Ein Bericht von Beat Scherrer
Es sollte etwas Besonderes werden, sich von den üblichen Einfamilien-häusern der Umgebung unterscheiden, ohne sie zu dominieren. Auf der Suche nach dem Besonderen entschieden sich Bauherrschaft und Archi-tekten für eine Gebäudehülle aus Metall.
Für eine Gebäudehülle aus Metall sprechen überzeugende Argumente: Sie ist praktisch, weil sich Metallbleche leicht bearbeiten und in jede Form bringen lassen. Sie ist bauphysikalisch optimal, weil die Metallhaut zuver-lässig abdichtet und den Baukörper gut belüftet trocken hält. Sie ist um-weltgerecht, weil Metall langlebig und recycelbar ist und während der ge-samten Lebensdauer praktisch keine Pflege braucht. Zudem lassen sich unter der Hülle alle erforderlichen Installationen unterbringen und die bestmögliche Schall- und Wärmedämmung realisieren.
Vom Wunsch zur Wirklichkeit
Handverzinntes Kupferblech
Am Ende dieses kreativen Prozesses fällt die Wahl auf eine vorgehängte Fassade mit einer Hülle aus verzinntem Kupferblech. Die Kupferbleche werden erhitzt, dann mit Zinnpaste bestrichen und gleichzeitig abgekühlt. Dieser manuelle Prozess gibt dem einzelnen Paneel eine lebendige, sil-ber-grau-weiss changierende Oberfläche, die im Laufe der Zeit leicht oxi-diert und eine matte Textur annimmt. Nach diesem Grundsatzentscheid werden Varianten der Bearbeitung ausprobiert: Wieviel Unruhe vertragen oder benötigen die Paneele? Und wie wirken ruhige oder betont lebendige Paneele im Verbund der grossen Flächen?
Noch während die Spengler immer neue Varianten probieren, um sie der Bauherrschaft und dem Architekten zur Begutachtung vorzulegen, beginnt die Detailplanung. Vom Architekten ist ein Grundraster von 60 x 60 cm vorgegeben. Er zieht sich horizontal wie vertikal durch die gesamte Archi-tektur und bestimmt auch die Gliederung der Fassade. Zugleich legt der Architekt grossen Wert auf ein gestaltetes Fugenbild. Für jede Fassaden-seite werden Lage und Breite jedes einzelnen Paneels genau festlegt. Was auf die Entfernung wie Mauernfugen aussieht, sind aus der Nähe be-trachtet die Falze der präzise ineinandergefügten, sich überlappenden Blechpaneele. Das Fugenbild wirkt wie aus grossen Quadern aufgebaut, wodurch das Haus hangseitig einen fast klassischen Charakter erhält und sich in die Umgebung integriert.
Gebäudehülle komplett
Die optische Wirkung der manuell verzinnten Paneele bleibt die einzige (kalkulierte) Zufälligkeit, denn die Planung zeichnet sich durch einen ex-trem hohen Detaillierungsgrad aus. Zahlreiche Schnittstellen wie die Ü-bergänge von horizontalen zu vertikalen Flächen, zu Fenstern, Dächern, Erkern, Installationen, Eingängen, Lüftungen, Einfassungen, Halterungen und Abdichtungen erfordern sorgfältig durchkonstruierte Lösungen. Zum Beispiel sind die Halterungen der Balkon- und Terrassenbrüstungen mit Metallprofilen und Abdichtungen im Terrassenboden eingelassen. Die Brüstungen aus Sicherheitsglas können in diese Haltungen einfach einge-hängt werden.
Jedes Paneel an seinem Platz
Auf Basis des Fugenbildes entsteht bei der Scherrer Metec AG eine detail-lierte Materialliste. Jedes einzelne Paneel wird per CAD mit seinen Schnitt- und Biegekanten konstruiert. Je nach Lage an Seiten- oder Ober-kanten, an Fensterfüllungen oder Simsen, und je nach Funktion mit Füge-falzen, Entwässerungsrinnen oder Belüftungsspalten entstehen recht komplizierte Formen. Es gibt kaum identische Teile, weshalb für jedes Pa-neel der exakte Ort in einem Montageplan festgehalten wird.
Während der Bauzeit erhielten die Flachdächer zunächst eine provisori-sche Abdeckung, unter der bereits der Innenausbau fortschritt. Die be-gehbaren Flächen der Terrassen und Balkone wurden teilweise mit Flüs-sigkunststoff abgedichtet und mit Holzrosten oder Natursteinen aufgebaut. Die Flachdächer wurden begrünt, Oberlichter mit Isolierverglasung einge-baut. Ein bei metallenen Gebäudehüllen nicht unwichtiges Detail ist der Blitzschutz. Sämtliche Metallflächen wurden geerdet und mit den Blitz-schutz-Leitungen verbunden.
Alles aus einer Hand
Villa Metallica
2-Familien-Wohnhaus
Bauherrschaft: Privat
Architektur und Gesamtleitung: Arndt Geiger Herrmann Architekten, Zürich
Gebäudehülle, Planung, Konstruktion, Leitung:
Scherrer Metec AG, Zürich