Düsseldorf, 9. Mai 2008. OC&C, eine der führenden internationalen Strategieberatungen, hat jetzt die aktuelle Auflage ihrer jährlich erscheinenden Prognose für die Entwicklung des Hochbaus in Deutschland veröffentlicht. Die Berater rechnen hierzulande bis zum Jahr 2010 mit leichtem Wachstum: „Wir gehen davon aus, dass sich der Hochbau insgesamt stabil bis leicht wachsend entwickelt. Das Hochbauvolumen für diese Zeitspanne prognostizieren wir auf 203 Milliarden Euro, dies entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Anstieg von 1,3 Prozent bis 2010. Insbesondere der Geschosswohnungsbau und der Nichtwohnungsbau tragen das Wachstum“, erklärt Axel Schäfer, Branchenexperte und Partner bei OC&C. Der gewerbliche Wohnungsbau wird mit jährlichen Zuwachsraten von etwa 3,5 Prozent ein wesentlicher Treiber für das Marktwachstum sein. Mit einem prognostizierten Marktrückgang von fünf Prozent in diesem Jahr erwartet OC&C im privaten Wohnungsbau eine Abschwächung des deutlichen Abwärtstrends aus dem Vorjahr. Auch hier wird mit einer Stabilisierung des Marktes ab dem nächsten Jahr gerechnet.
Das Beratungsunternehmen macht für die insgesamt stabile Marktentwicklung vor allem zwei Ursachen aus. Die nach wie vor solide gesamtwirtschaftliche Entwicklung und der damit einhergehende unternehmerische Expansions- und Investitionsbedarf in gewerbliche Neubauten beeinflussen das Geschäftsvolumen positiv. Weiter sorgt die zunehmende Urbanisierung in Zentren wie München, Frankfurt, Hamburg oder Köln für eine gestiegene Nachfrage nach Geschosswohnungen.
Trends im privaten Wohnungsbau – Zurückhaltung bei „Häuslebauern“
Der private Wohnungsbau hat sich in den vergangenen zwei Jahren nicht mit dem insgesamt stabilen Trend entwickelt. Dieses Segment ging im Jahr zuvor um sieben Prozent zurück. Der Rückgang bezieht sich laut OC&C aber auf ein künstlich erhöhtes Vergleichsniveau, da im Jahr 2006, bedingt durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer und die Abschaffung der Eigenheimzulage, private Bauvorhaben vorgezogen wurden. In seiner Stärke stellt er keinen Trend dar. Die Berater erwarten dennoch, dass der Effekt der vorgezogenen Investitionen noch in diesem Jahr spürbar bleibt. Private Investoren sind nach wie vor verunsichert. „Die Sorge vor dem Arbeitsplatzverlust war 2007 zwar etwas weniger deutlich, dennoch hat das Gefühl eines Aufschwungs die Köpfe der Menschen noch nicht erreicht. Die Folgen sind ein schlechtes Konsumklima, eine steigende Sparquote und zurückhaltende Investitionen in das eigene Heim“, kommentiert Axel Schäfer. Der Berater geht dennoch davon aus, dass ab dem kommenden Jahr auch der private Wohnungsbau ein Basisniveau erreicht und sich langfristig stabilisieren wird.
Im gewerblichen Bereich ist trotz der hohen Zuwächse die Unsicherheit ebenfalls groß. Angesichts der angespannten Weltwirtschaftslage schwindet das Vertrauen in die deutsche Konjunktur. In diesem Jahr erwarten die Institute nur noch ein Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent. Es ist noch nicht abzusehen, wie sich die aktuelle Finanz- und Immobilienkrise auf den deutschen Mittelstand auswirken wird.
Ost-West-Gefälle nach wie vor vorhanden
2007 ist der Markt in den alten Bundesländern stärker gewachsen als in den neuen – dieser Trend wird sich im Wohnungsbau fortsetzen, während sich die Wachstumsraten im Wirtschaftsbau angleichen. Insgesamt ist bis 2010 in den alten Bundesländern ein moderater Anstieg des Hochbauvolumens von 1,4 Prozent jährlich zu erwarten. Dabei zeichnet sich eine Zunahme der wirtschaftlich starken Ballungsräume ab.
Die Entwicklung des Hochbauvolumens in den neuen Bundesländern ist nach wie vor schwächer als im Westen. Die Analyse von OC&C prognostiziert Zuwächse von einem Prozent jährlich. Der Wohnungsmarkt ist weiter durch die angespannte Arbeitssituation, Migration in den Westen, niedrigere Mieten und höhere Leerstände geprägt. Dazu wurde ein erheblicher Teil der Substanz im Bereich der Geschosswohnungen nach der Wiedervereinigung von Grund auf erneuert oder saniert, so dass kein neuer Bedarf entsteht.
Die Zukunft des Hochbaus: Stabiler Markt und intensiver Wettbewerb
Mittlerweile hat sich der deutsche Hochbau strukturell zu einer reifen Branche entwickelt, in der die Sondereffekte aus der Wiedervereinigung, die über Jahre hinweg die Entwicklung geprägt haben, kaum noch eine Rolle spielen. OC&C erwartet mittel- bis langfristig einen stabilen Markt, der sich in einem Korridor von 180 bis 200 Milliarden Euro (preisbereinigt) bewegen wird. Grund zur Entspannung gibt es indes nicht. „Die Wettbewerbsintensität in Deutschland bleibt sehr hoch und Wachstum kann nur in ausgewählten Marktsegmenten (zum Beispiel energetische Sanierung) oder durch Verdrängung erfolgen. Jetzt liegt es bei den Unternehmen der Branche, sich konsequent auf die Herausforderungen im stabilen Markt auszurichten und sich eine überlegene Wettbewerbsposition zu verschaffen bzw. zu sichern“, erklärt Axel Schäfer abschließend.