Bedingung für die Teilnahme am Wettbewerb war die Fertigstellung der eingereichten Projekte in den Jahren 2016 bis 2020. Die allgemeine Qualität der Architektur war für die Bewertung ebenso entscheidend wie der spezifische Einsatz des Werkstoffs der Marke Tecu.
An einem Wochenende Ende April 2022 traf die Jury zusammen, um über die Preisträger zu entscheiden. In einer angenehmen Workshop-Atmosphäre im Werk Osnabrück, unweit der Fertigungshallen, wo die Tecu -Werkstoffe aus recyceltem Kupfer hergestellt werden, wurde die Wahl der Gewinner innerhalb von zwei Arbeitstagen aus einer Vielfalt hervorragender internationaler Arbeiten getroffen.
Neben drei Architekturpreisen wurden auch zwei Projektpreise für Studierende vergeben. Darüber hinaus wurden drei Lobende Erwähnungen ausgesprochen. Zwei von der Jury gleichermaßen positiv beurteilte realisierte Projekte wurden gleichwertig mit dem ersten Preis ausgezeichnet, dafür entfiel die Zweitplatzierung. Auch im Projektpreis für Studierende wurden zwei gleichwertige erste Preise verliehen.
1. Preis Renovierung des Klosters Saint-François, Sainte-Lucie de Tallano, Korsika
Die Architektin Amelia Tavella wurde für ihre Arbeit unteranderem mit dem Titel eines Chevaliers im Nationalen Verdienstorden Frankreichs (Ordre national du Mérite) ausgezeichnet. Sie war mit der Sanierung und Erweiterung des Klosters Saint-François in Sainte-Lucie de Tallano auf ihrer Heimatinsel Korsika beauftragt.
Das 1480 erbaute, denkmalgeschützte und teilweise verfallene Gebäude lag brach. Die Aufgabe bestand in einem Wiederaufbau ohne Abkehr vom verbliebenen Bestand. Das auf einer Anhöhe gelegene Kloster hatte zunächst als Verteidigungsanlage gedient, bevor es zu einem Ort des Gebets und der inneren Einkehr wurde, ausgewählt von den Mönchen im Bewusstsein der absoluten Schönheit des Ortes. Dieser Anmut und Spiritualität fühlte sich die Architektin auch bei der Wiederbelebung des Bauwerks verpflichtet. Es galt, das umgebende Schauspiel der Alta Rocca-Landschaft in den korsischen Bergen ebenso zu würdigen wie die in die Ruine hineingewachsene Natur, die gleichsam zwischen die Steine geschlüpft war, um sich als letzten Schutz gegen vollständigen Einsturz und Erosion in einen Pflanzenpanzer zu verwandeln. So hatte sich unter anderem ein Feigenbaum in die Fassade integriert – das Holz, die Wurzeln zu einer eigenen Struktur entwickelt, die den Kalk ersetzt hatte, der dem Zahn der Zeit nicht standhalten konnte.
Unter diesen Eindrücken entschied sich die Architektin dafür, die Ruinen zu sanieren und den zerfallenen Teil durch ein Kupferwerk zu ersetzen, das zum Wohnhaus werden sollte. Getreu ihrer eigenen Überzeugung, auf Ruinen bauen sei „die Umarmung von Vergangenheit
und Moderne, die einander nicht verraten“, gab die Architektin auf Basis der Originalmaße dem ehemaligen Bestandsgebäudes eine verlorene Dimension zurück, gehalten von einem reversiblen Kupferrahmen, der jetzt selbst dazu verdammt ist, sich zu wandeln, optisch zu
verlaufen, eine weitere Haut auszubilden und im Gesamtkontext der Klosteranlage eine eigene Geschichte zu entwickeln. Dabei unterstreicht die perforierte Kupferhaut den religösen Charakter des Ortes, indem sie das Licht einem alten Kirchenfenster gleich einfängt und streut,
zum Teil aber auch reflektiert, um es dem Himmel im Rahmen eines optisch beeindruckendem Naturschauspiels zurückzugeben.
