Drei Dinge braucht der Mann: Lötwasser, Gas und Zinn. Zumindest beim Löten ist das so, doch weit wichtiger ist ein gutes Lötgerät samt Kolben. Über die Form der Kupferstücke und darüber, ob diese verchromt, verzinnt oder vernickelt sein sollen wurde in der Vergangenheit viel diskutiert. Fakt ist, dass jeder Klempner seine persönlichen Vorlieben entwickelt hat und selbst schwierige Steignähte mit unterschiedlichsten Kolbenformen und Typen gelingen. Daher befasst sich dieser Beitrag weniger mit den eigentlichen Lötkolben, sondern vielmehr mit einem alternativen und elektrisch betriebenen Lötgerät.
Zumindest wenn es nach Klaus Hellbach geht, sind die Zeiten, in welchen sich unangenehmer Gasgeruch in den Werkstätten verbreitete, längst vorbei. Der Spezialist aus Atzendorf ist ein bekennender Freund des Elektro-Lötens. Er stellte BAUMETALL einen Elektro-Lötkolben für umfangreiche Testzwecke zur Verfügung, dessen Handhabung Klempnergeselle David Schneider aus Bad Teinach ausführlich und kritisch auf Herz und Nieren prüfte.
Funktionale Fakten
Strom ist als Energiequelle für Lötgeräte in der Klempnertechnik nicht weit verbreitet. Dennoch können elektrische Lötgeräte auch vom Klempner eingesetzt werden. Dabei wird zwischen zwei Typen unterschieden:
- Elektrolöten ohne Temperaturregler: Beim Löten sowie in den Arbeitspausen ist die Nennleistung und somit der Stromverbrauch konstant. Bei einem 200-W-Gerät steigt die Temperatur an der Lötspitze nach 15 Min. von Raumtemperatur auf 390°C. Die Wärmeenergie wird durch Konvektion und Strahlung abgegeben – die Verluste steigen mit zunehmender Temperatur. Bei hoher Werkzeugtemperatur sinkt die Haltbarkeit der Lötspitze und das Flussmittel kann bereits vor dem Materialkontakt verdampfen.
- Elektrolöten mit Temperaturregler: Beim Löten wird die angegebene Nennleistung benötigt. In den Arbeitspausen ist die Leistungsaufnahme deutlich niedriger – Temperatur sowie Verluste bleiben konstant.
Interessante Alternative
David Schneider war vom getesteten temperaturgeregelten Elektro-Lötgerät überzeugt. Besonders die Hitzeverteilung auf das Werkstück und der minimale Temperaturabfall von höchsten 15°C beeindruckten ihn. Laut Schneider stellt das getestete Elektro-Lötgerät speziell für Lötübungen im Klempnerbereich eine interessante Alternative dar. Besonders um Anfängern ein Gefühl für unterschiedliche Löteigenschaften zu vermitteln ist es geeignet. Doch das Lötgerät leistet weitaus mehr. Die Temperatur steigt in nur 7,11 Minuten von 25°C auf 270°. Es eignet sich vorzüglich, um Edelstahl, Kupfer, Titanzink und vorbewittertes Titanzink zu löten. Mit Erfolg stellte David Schneider beim Test eine 45°- und eine 90°-Steignaht her. Erstaunlich: Lediglich beim Löten der 90°-Edelstahl-Test-Steignaht tauchten Schwierigkeiten auf. Problemlos war hingegen das Löten halbrunder und 2 cm breiter Innen- und Außenüberlappungen. Am angenehmsten war für den versierten Klempner jedoch das gasgeruchfreie Arbeiten in der Werkstatt. Sogar für sein Hobby, dem herstellen von Metall-Kunstgegenständen, konnte er das Gerät einsetzen.
Übrigens: Letztgenannte Arbeiten machte er im heimischen Wohnzimmer, was schon seiner Freundin zuliebe mit einem herkömmlichen Gas-Lötkolben niemals möglich gewesen wäre.
INFO
Vorteile
- Bei richtiger Temperatur gute Wärmeübertragung auf das Werkstück
- Zubehör wie Spitzkolben, Hammerkolben und Hammerkolben für Linkshänder
- Temperaturanzeige (man muss aber eine etwas höhere Temperatur wählen)
- Gasfreies Löten
- Geringe Zunderbildung
Nachteile:
- Umgewöhnungszeit
- Bewegungseinschränkung durch das Kabel
- Höheres Gewicht
- Geringfügig längerer Zeitbedarf für den Lötvorgang
INFO
Betriebskosten im Überblick*
- Lötkolben 200 W 0,2 kW x 0,21 €/kWh x 8 Stunden = 0,336 € pro Arbeitstag
- Lötkolben 400 W 0,4 kW x 0,21 €/kWh x 8 Stunden = 0,672 € pro Arbeitstag
*Durchschnittlicher Arbeitspreis eines Energieunternehmens ∼0,21 €/kWh.