Vor dem Hintergrund der globalen Finanzkrise werden klein- und mittelständische Unternehmen wieder einmal als Gegenpol zu den multinationalen Unternehmen, Konzernen und managementgetriebenen Banken gelobt. Zurecht gilt der Mittelstand als Rückgrat unserer Wirtschaft:
- er beschäftigt die meisten Menschen
- er bleibt dem Standort treu
- er verkörpert genau die Tugenden auf die es heute ankommt.
In der aktuellen Situation nützt dies dem mittelständischen Unternehmer leider wenig. Bei genauerer Betrachtung muss sogar festgestellt werden, dass die Wahrheit total anders aussieht. Es droht ein deutlicher Abschwung und die Banken werden dem klein- und mittelständischen Unternehmen
- die Kreditvergabe mit weiteren Sicherheitsanforderungen erschweren
- die Kreditkonditionen bei Neufinanzierungen spürbar erhöhen
- die Zinsen bei laufenden Engagements deutlich anheben, wenn die Zahlen nicht in das Branchenraster passen
- die Anforderungen an die Unternehmen weiter steigern
In der Summe kann schon heute festgestellt werden, dass ohne funktionierendes und nachvollziehbares Controlling Kreditlinien zurückgefahren oder sogar gekündigt werden. Auch wenn man derzeit noch nicht von einer allgemeinen Kreditkrise sprechen kann, scheint der Begriff Zweiklassengesellschaft zutreffend das auszudrücken, was auf den Mittelstand zukommen wird. Die Schere wird immer weiter aufgehen. Unternehmen die wirtschaftlich gut dastehen, beziehungsweise sich gegenüber ihrem Kreditinstitut gut „verkaufen“ können, sind als Kreditnehmer sehr begehrt. Unternehmen, die aber durch ihr mangelndes Zahlenwerk ein schlechtes Rating erzeugen, werden kritischer denn je beobachtet – falls sie überhaupt Kredite erhalten.
Hilfe zur Selbsthilfe?
Die Frage lautet: Was genau kann der klein- und mittelständische Unternehmer in dieser Situation tun? Gilt es doch dringend Probleme zu verhindern, bevor sie unlösbare Ausmaße annehmen. Mögliche Maßnahmen sind:
- Sofortige, langfristige Verlängerung auslaufender Kreditverträge
- Abbau von Abhängigkeiten, vor allem wenn nur eine Bankverbindung besteht sollte mit anderen Geldinstituten gesprochen werden
- Prüfung alternativer Finanzierungsmöglichkeiten des Unternehmens zur Verbesserung der Liquiditätslage (beispielsweise Factoring, Sale-and-leaseback-Leasing)
- Abbau von möglicherweise nicht mehr notwendigen Bank-Kreditlinien durch Umschuldung der Avallinien, etwa mit Hilfe spezialisierter Versicherungen. Dadurch kann evtuell der Kontokorrentkredit erhöht oder das Bereitstellen neuer Sicherheiten vermieden werden.
Jeder Mittelstandsunternehmer muss heute zwingend seine Eigenkapitalquote verbessern. Unerlässlich ist dabei, ein funktionierendes Controlling im Unternehmen aufzubauen und somit das Rating bei den Banken nachhaltig zu verbessern. Nur auf diese Weise kann das Fortbestehen der Unternehmen langfristig gesichert werden! Anders ausgedrückt: Ein nicht vorhandenes Controlling und zu hohe Schulden durch die mangelhafte Eigenkapitalausstattung sind die Hauptursachen von Unternehmenspleiten! Im schlimmsten Fall könnte diese Finanzkrise sogar eine Pleitewelle nach sich ziehen. Um hier Schritt für Schritt gegenzusteuern, sind mittelständische Unternehmer, die in der Regel auch die Firmeneigentümer sind, oft überfordert. Den Unternehmen fehlen oft kompetente Mitarbeiter, die in dieser schwierigen Situation die erforderliche fachliche Unterstützung geben können. Damit der Unternehmer nun nicht zum Krisenmanager wird und damit sein eigentliches Kerngeschäft vernachlässigt, sollte er sich extern von Spezialisten helfen lassen.
* Wilfried Fröhlich ist unabhängiger Unternehmensberater im Bayerischen Geretsried.