst ein wichtiger Teil unseres Unternehmens“, so Hubert Trenkwalder. Ausgestattet mit modernsten Maschinen sorgen aktuell 18 Mitarbeiter und ein Lehrling für den reibungslosen Ablauf der Arbeiten. Und auch Hubert Trenkwalders Enkeltochter Lea, selbst Bergrettungsfrau und Lawinenhundeführerin, ist inzwischen mit von der Partie. Als Projektleiterin legt sie den Fokus auf Dachabsturzsicherungssysteme, Umwelt und langlebige Lösungen. Zusammen mit Vater Peter kümmert sie sich auch um den Fachbereich Spenglertechnik. Das Trenk­walder-Motto lautet: „Wir lieben es, Projekte zu verwirklichen, die Menschen und Umwelt näher zusammenbringen.“

Meine Festplatte ist noch lange nicht voll

Hubert, du sprichst immer wieder von der Wichtigkeit, spezifisches Fachwissen an nachfolgende Generationen weiterzugeben. Kannst du vorbildliche Beispiele aufzählen, die von anderen Kolleginnen und Kollegen möglicherweise aufgegriffen werden könnten?

Sehr gerne. Allen voran möchte ich die vier Fachbücher erwähnen, die von unserem Fachlehrer ausgearbeitet und vom Förderverein Südtiroler Spengler Innung finanziert wurden. Alle Lehrlinge erhalten diese Bücher kostenfrei, ebenso die Mitgliedsbetriebe der Südtiroler Spengler Innung (SSI). Der erste Spengler-Kalender war ebenfalls ein voller Erfolg. Zwölf Gesellenstücke wurden darin abgebildet. Die Kalender wurden an Mitglieder verkauft, die sie wiederum als Neujahrsgeschenk an ihre Kunden überreichten. Mit den dabei erzielten Einnahmen konnten wir die Finanzierung neuer Fachbücher tätigen. Nicht nur das – es gab auch eine enorme Zunahme an Lehrlingszahlen, was natürlich sehr begrüßenswert ist. Der Kalender repräsentiert den hohen Stand der Ausbildung. Genau hier schließt sich der Kreis.

Das ist genial, einfach und nachahmenswert! Du bist außerdem auf internationalen Berufswettbewerben aktiv. Warum und wo genau?

Ich begleite die Aktivitäten unserer Berufskollegen auf den WorldSkills und den EuroSkills. Südtiroler Spengler sind dabei sehr erfolgreich. In ­Kanada holten wir Bronze, in Schweden Silber und in Japan gewannen wir sogar die Goldmedaille. Das große Ziel dabei sind jedoch nicht die Auszeichnungen, sondern vielmehr die Mission, den Spenglerberuf ­weltweit bekannt zu machen.

Hubert, deine Energie beeindruckt und ich wünschte, ein kleiner Teil davon würde auf Mitstreiter internationaler Verbandsstrukturen und auf andere Ehrenamtsträger abstrahlen. Woher nimmst du die Kraft, dich derart intensiv für den Beruf einzusetzen?

Ich habe meinen Beruf schon früh zum Hobby gemacht. Der schöne Neben­effekt ist, dass ich seither eigentlich nicht mehr arbeiten muss. Vielmehr empfinde ich mein Wirken als große Freude. Das wiederum mag auch der Grund sein, warum ich stets neugierig bleibe und meine Festplatte niemals voll wird. Mein Motto lautet: „Wer der Zukunft nicht die Hand reicht, wird immer in der Vergangenheit leben.“

Einen besseren Schlusssatz, der zugleich ein zeitgemäßes Zukunftsmotto für die Branche ist, gibt es nicht. Im Namen des gesamten BAUMETALL-Teams gratuliere ich dir herzlich zum 50. Firmen­jubiläum und zum 80. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch zur ­beeindruckenden und vorbildlichen Lebensleistung. Bravo!

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