Vier Farbtöne und jede Menge Aluminium sind noch lange kein Erfolgsgarant, um triste Hochhausfassaden in moderne Gebäude zu verwandeln. Eine akribische Planung gepaart mit technischem Sachverstand waren die Grundvoraussetzungen bei der Sanierung ausgedehnter Fassadenflächen eines Wohnkomplexes in Hamburg-Altona. Selbstverständlich gehörten auch eine professionelle Vorfertigung sowie die perfekt organisierte Logistik samt dazugehörender Montageleistung durch erstklassige Fachleute dazu. „Die Planung und Ausführung dieses Auftrags war ein grafisches Abenteuer“, erinnert sich Firmenchef Jens Sperber.
XXL-Sanierungsmaßnahme
Um die Fassadenflächen der Altonaer Hochhäuser mit einer ansprechenden und modernen Optik auszustatten, entwickelten die Architekten ABJ aus Hamburg ein aufregendes Muster im XXL-Format. „Bereits die Planung vermittelte einen überaus interessanten Eindruck“, so Sperber weiter. Ein Blick auf die fertiggestellte Winkelfalz-Wandbekleidung gibt ihm recht, denn das faszinierende Wechselspiel aus Weiß- und Grautönen sowie verschiedenen Scharbreiten und -längen ist beeindruckend. Die Fassadensanierung war Teil umfassender Baumaßnahmen, bei denen auch die Dächer neu gedämmt und abgedichtet wurden.
Grund für die Sanierung war eine Untersuchung der Gebäudehülle, die im November 2017 zum Ergebnis führte, dass die verbauten Dämmplatten aus gepressten Holzspänen geltende Brandschutzauflagen nicht mehr erfüllen. Aus Sicherheitsgründen musste der Bauherr die alten, brennbaren Leichtbau-Fassadenplatten entfernen lassen und das 15-stöckige Gebäude bis auf die gerasterten Betonplatten zurückbauen. Die angestrebte Sanierung des 1969 erbauten Objekts umfasste neben der Fassadenmodernisierung auch den Einbau neuer Fenster und Türen sowie die Erneuerung der Bäder, Heizungen, Flachdächer und Balkone.
Von der Idee bis zur Montage
Geschäftsführer Jens Sperber berichtet: „Die Anfang 2019 an uns übertragene Bauaufgabe war eine der größten Herausforderungen in unserer bisherigen Firmengeschichte. Die Idee des Architektenteams ABJ Architekten um Holger Jedrkowiak und H. Jaekel war für uns zunächst etwas Unerwartetes und Neues. Wir dachten, dass die Kombination der Farben, der drei Bandbreiten (430 mm, 330 mm sowie 180 mm) und der drei Längen (1,00 m, 2,00 m und 3,00 m) ja eigentlich nur 27 Möglichkeiten entstehen lässt. Bei den ersten Planungen mussten wir feststellen, dass auf den 48 Einzelfassaden und damit verbundenen Innen- und Außenecken 92 neue Sonderscharen dazukamen. Ebenso verhielt es sich mit den Fenstern, die leider nicht genau in den vertikalen und horizontalen Achsen lagen. Damit entstanden am Ende fast 500 Kombinationsvarianten. Notgedrungen entwickelte unser Ingenieur Hans-Jürgen Löffler mit unserem Konstrukteur Ricardo Blumenstein einen speziellen Zahlencode. Damit konnte jede Schar vom ersten Abcoilen über das Profilieren und das Anformen der Rückkantungen bis hin zur Montage am exakt dafür vorgesehenen Platz definiert werden. Für alle Beteiligten war dies eine große Herausforderung“.
Sanierung im Bestand
Die Ausführung der Fassaden-Sanierungsarbeiten erfolgte von einem mit Schutzplanen verhangenen Fassadengerüst aus. Für die Bewohner stellte dies eine deutliche Einschränkung des Wohnkomforts dar. Also entstand die Idee, die Montagerichtung der Winkelfalzprofile kurzerhand umzukehren. Durch die Montage von oben nach unten konnte die Gerüst-Standzeit deutlich verkürzt und die Beschädigungs- und Verschmutzungsgefahr der neuen Fassade minimiert werden. Dazu Sperber: „Die Montage von oben aus ist zwar ungewöhnlich – bringt aber grundlegende Zeitvorteile mit sich. Außerdem konnten wir dadurch rund 5000 Fassadendurchdringungen für sonst notwendige Gerüstanker-Abdeckungen vermeiden.“ Recht hat er: Die neue Aluminiumfassade erscheint wie aus einem Guss, und das ganz ohne störende Abdeckkappen, die üblicherweise den harmonischen Scharverlauf beeinträchtigen.
