Am 27. und 28. Januar 2016 gab es eine Premiere: Manuel Wager trat als erster in seinem Gewerk zur „gestreckten Prüfung“ im Klempnerhandwerk bei der Innung Spengler-, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Augsburg an. „Gestreckte Prüfung“ bedeutet, dass die alte Zwischenprüfung als Teil 1 und die bisherige Gesellenprüfung (Teil 2) zusammengezählt werden. Dabei hat Teil 1 einen Wertungsanteil von 30 %, Teil 2 wird mit 70 % gewichtet. Beide Teile der gestreckten Prüfung bestehen aus einer Projektaufgabe (Kundenauftrag) sowie einem Fachgespräch, wobei das Projekt in Teil 2 umfangreicher ist als in Teil 1.
Routinierter Prüfling
Manuel Wager (22) hatte in seinem Ausbildungsbetrieb (Firma Johann Anton Schneid) bereits dreieinhalb Jahre Metallbauer gelernt und durfte daher die Klempnerlehre auf 24 Monate verkürzen. Der Kundenauftrag bestand aus der Fertigung eines Schweizer Bogens und einem Rinnenstück mit konischen Stutzen. Dazu kamen zwei Zeichnungen im Maßstab 1:1 sowie ein Arbeitsprotokoll und ein abschließendes Fachgespräch. Die vorgegebene Zeit für den Kundenauftrag betrug 16 Stunden. Stanislaus Kaminski, Geschäftsführer des Bildungszentrums, war mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Mehr Motivation – bessere Leistung
Die neue Prüfungspraxis sieht Manuel Wager positiv: „Dadurch dass die Zwischenprüfung bewertet wird, weiß der Azubi besser, wo er steht und gewinnt an Sicherheit. Und wenn etwas danebengeht, ist nicht gleich alles verloren. Außerdem hilft das Fachgespräch für die Ausbildungs- und Arbeitspraxis.“ Den Spenglerberuf möchte er jungen Leuten empfehlen: „Es ist zwar hart, wenn man bei Wind, Wetter und Hitze draußen ist, aber es ist ein toller Beruf, der Spaß macht und gute Perspektiven bietet!“
Klempner und Spengler profitieren als erster Beruf der SHK-Branche von einer gestreckten Gesellenprüfung nach der neuen Ausbildungsverordnung. Die Aufwertung der bisherigen Zwischenprüfung am Ende des zweiten Ausbildungsjahres soll die Auszubildenden dazu animieren, sich im ersten Teil der Prüfung deutlich mehr anzustrengen als bisher. Dadurch erhofft man sich eine bessere Motivation und eine engagiertere Mitarbeit von Anfang an. Stanislaus Kaminski bestätigt, dass mit der gestreckten Prüfung der Einsatz der Lehrlinge gesteigert und somit durchgängig eine gute Leistung in der Berufsschule, im Ausbildungsbetrieb und der Innung erbracht werde.