Mit Ritualen ist das so eine Sache. Sie folgen einem strikt vorgegebenen Ablauf. Wer sich darauf einlässt, weiß mit großer Wahrscheinlichkeit, was ihn erwartet. Das trifft auch für die Präsentation der Meisterstücke der Stuttgarter Robert-Mayer-Schule zu. Seit mehr als 20 Jahren läuft die Veranstaltung nach einem unter Insidern lieb gewonnenen Schema ab: Man kommt pünktlich oder bestenfalls 30 Minuten zu früh. Dann werden alle Arbeiten ganz in Ruhe angeschaut. Anschließend wird die Ansprache des Schulleiters verfolgt und die damit verbundene Ausstellungseröffnung beklatscht. Was dann folgt, ist vermutlich ebenso interessant wie die Ausstellungsstücke selbst – das Wiedersehen mit alten Freunden, Klassenkameraden und derzeitigen sowie ehemaligen Ausbildern. Das einzige Unbekannte des – nennen wir es beim Namen – Blechmasters-Rituals sind die präsentierten Meisterstücke. Doch erfahrungsgemäß sind wie jedes Mal auch an diesem 10. April einige Überraschungen dabei …
Tolle Säule
Da ist zum Beispiel ein Meisterstück, das erstmals mit sechs um 360 Grad gedrehten Segmenten überzeugt. Bis dato galt so etwas als technisch so gut wie unmöglich. Gebaut wurde das Masterpiece von Dominik Feder und Modell stand der TK-Elevator-Testturm bei Rottweil. Das Vorbild ist 246 m hoch und dient Thyssenkrupp Elevator als Aufzugstestturm für Express- und Hochgeschwindigkeitsaufzüge. Eine weitere Besonderheit des Originals ist seine 232 m hohe Besucherplattform. Der kupferne Nachbau überzeugt indes mit Bilderbuchfalzen, die sich um die Meistersäule winden und nach einer kompletten Umdrehung an exakt derselben Position auslaufen, wo sie am Sockel gestartet sind. Damit die sechs Kupfersegmente noch stärker an die Textilbespannung des Originals erinnern, wurden sie mit einem dezenten Hammerschlag-Finish versehen.
Erleuchtet
Ein weiteres strahlendes Meisterstück ist die Wandlaterne von Felix Sälzle. Der ebenfalls aus Kupfer herstellte Leuchtkörper ist an einer rustikalen Holzplattform bzw. einer Baumscheibe befestigt. Ein Gliederbogen hält die eigentliche Laterne wie ein starker Arm auf Abstand. Die Laterne besteht aus acht Segmenten nebst Fenstern und einem ebenfalls segmentierten, geschwungenen zwiebelförmigen Dach. Falze, Wulste und Stege wurden mit feinen Accessoires aus Messing ergänzt.
Weitere beeindruckende Meisterstücke sind Jörg Ummenhofers gedrehter Brunnen mit Wassersäule, der gedrehte Zunftpokal von Kevin Karg und die mit ebenfalls gedrehtem Kessel ausgestattete Rinnenerweiterung von Florian Eberhardt. Mit einer dezenten, aber umso effektvolleren Drehung überzeugen die Segmente des von Felix Mader gebauten Stehtischs mit Zunftwappen, und die Vogeltränke von Robin Zippert erfreut das Klempnerherz mit wechselseitigen konkaven und konvexen Schwüngen.
Ein Prosit auf die Blechmasters
Dass dermaßen schönes Meister-Blech durstig macht, dachte sich Tizian Kalchschmidt bereits beim ersten Entwurf seiner meisterlichen Zunft-Zapfanlage. Er ließ es sich folglich nicht nehmen, frisches Bier aus der gedrehten, auf einem formschönen Kupferfass platzierten Säule zu zapfen. Entsprechend zünftig stießen die Blechmasters 2022 mit ihren Ausbildern und zahlreichen Gästen auf einen der schönsten Handwerksberufe der Welt an. Und sollten Sie beim Lesen dieses Beitrages Durst auf mehr bekommen haben, empfehlen die Blechmasters den Klick in das entsprechende BAUMETALL Online-Extra, wo weitere Fotos und ein Video darauf warten, entdeckt zu werden.
Meisterstück des Jahres: Nach dem Wettbewerb ist vor dem Wettbewerb
Das BAUMETALL-Team beglückwünscht die Blechmasters 2022 zur bestandenen Prüfung und weist schon jetzt auf die Teilnahme beim traditionsreichen Wettbewerb „Meisterstück des Jahres“ hin. Bewerbungen sind unabhängig vom Standort der Meisterschule ab sofort möglich und zwar dann, wenn die Meisterprüfung in den Jahren 2022 oder 2023 abgelegt wurde/wird. Einzureichen sind dazu zwei bis drei aussagekräftige und möglichst hoch aufgelöste Fotos des Meisterstücks sowie eine Kurzbeschreibung und die Kontaktdaten.
Wegen Corona wurde die Preisverleihung zu den beliebtesten Meisterstücken der Jahre 2020 und 2021 bereits mehrmals verschoben. Sie findet jetzt am 5. Juli 2022 auf der Dach + Holz International in Köln am BAUMETALL-Messestand statt. Los geht es um 17 Uhr. Präsentiert werden dieses Mal zehn Preisträger, die sich in den Kategorien „Bestes Design“, „Bester Ziergegenstand“ und „Bester Klassiker“ aus einem Starterfeld von fast 80 (!) Meisterstücken durchgesetzt haben.
Wir sehen uns in Köln
Das BAUMETALL-Team freut sich schon jetzt auf ein Wiedersehen und lädt Sie ein, dabei zu sein. Schließlich ist die Preisverleihung in Köln ein wichtiger Grund, zur Dach + Holz zu kommen. Weitere Informationen zur Messe bietet unser Beitrag auf den nachfolgenden Druckseiten sowie das Messe-Spezial in der kommenden BAUMETALL-Ausgabe.