Geduldsprobe in Hamburg
Vor Ort begann das Baustellen-Puzzle an jedem Morgen erneut. Um die benötigten Scharen zuzuordnen und Sicherheit bei der Montage zu haben, nutzten die Klempner einen nummerierten Plan. Sie installierten die Schare an einer Metallunterkonstruktion in vorgehängter, hinterlüfteter Bauweise. Die Aluminiumbekleidung wurde mit Edelstahlhaften der Marke Kling auf den Trapezprofilen befestigt. „Bei der Befestigung gingen wir neue Wege und entschieden uns für eine Befestigung mit Bohrnieten von Würth. Die schiere Menge der Hafte summierte sich auf ca. 100 000 Stück und die der Bohrnieten auf über 200 000 Stück.“
Und Sperber weiter: „Es kam, wie es kommen musste. Im Dezember 2019 entstand ein Lieferrückstand, da alle Bohrnieten ausverkauft waren. Erneut mussten wir Flexibilität beweisen und entsprechende Alternativen finden.“ Eine weitere Herausforderung bei der Montage stellte die Einfassung von über 350 Fensterlaibungen dar. Diese wurden in Sperbers Klempnerwerkstatt als Bausatz fix und fertig hergestellt. Nicht weniger anspruchsvoll war die Einhaltung der Brandschutzvorschriften. In enger Abstimmung mit Architekt und Brandschutzgutachter wurde auf den Einbau der sonst in jeder zweiten Etage üblichen Brandriegel verzichtet. Stattdessen wurden ausnahmslos alle Fenster mit einer Unterkonstruktion in Form eines feuerhemmenden Stahlblechkastens ausgestattet.
Logistische Herausforderung und wertvolle Kooperation
Jede einzelne Schar wurde in enger und partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den Metallprofis der Arno Kolbe & Partner GmbH – Profis für Klempnereibedarf aus Gera profiliert und bereits während der Produktion mit einer Nummer versehen. Die Kennzeichnung erfolgte exakt nach dem zuvor erarbeiteten Schar- und Montageplan. Anschließend wurden die Aluminiumprofile sortiert, palettenweise verpackt und rund 500 km weit von Langenschade nach Hamburg transportiert. „Die schadensfreie Lieferung von rund fünf Paletten pro Woche war ein echter Kraftakt. Die Montage ebenso“, lobt Sperber die von seiner Werkstatt- und Montage-Mannschaft erbrachte Leistung. „Das Bauleiterteam um Marcel Köchel und Marcus Sperber hat den knappen Zeitplan mit Bravour erfüllt“, so der Firmenchef weiter.
Den am Bau beteiligten Partnern und Geschäftsfreunden dankt Sperber besonders: „Vom Handelshaus Arno Kolbe und speziell durch Martin Lehnert haben wir riesige Unterstützung erfahren. Spontane Flexibilität bewiesen auch Kooperationspartner wie Clemens Kling oder die Mitarbeiter der Prefa GmbH und insbesondere Prefa-Fachmann Gerald Pampel.
Durch das Engagement aller Planer, Mitarbeiter und Partner konnte der knappe Montagezeitraum eingehalten werden. In wenigen Monaten wurden sage und schreibe 17 855 Schare auf 7800 m² Fläche montiert. Der Startschuss der Klempnerarbeiten erfolgte Ende Mai 2019. Ab November 2019 wurde mit dem schrittweisen Rückbau des Gerüstes begonnen und im Juli 2020 wurden die finalen Profile montiert. „Die Abnahme verlief ohne Mängel und das Objekt wurde als ‚Prefarenz 2021‘ ausgewählt“, resümiert der Firmeninhaber zufrieden. Das innovative Team der Sperber Klempner GmbH aus Langenschade stellte mit der Großbaustelle in Hamburg einmal mehr seine Leistungsstärke unter Beweis. 
Bautafel
Hochhausfassade in Hamburg
Projekt: Fassadenbekleidung in Winkelstehfalztechnik für ein Wohnhaus in Hamburg
Bauherr: Altonaer Spar- und Bauverein eG (Altoba), Hamburg
Architektur: ABJ Architekten, Hamburg
Fachbetrieb: Sperber Klempner, Langenschade
Material: Farbbeschichtetes Aluminium von Prefa / Falzonal
Farbtöne Grauweiß (RAL 9002), Reinweiß (RAL 9010), Seidengrau (RAL 7044), Laibungen: Steingrau (RAL 7030)