1. Preis Übungspavillons für Studierende der Musik, Universität der Künste (Berlin)
Für die Studenten der Berliner Musikhochschule (UdK) bestand dringender Bedarf an zusätzlichen Übungsräumen. Das historische Gebäude bot keine adäquaten Möglichkeiten für eine entsprechende Erweiterung. Die Lösung des Problems wurde in der Platzierung zweier Neubauten
in die Innenhöfe gefunden.
Zwei goldene Pavillons ergänzen jetzt das historische Schulgebäude an der Bundesallee in Berlin. Die Pavillons besetzen die zuvor leeren Innenhöfe und nehmen die Farbe der Backsteinwände des Altbaus auf. Vierzehn Übungsräume, darunter zwei mit Konzertklavieren ausgestattete
Räume, bieten den Studenten die Möglichkeit, intensiv mit ihren Instrumenten zu arbeiten. Ein speziell entwickeltes Schallschutzkonzept sorgt für eine störungsfreie Nutzung der einzelnen Räume auch zu Spitzenzeiten. Der Nachhall kann über schwere Vorhänge individuell reguliert
werden. Natürliches Licht, Einbauschränke und Spiegel ergänzen die hohe Nutzbarkeit und den Komfort der kleinen Raumeinheiten. Diese wurden in Massivholzbauweise errichtet, als Module vorgefertigt und schalltechnisch voneinander getrennt auf einer Stahlbetonplatte aufgestellt.
Das Dach eines jeden Moduls kragt zur Gebäudemitte hin aus und bildet so den als farbigen Durchgang gestalteten Korridor. Einheitliche helle Holzoberflächen schaffen eine angenehme Atmosphäre im Inneren der Übungsräume.
An der Außenseite sind die Module mit Massivholzplatten verkleidet, die als Wetterhaut und als Befestigungsbasis für die schöne, um das Gebäude schwingende kupferne Wellblechfassade dienen. Die Geometrien von Welligkeit und Perforation wurden individuell entwickelt, um
Leichtigkeit und Eleganz zu erreichen, wobei die ganz besondere goldene Oberfläche einen lebendigen Dialog zwischen Alt- und Neubau herstellt. Nicht zuletzt fungiert die perforierte Fassade auch als Sichtschutz gegen ungehinderte Einblicke von außen, ohne die eigene Aussicht
zu stören.
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Für die Bayerische Landesgartenschau 2019 hat sich die Stadt Wassertrüdingen zu einer Umgestaltung und Erweiterung ihrer zentralen Grün- und Erholungsflächen entschieden. Zu diesem Anlass wurde der Landschaftspark Klingenweiher (ca. 71.000 qm) vom Büro Planorama
Landschaftsarchitektur entworfen und gestaltet. Der Park zeichnet sich vor allem durch eine Reihe kleiner, nachhaltig angelegter Teiche und einen wilden, ländlichen Charakter aus. Erschlossen wird er über einen künstlichen, maßgefertigten Steg - den Weihersteig - dessen goldfarbene Kupferbewehrung ihn jetzt begleitet und einen spannenden Kontrast zur umgebenen Natur schafft. BAUMETALL berichtete in Ausgabe 08-2022 ausführlich über den besonderen Steg.
Detailpunkte
Um das strukturierte, schuppenartige Erscheinungsbild zu erzeugen, wurden unzählige Schindeln für die Verkleidung gefertigt. Das Material verleiht den Schindeln ihren besonderen goldenen Glanz und bleibt dauerhaft und unter allen Witterungsbedingungen farbecht. Im Gegensatz zur fast leicht erscheinenden Bekleidung der Umrandung, besteht der Bodenbelag des Stegs vollständig aus großformatigen Betonplatten.
Die einzelnen Schindeln wurden auf einer Unterkonstruktion aus vertikalen Rippen und horizontalen Trapezblechen an der Außenseite der Schale mit Trapezblechen befestigt, während die Innenseite mit glatten Blechelementen bekleidet ist. Auf den Brückenabschnitten dient die Schalenkonstruktion als Beplankung für die Brüstungselemente. Die Schale ist über Schienen mit den Betonteilen der Lauffläche verbunden; sie wird
individuell auf jeder Platte montiert.
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