Spricht man dieser Tage mit Kursleiter Arno Fell, kann er mit einem Lachen in der Stimme von seiner diesjährigen Meisterklasse berichten. Trotz aller Hürden hat auch dieser Jahrgang mit teils hervorragenden Ergebnissen die Schule in Würzburg verlassen. Dabei sind in der praktischen Prüfung in diesem Jahr sogar 23 Meisteranwärter gestartet. Neben Klassikern mit Pfiff wie dem Zwiebelturm von Euroskills-Teilnehmer Benno Uhlmann oder dem kleinen Stehtisch mit Messingabschlüssen von Jan Hofmann waren auch in diesem Jahr wieder einige kreative neue Ideen dabei. So entwarf Henrik Baade eine funktionierende Kupfersoundbox mit gedrehtem Korpus. Julius Schneider baute eine raffinierte Studiolampe in Halbkugelform. Doch auch dieser Kurs stand vor schwierigen Herausforderungen und zwischendurch war nicht immer klar, ob das zeitliche Kursziel eingehalten werden kann.
Meisterschule im Homeoffice
Ab Mitte Dezember 2020 musste der Präsenzunterricht eingestellt werden. So entfiel auch die intensive betreute Vorbereitung für die Vorstellung der Projekte. Bei den Teilnehmern löste dies, verständlicherweise, zuerst Unbehagen aus. Die Zwangspause wurde aber von allen gut genutzt. Ein qualitativer Unterschied im Vergleich zu den Vorjahren sei nicht zu beobachten gewesen.
Seit dem Jahr 2015 wird in Würzburg im Rahmen eines Lernschwerpunktes online unterrichtet. Man hatte also schon erste Erfahrungen mit E-Learning gemacht. Aufgrund rechtlicher Rahmenbedingungen kam es allerdings trotzdem zu drei Wochen Unterrichtsausfall. Lehrgangsleiter Fell bezeichnet die Anfangszeit mit einem Augenzwinkern als „rustikale Startphase“. Sowohl die Teilnehmer als auch die Dozenten mussten sich zuerst an den Unterricht am Bildschirm gewöhnen. Dies erforderte von beiden Seiten eine gewisse Flexibilität. Insgesamt zeichnete sich aber nach kurzer Zeit ein positiver Trend ab. Sowohl Lehrende als auch Lernende konnten durchaus Vorteile am neuen Format erkennen.
Ziel fest im Blick
Am Ziel, bis Ende April die Prüfungsphase beendet zu haben, wurde trotzdem festgehalten. Dies erforderte ein beträchtliches Engagement bei allen Beteiligten. So wurde unter anderem auch an Samstagen ganztags unterrichtet. Doch kurz vorm Schluss wurde es noch einmal spannend. Durch einen positiven Covid-19-Fall musste eine Gruppe ihre Prüfungsphase unterbrechen. Das sei für alle ein Schockmoment gewesen, weiß Arno Fell zu berichten. Dank des weitsichtig geplanten Hygienekonzepts durften die betroffenen Teilnehmer nach fünf Tagen und zwei negativen PCR-Tests wieder am Geschehen teilnehmen. Geholfen habe in dieser Zeit auf jeden Fall der gute Gruppenzusammenhalt. Schlussendlich konnte der gesamte Kurs mit drei Tagen Verzug abgeschlossen werden. Schon das ist als meisterliche Leistung anzuerkennen. Auch die Prüfungsleistungen haben allen Proben standgehalten. Das Niveau der Vorjahre konnte gehalten werden.
Auf die Zukunft setzen
„Corona hat uns digital weitergebracht“, davon ist der Kursleiter überzeugt. Langfristig möchte er das Thema Digitalisierung nicht nur in der Meisterschule, sondern auch in der Gesellenausbildung voranbringen. Mit der Anschaffung von Tablets soll damit nun ein erster Grundstein gelegt werden. Grundsätzlich ist auch eine Erweiterung der überbetrieblichen Lehrunterweisungen denkbar. Damit würde die Möglichkeit geschaffen, schon frühzeitig ersten Kontakt mit Fachprogrammen zu sammeln. Aus den Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre hat man sich entschieden, die Teilnehmerzahl für die nächsten Kurse von 20 auf 16 Teilnehmer herabzusetzen. Damit soll einerseits der hohe Qualitätsanspruch gewahrt bleiben und andererseits eine leichtere Gruppenteilung für die geltenden Hygienekonzepte möglich sein. Der nächste Kurs in Würzburg startet im November 2021 und ist schon vollständig belegt. Man hofft dann wieder auf ein wenig mehr Normalität, damit auch wieder besondere Highlights wie Exkursionen und Messebesuche durchgeführt werden können. Solche Highlights waren dieses Mal leider nicht möglich.