Der vom Architekten-Team Tilla Theus und Partner AG (Zürich) geplante Baukörper besticht durch eine Aluminium-Hülle, die sich wie ein Spitzenkleid um den markanten Baukörper schmiegt. Durch die schimmernden Maschen der filigranen Fassade blitzt die rote Haut, dazwischen sind die ovalen Schatten der Fenster zu erkennen. Seit 2017 prägt das aufsehenerregende Gebäude den historischen Dorfkern von Unterengstringen in der Schweiz.
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Weitere Details finden Sie im folgenden Baubericht, in den Plänen und in unserer Bildergalerie.
Die herausragende architektonische Hülle verlangte vom Handwerker immenses Wissen, Hartnäckigkeit, Flexibilität und Weitsicht. Wer genauer hinschaut, erkennt, dass die Fassade mehr ist als verspielter Blickfang; sie verschafft dem Haus symbolträchtige Identität. Die Maschen haben die Form von Pflugschar und Rebmesser – die beiden Zeichen auf dem Wappen der Gemeinde Unterengstringen.
Das anspruchsvolle Dach
Wie es sich gehört, müssen die Kleidungsstücke zusammenpassen. So hört das Spitzenkleid bei dem Vordach optisch nicht wirklich auf. Eine speziell hierfür erstellte Raute, mit Rundungen wie das gestanzte Bild der Fassade, deckt die Fläche von der Dachkante bis zum Dachknick und steigt dann senkrecht bis zum herauskragenden, zentralen Dachaufbau, der vorne im attraktiven, großen Fenster des dahinterliegenden Gemeinderatszimmer mündet. Diese Rauten, auch eine Neuentwicklung, sind allseits rund gestanzt. Sie sind vorne rund und um etwa 5 mm angereift. Diese Erhöhung sorgt dafür, dass die Platte trotz Dünnhaftigkeit plan liegt, der Abstand verhindert einen möglichen Regenwassereinzug durch Kapillare, und die Raute liegt trotz anspruchsvoller Form schön auf. Im Bereich des geneigten Daches wurden am vorderen Spitz der Rauten direkt ein Abbug mit Schnee-Stopper-Funktion angebracht. Schließlich wurden die Platten dort, von Auge kaum wahrnehmbar, noch je zwei Briden zur mechanischen Stärkung verlegt und unter die Platten unsichtbar befestigt. Die gleichen Rauten steigen dann auf die obere senkrechte Wand. Natürlich gehen die Formbilder ohne jegliche Trennung oder Spalt über die Kante hinweg.
Hohe Integrationskunst der Accessoires
Nebst den üblichen Anforderungen erfordert die Gebäudehülle heute auch viele Accessoires für den Schutz des Gebäudes, der Mitarbeiter bei Unterhaltsarbeiten und des Baus selbst bei Naturgewalten wie Erdbeben oder Blitzschlägen. Die in der Hülle eingebauten Accessoires können von Fall zu Fall recht klobig und aufdringlich wirken. Nicht so beim Gemeindehaus. Selbst der Fachmann muss das Auge spitzen, um die korrekt eingebauten Nutz- und Funktionsteile zu erkennen.
Anspruchsvoll sind bei Sonderanfertigungen auch die Details. Insbesondere die Eckkonstruktion musste haargenau zusammenpassen, ungeachtet der sonst üblichen Bautoleranzen. Die Dachkonstruktion stellt wie gesagt noch höhere Anforderungen an Material und Genauigkeit als die übrige Gebäudehülle. Wurden die geschlossenen Flächen an der Fassade auf ein Minimum reduziert, galt für das Dach das Gegenteil: Die Fläche muss dort absolut dicht und geschlossen sein und musste dennoch die hohen ästhetischen Ansprüche erfüllen und das Gebäude optisch umfließen. Die Firma prüfte deshalb diverse Metalle und entschied sich dann für farbeloxiertes Aluminium, ein leichtes, dauerhaftes und unterhaltsfreies Material. Die Formen von Pflugschar und Rebmesser wurden aus den Metallschindeln gestanzt. Scherrer Metec übernahm auch die heikle Aufgabe der millimetergenauen Montage. Die Spezialisten fixierten die Schindeln auf der darunterliegenden Fassadenebene aus rot eloxiertem Aluminium. Die Befestigung erfolgte punktuell und unsichtbar – ein ausdrücklicher Wunsch der Architektin.
Kommentar der Jury
Das Gemeindehaus Unterengstringen ist ein einmaliger Wurf und Bau. Es hat ein maßgeschneidertes ornamentales Spitzenkleid aus Metall erhalten; beim Nähertreten werden die Ortsgeschichte in der Motivwahl und die gewollte und kompetente Umsetzung klar und deutlich. Die Jury trifft da auf eine Spenglerarbeit der Extraklasse, welche die Möglichkeiten der modernen Metallbearbeitung in der kreativen Architektur voll und uneingeschränkt zur Geltung bringt - vom Dachfirst bis zu den Fassadenfüßen oder umgekehrt! Das Betrachten der Details lässt erkennen, dass diese mit der traditionellen Berufskunde alleine nicht zu bewerkstelligen waren. Die Kumulation aus weitreichender Berufserfahrung, gesamtheitlichem, innovativem und konstruktivem Denken, einem adäquaten Maschinenpark sowie einer hohen handwerklichen Kompetenz waren Bedingung dazu.
Die Uniformität dank perfekter Einteilung und Bemaßung, die Präzision, das Ineinanderfließen der Rundungen, die geschickt integrierten Fenster und Fensterrahmen, das perfekte Auslaufen in den Gebäudekanten, der diskret geführte Blitzschutz, die heiklen Befestigungen, die Dichtheit der Fassade trotz markanter Öffnungen, die Formgebung, die Konturen von Baukörper und Dachdeckung sind perfekt orchestriert und umgesetzt. Ein Hülle der Superlative, ein Bauwerk, auf das die Gemeinde stolz sein kann.
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