Marco Vathke ist Orthopädieschuhtechniker und kennt eingangs genannte Problematik zur Genüge. Er hat deshalb Tipps, was man neben den Sicherheitsaspekten beim Kauf von Arbeitsschuhen beachten sollte und wie man den Tragekomfort zusätzlich optimieren kann. Er arbeitet nicht nur seit 25 Jahren in diesem Bereich, sondern hat auch die Schuheinlagen GreenFeet entwickelt, die optimalen Begleiter und Helfer bei vielen Fußproblemen.
Welche Arten von Arbeitsschuhen gibt es?
Arbeits- und Sicherheitsschuhe gibt es in diversen Ausführungen. Die wichtigsten Abstufungen sind die Sicherheitsklassen. Bei der Klasse SB handelt es sich um Schuhe mit grundlegenden Schutzfunktionen und einer Zehenschutzkappe, die die Füße vor Klemm- oder Stoßverletzungen schützen soll. Diese Schuhe werden beispielsweise in Pflegeberufen getragen und haben meist einen offenen Fersenbereich. Das ist bei Schuhen der Klasse S1 schon nicht mehr erlaubt, sie müssen im Fersenbereich geschlossen sein und haben außerdem eine spezielle Sohle, die unter anderem stoßgedämpft, öl- und benzinresistent und antistatisch ist. Sicherheitsschuhe mit Klasse S1P verfügen zudem noch über eine durchtrittsichere Zwischensohle. Arbeitsschuhe mit Klasse S2 sind neben den genannten Eigenschaften zudem gegen Durchnässen geschützt und können so auch bei Regen genutzt werden.
Zusätzlich zu den vorgenannten Eigenschaften verfügen Arbeitsschuhe der Klasse S3 wieder über eine durchtrittsichere Zwischensohle und eine stark profilierte Sohle. Sicherheitsschuhe der Klasse S4 sind vollkommen geschlossene, wasserdichte Stiefel mit allen Eigenschaften der Klasse S1, ebenso wie die der Klasse S5, die zusätzlich eine durchtrittsichere Sohle haben.
Es gibt also für jeden Beruf und jede Einsatzmöglichkeit die entsprechend vorgeschriebenen und zertifizierten Sicherheitsschuhe.
Warum sind diese Schuhe so unbequem?
Damit Arbeitsschuhe die Füße der Träger auch tatsächlich schützen und ihren speziellen Schutzeigenschaften gerecht werden, steht Komfort nicht ganz oben in der Prioritätenliste. Vor allem die durchtrittsicheren Sohlen machen den Schuh sehr starr und lassen kaum Bewegungsfreiheit zu. Eine aus orthopädischer Sicht wichtige Sohlenrolle ist für solche Schuhe schlichtweg unmöglich. Dass der Fuß vollständig umschlossen ist und keine Rutschgefahr besteht, ist für die Berufsgruppen, für die sie vorgeschrieben sind, sehr wichtig. Dadurch bedingt ist die Atmungsfähigkeit des eingesetzten Materials häufig nicht optimal. Stahlkappen verschaffen den Zehen zwar oft Luft nach oben, aber flexibel und weich ist so eine Stahlkappe garantiert nicht. Wenn also der Schuh seitlich nicht genug Platz für die Zehen bietet, sind Schmerzen vorprogrammiert.
Kann man etwas gegen unbequeme Arbeitsschuhe tun?
Damit man sich nicht ein Schuhleben lang mit unbequemen Schuhen herumärgern muss, sollte man beim Kauf neben den zwingend vorgeschriebenen Sicherheitsaspekten auch auf jene Faktoren achten, auf die man Einfluss nehmen darf und kann. Üblicherweise ist man nicht auf ein einziges Modell beschränkt, sondern kann aus einer gewissen Angebotspalette wählen. Das verarbeitete Material sollte nach Möglichkeit atmungsaktiv, der Schuh so leicht wie möglich und die Passform auf den Fuß abgestimmt sein. Auch Arbeitsschuhe kann man mit Einlegesohlen ergänzen, die den Komfort erhöhen oder orthopädische Unterstützung bieten. Man muss allerdings zwingend darauf achten, dass die Einlegesohlen sowie die Schuhe die entsprechende Zertifizierung besitzen, da sonst bei einem Unfall unter Umständen kein Versicherungsschutz gegeben ist. Die in den meisten Schuhen standardmäßig vorhandenen Innensohlen sind aus orthopädischer Sicht meist minderwertige Sohlen und sollten daher durch hochwertige, zertifizierte Komfortsohlen oder orthopädische Sohlen ersetzt werden. Diese benötigen aber unter Umständen mehr Platz als die Standardsohlen, weshalb das schon beim Kauf bedacht werden sollte und die Schuhe bestenfalls also eine Nummer größer gekauft werden müssen.
Sind die vorhandenen Sohlen in den Schuhen antistatisch, dürfen sie auf keinen Fall durch beliebige Sohlen ersetzt werden. Hier ist die Zertifizierung umso wichtiger und im besten Fall bietet die präferierte Marke entsprechende Sohlen an. Das ist bei einigen Anbietern mittlerweile der Fall, sodass auch Menschen mit Senkfüßen oder anderen Fußfehlstellungen orthopädische Einlegesohlen für Arbeitsschuhe bekommen können. Solche Sohlen sind nicht nur sinnvoll, sondern auch wichtig, denn sie sorgen dafür, dass man gut im Schuh steht, was sich auf den gesamten Bewegungsapparat positiv auswirkt.
Worauf muss beim Kauf von Arbeitsschuhen noch geachtet werden?
Der Zehenbereich von Arbeitsschuhen, der durch Stahlkappen geschützt wird, muss den Füßen auch nach einem langen Arbeitstag noch genug Platz bieten. Füße schwellen im Laufe des Tages immer ein wenig an und aufgrund der erschlaffenden Muskulatur verändern sich Gewölbe, Fußlänge und Fußbreite. Darauf muss der Schuh quasi vorbereitet sein, damit er nicht nur morgens gut sitzt und abends plötzlich drückt.
Trotzdem sollte man im Schuh nicht rutschen – im Fersenbereich muss der Schuh also richtig sitzen und Halt bieten. Achten Sie beim Schuhkauf darauf, dass der Arbeitsschuh über eine Sohlenrolle im Vorfuß verfügt. Auch bei Schuhen mit Durchtrittfestigkeit gibt es entsprechende Modelle. Dadurch können die Füße massiv entlastet werden, da der Schuh die Abrollbewegung der Füße bei jedem Schritt unterstützt. Ob ein Schuh das ermöglicht oder nicht, zeigt sich, wenn man den Schuh an Ferse und Spitze festhält, die Spitze vorne nach unten drückt und dann versucht, den Schuh sauber und ohne Widerstand durchzurollen. Ist das möglich, hält man einen Schuh mit Sohlenrolle in der Hand.
Fazit
Wenn man beim Schuhkauf nicht gleich das erstbeste Modell nimmt, sondern im Rahmen der Möglichkeiten auf Komfort achtet, den Füßen genügend Platz und gleichzeitig Halt im Schuh gönnt und die Standardsohlen durch zertifizierte, auf die Füße bzw. die Fußproblematik abgestimmte Einlegesohlen ersetzt, können auch Arbeitsschuhe bequem sein.