Alle Schornsteine sind anders. Das gilt heutzutage mehr denn je. Die ständige Weiterentwicklung der Heiz- und Wärmetechnik hat auch den Schornsteinbau maßgeblich gewandelt und der einschalige, gemauerte Schornstein verschwindet allmählich von den Dächern. Moderne Schornsteine vereinen die Abgasabführung und Verbrennungsluftzuführung. Schornsteine verfügen im Übergangsbereich zur Dachfläche über Flächen mit verschiedenen Winkeln und Kanten, die sicher verwahrt werden müssen. Da sich Blei flexibel an unterschiedliche Gegebenheiten anpasst, ist dieser Werkstoff in hohem Maße geeignet.
Die bevorzugte Ausführungsvariante für Schornsteinverwahrungen aus Saturnblei ist die Falztechnik. Hierbei wird der Werkstoff manuell verformt und durch Einfalzungen verbunden. Die Vorteile der Falztechnik liegen in einer einfachen, wirtschaftlichen und optisch ansprechenden Anwendung. Das hohe Eigengewicht sowie gute Anformbarkeit ist für die Falztechnik besonders geeignet. Einmal eingeübt, bietet das Blei-Falzen als Verbindungstechnik sehr viele Vorteile. Die Ausführung ist prinzipiell in jeder Bedachungssituation einsetzbar und schnell zu realisieren. Eine ordnungsgemäße Anwendung garantiert hohe Arbeitsqualität, da das Falzen den technischen Regeln für Blei im Bauwesen entspricht. Mit wenigen Standardwerkzeugen wie Gummihammer, Klopf- und Setzholz kann das weiche Metall gut angeformt und gefalzt werden. Das Gesamtergebnis überzeugt durch eine attraktive Optik.
Die Verwahrung eines Schornsteins in einer geneigten Dachfläche umfasst Anschlüsse an vier Seiten in drei verschiedenen Ausführungen. Dabei handelt es sich um die traufseitige Schornsteinschürze, die seitlichen Anschlüsse und die firstseitige Schornsteinkehle.
Traufseitiger Anschluss
Die Zuschnittslänge ergibt sich aus der Schornsteinbreite sowie den Zugaben für die Falzherstellung. Die Aufkanthöhe resultiert aus der Lotrechten zur Dachneigung. Anschließend wird das traufseitige Anschlussstück mittig geheftet. Die Überdeckung auf den Deckwerkstoff (Ziegel) und Anschlusshöhe hängt von der Dachneigung ab und beträgt mindestens 100 mm. Die Quetschfalte wird mit Hilfe des Klopfholzes am traufseitigen Anschlussprofil angesetzt und zur Dachfläche gedrückt. Die Aufkantung wird mit der Hand hochgezogen und unter Korrektur der Falte aufgestellt. Abschließend wird nur noch eine frei gewählte Rundung angezeichnet und kerbfrei ausgeschnitten.
Seitliche Anschlüsse
Die Zuschnittslänge und -form der seitlichen Anschlüsse richtet sich nach der Form und der Profilhöhe des Deckwerkstoffes. So muß beispielsweiese bei profilierten Dachziegeln das Blei den nächsten Hochpunkt ausreichend überdecken, damit das Wasser vom Anschluss weggeleitet wird. Die Mindest-Aufkanthöhe beträgt je nach Dachneigung zwischen 65 mm und 150 mm. Nach Anpassen des Schichtstückes an den traufseitigen Anschluss wird eine Rundung angezeichnet. Bei der Übertragung auf das Schichtstück ist eine Falzzugabe von mindestens 12 mm zu berücksichtigen. Nach kerbfreiem Ausschnitt der Rundung wird ein doppelter Falz mit einer Mindestlänge von 40 mm an das aufgehende Bauteil angelegt. Danach werden das traufseitige und das seitliche Anschlussprofil zum einfachen Falz geschlossen. Restliche Schichtstücke werden zugeschnitten und an die Form des Deckwerkstoffes angepasst. Bei einem Abschluss mit Kappleiste werden die Schichtstücke konisch geschnitten. In windexponierten Lagen empfiehlt sich zudem, das Profil zur Sicherung der Schichtstücke unter den Deckwerkstoff zu setzen.
Firstseitiger Anschluss
Der firstseitige Anschluss ist so anzubringen, dass das Regenwasser seitlich abgeleitet werden kann. Zu diesem Zweck sollte zwischen Deckung und Anschlusskantung ein Abstand von mindestens 100 mm eingehalten werden. Im firstseitigen Überdeckungsbereich der Schornsteinkehle wird ein 15 mm langer Wasserfalz mit Hafte befestigt.
Für die Ausführung des firstseitigen Anschlusses bieten sich vor allem zwei Varianten an: mit Quetschfalte oder mit Stützprofil und Bleikehle. Letztere Anwendung ist besonders einfach, da ein gerundetes Stützprofil verwendet wird, welches die unterliegende Holzschalung ersetzt. Der Hohlraum zwischen rundem Stützprofil und Schornstein wird zur besseren Auflage des letzten Schichtstückes mit einem Unterkonstruktions- und Auflageteil aus Metall geschlossen. Das Schichtstück wird angepasst und eine Rundung mit einer Zugabe von mindestens 20 mm ausgeschnitten. Danach wird eine Aufkantung von mindestens 20 mm mit einer Rückkantung von mindestens 15 mm hergestellt. Anschließend wird das gerundete, mit Wasserfalzen vorgefertigte Bleiprofil eingelegt. Die Materialzugabe sollte 12 mm länger sein als die Rückkantung des letzten Schichtstückes. Jetzt wird der einfache Falz erstellt und geschlossen. Dann wird der zweite Falz erstellt und am aufgehenden Bauteil als einfach liegender Falz ausgeführt. Durch die Rundung geht dieser auf die Deckfläche als doppelt liegender Falz über. Abschließend wird das Schichtstück an den Deckwerkstoff angepasst.
Gerade bei der Schornsteinverwahrung ist neben einer fachgerechten Ausführungstechnik auch ästhetischen Ansprüchen gerecht zu werden. Der Einsatz von farbig vorlackiertem Walzblei gewährleistet eine ideale Anpassung an vorherrschende Farben auf dem Dach. Saturnblei ist in den Farben ziegelrot, dunkelbraun und schiefergrau lieferbar und schützt dadurch zuverlässig vor Schlierenbildungen. Dieser Effekt wird bei frischem Walzblei durch eine Oberflächenbehandlung mit Patinieröl vermieden. Das auf pflanzlicher Basis hergestellte Öl vermeidet, dass aus abgeschwemmtem Bleiweiß in den ersten Wochen Schlieren auf unterhalb liegenden Bauteilen entstehen.
* Der Autor ist verantwortlicher Schulungsleiter der Gütegemeinschaft Bleihalbzeug e.V.