Fiktion oder schon bald Wirklichkeit? Zugegeben, der Gedanke, Stehfalzscharen, Profile und Zubehörteile in einer menschenleeren Klempnerwerkstatt von Robotern und vernetzten Maschinen fertigen zu lassen, die zudem den Materialkreislauf überwachen und alle Prozesse vollautomatisch steuern, scheint verlockend. Man stelle sich vor: Ohnehin dünn gesäte Facharbeiter könnten sich dann voll auf die Montage der gefertigten Profile konzentrieren. Die Werkstatt würden sie, wenn überhaupt, nur noch zur Nachschubbeschaffung betreten. Wer sich in den Messehallen der 23. Internationalen Technologiemesse für Blechbearbeitung, der Euroblech 2014 in Hannover, umgesehen hat, konnte in der Tat genau diesen Eindruck erhalten, doch die Realität sieht anders aus: Daran, dass der Klempnerberuf in hohem Maße von der Fingerfertigkeit der ausführenden Handwerker abhängig ist, können Doppelbiege-Maschinen, Profilwendevorrichtungen oder Bestückungsroboter nichts ändern und das ist gut so. Moderne Maschinen können jedoch eins: das Klempnerleben leichter und ein Stück weit auch bequemer machen.
Rekord-Video im Online-Extra
Genau dazu haben namhafte Aussteller in Hannover zahlreiche Innovationen präsentiert. Diese reichen vom einfachen Handrollformer über neue Computersteuerungen bis hin zur wie von Geisterhand gesteuerten Materialverwaltung.
Aktuell präsentiert BAUMETALL zwei Videos zum Thema. Das eine zeigt, wie bis zu 5 t schwere Großcoils vollautomatisch zu einem Coilverarbeitungscenter transportiert werden, das andere die überaus fließenden Bewegungsabläufe eines 8 m langen Doppelbiegers. Über die BAUMETALL-Facebookseite hat die kurze Videosequenz des Doppelbiegers bereits während der Messe mehr als 15 000 Personen erreicht. Diese wiederum haben den Kurzfilm fast 50 Mal geteilt und somit zum Ausdruck gebracht, wie sehr vollautomatische Profilherstellung per Doppelbieger begeistert. Außerdem verdeutlicht der Zugriffsrekord, dass moderne Werkstatteinrichtung immer größeres Interesse erfährt. Beide Videos sind auf https://www.baumetall.de/ im Bereich BAUMETALL TV abrufbar – der Klick lohnt sich.
Klempner-Hightech-Werkstatt
Wie viel Hightech der einzelne Fachbetrieb tatsächlich benötigt oder verträgt, ist von Fall zu Fall verschieden. Außerdem wäre es vermessen zu behaupten, dass eine Werkstatt ohne Smartphone-gesteuerte Langabkantbank zu den Auslaufmodellen der Branche und somit schon bald ins Museum gehört. Noch immer nutzen Klempner täglich Handwerkzeuge und von Hand zu bedienende Maschinen. Daran wird und soll sich in absehbarer Zeit auch nichts ändern. Dass moderne Blechbearbeitung für viele Fachbetriebsinhaber dennoch zum Standard gehört, wurde auf der Euroblech mehr als deutlich. Besonders umlagert waren die mit zwei Biegewangen ausgestatteten High-End-Maschinen, die sogenannten Doppelbieger.
Mindestens ebenso groß war das Interesse an CNC-gesteuerten Stanznibbel-Automaten. Das automatisierte Fertigungsverfahren zum Lochen und Bearbeiten von Werkstücken aus Blechtafeln kommt immer häufiger auch in Klempnerwerkstätten zum Einsatz. Durch den CNC-gesteuerten Einsatz eines einfach geformten Werkzeugs können komplexe Formen in kurzer Zeit ausgeschnitten werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass umformende Bearbeitungsschritte oder das Schneiden von Gewinden mit der gleichen Bearbeitungsmaschine durchgeführt werden können. Beim Gewindeformen wird das Material verdrängt – der Gewindegang entsteht dabei spanlos.
Hilfe bei der Kaufentscheidung
Glücklicherweise gibt es Fachausstellungen wie die Euroblech, die dem interessierten Messebesucher auf überschaubarem Raum einen fantastischen Überblick verschaffen. Wer mit fester Kaufabsicht nach Hannover kam, wurde nicht enttäuscht – im Gegenteil. Wo sonst findet man die volle Bandbreite moderner und vor allen Dingen vorführbereiter Blechbearbeitungsmaschinen? Für Metallprofis entwickelt sich die Euroblech daher zunehmend zum Eldorado. Welche Neuerungen speziell für Klempner interessant sind, erfahren Sie auf den Folgeseiten.
Ausbildung für Werkstattklempner
Dass der Einzug der Moderne mit dem Ruf nach speziell ausgebildeten Werkstattklempnern einhergeht, ist verständlich. Ob es sinnvoll ist, ein solches Bildungsangebot zeitnah bereitzustellen, wird derzeit von den Fachleuten des BAUMETALL-Treffs, Vertretern der Maschinenbaubranche und Bildungsexperten diskutiert. Wenn auch Sie mit Ihren Kollegen über moderne Werkzeuge und Maschinen im Allgemeinen oder über die Ausbildung von Werkstattklempnern im Speziellen diskutieren möchten, dann nutzen Sie am besten die Online-Kanäle der BAUMETALL. Entsprechende Hinweise dazu finden Sie im Infokasten „Werkstattspengler als Ausbildungsberuf“ oder unter:
https://www.baumetall.de/baumetall-live/extras
Werkstattspengler als Ausbildungsberuf
Unter dem Motto „Voneinander lernen – Wissensvorsprung sichern“ diskutiert der BAUMETALL-Treff Anfang November 2014 in Karlstadt. Dabei steht die Frage nach neuen Ausbildungsbereichen für Klempner im Mittelpunkt. Konkret unterhalten sich die aus unterschiedlichen Bundesländern stammenden Klempnermeister mit Industrievertretern über:
- Ergänzung/Weiterentwicklung der Lehrlingsausbildung
- Ausbildung spezieller Werkstattklempner
- Sinnvolle Vorfertigung in der Werkstatt
- Optimierung von Arbeitsplänen und Arbeitsanweisungen
- Kosteneinsparungen durch Fertigungsoptimierung
Diskussion
Wie denken Sie darüber?
Ist es sinnvoll, Werkstattklempner in speziellen Kursen oder Lehrgängen zu schulen?
Mitdiskutieren ist ausdrücklich erwünscht!
Senden Sie Ihre Meinung, Anregungen oder Hinweise zum Thema direkt an:
redaktion@baumetall.de, Stichwort: Werkstattklempner
https://www.baumetall.de/baumetall-live/extras
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Über die Ergebnisse der Fachdiskussion mit Praktikern und Herstellern aus der Maschinenbaubranche berichtet BAUMETALL bereits in der kommenden Ausgabe 8/2014.