Die Klempnerwelt Schwedens zu erkunden, ist eine Chance, die es nicht alle Tage gibt. Entsprechend aufgeregt fieberte ich dem Start des von Prefa organisierten Austausches entgegen. Am 11. April 2016 war es dann so weit. Gemeinsam mit vier weiteren Klempner-Azubis trat ich die Reise nach Schweden an. Hierzu wurden uns von Prefa sogar zwei Autos zur Verfügung gestellt – was für ein Service! Angekommen in Puttgarden, setzten wir mit der Fähre nach Dänemark über. Von dort wiederum ging es weiter Richtung Schweden. Auf unserem Weg überquerten wir die 7845 m lange Öresundbrücke, eine der längsten Brücken Europas. Angekommen in Malmö, erwarteten uns die Firmenleiter von fünf verschiedenen Fachbetrieben.
Unsere neuen Chefs machten uns mit organisatorischen Dingen und dem aktuellen Wochenplan vertraut. Dann wurden wir den entsprechenden Betrieben zugeteilt. Ich fuhr mit Jörgen Rasmusson, dem Geschäftsführer des Fachbetriebes Lödde Plåt AB, nach Malmö. Dort stand zunächst ein Meeting der Projektleiter auf dem Plan, bei dem ich mit dabei sein durfte. Freundlicherweise übersetzte einer der Projektleiter die Konversation vom Schwedischen ins Englische. Man überreichte mir einen perfekt vorbereiteten Ablaufplan, mit dem ich detailliert auf die Aufgaben während meines 14-tägigen Aufenthalts vorbereitet wurde.
Ärmel hoch und ab aufs Dach
Nachdem ich mit der kompletten Lödde-Plåt-Arbeitskleidung ausgestattet war, hieß es selbst anpacken! Der schwedische Vorzeigebetrieb saniert momentan das Hotel Savoy in Malmö, welches 1914 im Zusammenhang mit der Ostseemesse eröffnet wurde. Das Gebäude zeigt für die damalige Zeit einige herausragende architektonische Innovationen. Besonders beeindruckten mich seine zahlreichen Kupfer-Stehfalzeindeckungen, Dachspitzen und der etwa 40 m hohe Turm. Wir erneuerten Fensterbänke aus Kupfer sowie innenliegende Rinnen aus Edelstahl. Außerdem tauschten wir kupferne Stehfalzschare aus, welche über die Jahre korrodiert waren. Alles in allem eine gelungene erste Woche, in der ich viel ausprobieren und die Unterschiede zwischen den Arbeitsweisen in Deutschland und Schweden herausfinden konnte.
Auch die zweite Woche bei Lödde Plåt brachte viel Abwechslung. An einem Tag wurde ich in der Werkstatt eingesetzt. Hier wurde ich in die Steuerung der RAS-Abkantmaschinen eingewiesen, um anschließend selbstständig einen Kantauftrag zu erledigen. An einem weiteren Tag erneuerte ich mit der Service-Abteilung Flachdach-Attikaabdeckungen aus Aluminium. Zum Abschluss unserer Austauschwoche hatte ich noch die Möglichkeit, in die Planungs- und Kalkulationsabteilung hineinzuschnuppern. Man erklärte mir anhand der Firmensoftware, wie bei Lödde Plåt die Aufträge geplant und kalkuliert werden. Den Abschluss der Woche bildete ein Besuch der Lödde-Plåt-Niederlassungen in Lund und Helsingborg, welche insgesamt rund 70 Mitarbeiter beschäftigen.
Danke Prefa
Besonders gefallen hat mir, dass mich meine schwedischen Arbeitskollegen von Anfang an perfekt in ihr Team integrierten. Auch die anderen Lehrlinge wurden gut in den Gastfirmen aufgenommen und an interessanten Arbeiten und Objekten eingesetzt. Martin Uhlig erneuerte in seinem Austauschbetrieb zum Beispiel die Tafeldeckung eines historischen Schlosses. Doch was wäre ein Austausch, ohne Land und Leute näher kennenzulernen? Dazu bot das Wochenende viele Highlights. So besuchte ich zusammen mit Jörgen Rasmusson ein Erstligaspiel der Handballmannschaft HK Malmö. Außerdem überließ man uns VIP-Tickets für ein Rockkonzert einer bekannten schwedischen Band. Die Zeit in Schweden ging leider viel zu schnell vorüber. Unvergessen bleiben der Abschiedsabend und das von Prefa organisierte Abschiedsessen mit allen Austauschlehrlingen und dazugehörigen Firmenchefs. In lockerer Atmosphäre tauschten wir unsere Erfahrungen und Eindrücke aus und stellten fest: Schwedische Kollegen sind extrem cool!
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich im Namen der Austausch-Azubis herzlich bei allen Organisatoren zu bedanken. Besonderer Dank gilt Prefa, dem iib sowie den Berufsschulen und den Lehrfirmen aus Deutschland und Schweden, die diesen Austausch ermöglicht haben.
Azubis aufgepasst!
Liebe Klempnerlehrlinge und Ausbilder: Wir sind uns einig, dass die Möglichkeit des zeitbegrenzten Austausches eine großartige Möglichkeit ist, Neues zu lernen. Es ist eine coole Sache, Erfahrungen mit Kollegen aus anderen Ländern zu teilen und sich auf diese Weise weiterzubilden. Auch der Spaß kommt dabei nicht zu kurz. Deshalb habe ich inzwischen auch an einem anderen internationalen Tausch-Highlight teilgenommen: dem Enke-Impulscamp in Südtirol.
Wir seh‘n uns, Euer Nils Lippert ;-)