Im April 2015 trafen sich zum 52. Mal rund 100 VDSS-Spenglermeister/innen zu ihrer jährlich stattfindenden Generalversammlung. Höhepunkt des Treffens im Landhaus Solothurn war der zum sechsten Mal verliehene Preis für hervorragende Spenglerarbeiten. In wochenlangem ehrenamtlichen Einsatz besichtigten die Juroren des Vereins der diplomierten Spenglermeister der Schweiz (VDSS) ein Projekt nach dem anderen. Keine leichte Aufgabe, denn die Jury unter der Leitung von Bruno Käufeler (Wettingen, CH) hatte insgesamt 28 eingereichte Objekte zu bewerten. Besonderes Augenmerk legten die Spezialisten dabei auf den Stellenwert der Architektur, der fachtechnischen Ausführung und der Metallfachkunde. VDSS-Präsident René Fasler präsentierte das Ergebnis gemeinsam mit dem Jury-Präsidenten Bruno Käufeler sowie VDSS-Ehrenpräsidenten und Preisdonator Alex Zehnder.
Wie schon in den Vorjahren war der erste Preis mit einem Preisgeld in Höhe von 10 000 Schweizer Franken dotiert. Gewonnen hat ihn André Zoppi, dipl. Spenglermeister und Inhaber des Fachbetriebes Palla und Partner AG in Kleindöttingen. Das Siegerobjekt ist der neu errichtete Kindergarten Zelgli West in Untersiggenthal. Seine Gebäudehülle besteht aus Tecu-Brass, einer Messinglegierung von KME.
Im Rahmen der Generalversammlung wies VDSS-Präsident René Fasler aus Suhr in seinem Jahresbericht auf die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit aller an der Gebäudehülle tätigen Gewerke hin: „Die 28 Wettbewerbsarbeiten“, so Fasler, „zeigen anschaulich, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Planern und Handwerkern für das Gelingen eines Bauwerkes ist. Die hohe Qualität der Gebäudeabdichtungen sowohl im Steil- als auch im Flachdach und bei Fassadenbekleidungen benötigt eine aufeinander abgestimmte, koordinierte Arbeitsausführung. Der Kunde hat Anspruch auf sorgfältig ausgeführte Arbeiten mit einer langen Lebensdauer. Nur gemeinsam geplante Arbeiten an der Gebäudehülle werden den hohen Ansprüchen der Kunden gerecht. Der Spenglermeister als Problemlöser ist prädestiniert dafür, koordinierte wirtschaftliche Lösungen für Dachdeckungen und Fassadenbekleidungen in Dünnblech anzubieten.“
Goldene Spenglerarbeit 2015
Mit 28 eingereichten Wettbewerbsbeiträgen wurde der Wettbewerb erneut sehr gut angenommen. Entsprechend effektiv trägt die „Goldene Spenglerarbeit“ auch in diesem Jahr dazu bei, die Schaffenskunst und Fingerfertigkeit des Spenglerberufes nach außen zu tragen. Die Qualität aller eingereichten Arbeiten weist einen hohen handwerklichen Standard auf. Außerdem überzeugen zahlreiche Projekte mit interessanten, teils sogar philosophischen Konzepten.
Unbestritten hatten neben dem Siegerprojekt von Spenglermeister André Zoppi weitere der bewerteten Objekte potenzielle Siegeschancen. Dazu Juror Bernard Trächsel: „Die Bewertung war alles andere als einfach. Erneut befanden sich zahlreiche Spengler-Juwelen im Wettbewerb. Dass die Teilnehmer trotz der vorhandenen VDSS-Fachkriterien auch ein Quäntchen Glück benötigten, liegt auf der Hand.“
VDSS-Informationen
Neben Berichten zum VDSS-Ausflug 2014 nach Basel und damit verbundenen Besichtigungen des Novartis-Architekturgeländes sowie einer praxisnahen Ausbildung zur Arbeitssicherheit informierte der VDSS-Vorstand über die geplante Herbstreise 2015 nach Griechenland. Außerdem stellten die Ausbilder Markus Furrer und Peter Leu das Neueste von den Spengler-Polier- und Meisterprüfungen vor. Anschließend wurden die motivierten Abgänger mit großem Beifall im Kreise der Spenglermeister-Diplomträger begrüßt und mit dem VDSS-Lötkolben geehrt. Mit der identischen Abschlussnote von 5.3 legten die Jungmeister Patric Becker aus Sissach sowie Sandro Concenti aus Bonstetten eine glänzende Leistung vor. Sie erhielten dafür den „vergoldeten“ VDSS-Lötkolben und ein Jahresabonnement der Fachzeitschrift BAUMETALL.
Elefant im Haus
André Zoppi (Inhaber der Palla + Partner AG in Kleindöttingen) freut sich über den 1. Preis der „Goldenen Spenglerarbeit 2015“. Die Qualität „seiner“ Spenglerarbeiten am neuen, verspielt gestalteten Kindergarten Zelgli West in Untersiggenthal beeindruckt ebenso wie das damit verbundene Architekturkonzept. Die architektonische Idee von Eglin Schweizer Architekten aus Baden ist ein kreativer und verspielter Wurf – ziel-, nutzungs- und kindgerecht.
Die Bauform und der gewählte Werkstoff Tecu-Brass sind unüblich, passen aber perfekt. Die Umsetzung der edlen Gebäudehülle sowie die Ansprüche, die Attraktivität und die Qualität der Spenglerarbeiten an Dach und Fassade sind ein bemerkenswertes Beispiel von gutem Spengler-Handwerk. Die Hülle ist somit eine neue, gute Botschafterin für Gebäudehüllen aus Spenglerhand. Dass die Tecu-Brass-Bekleidung inzwischen eine schöne Patina aufweist und sich wunderbar in der schönen Spiel- und Gartenanlage eingliedert, rundet die professionelle Leistung sympathisch ab. Die Spenglerarbeit entstand unter Spenglermeister André Zoppi, Vorarbeiter Thomas Kohler und dem Palla + Partner-Team.
Die Architekten Eglin Schweizer AG haben sich beim Entwurf des neuen Kindergartens am Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry orientiert. Die Zeichnung der Schlange, die einen Elefanten verschluckt diente als Vorlage. Durch die Faltung des Daches und die unterschiedlichen Tiefen des Grundrisses ergibt sich eine außergewöhnliche Gebäudeform. Das Gebäube verdankt seine schuppige, goldbraune Fassade der Grundidee – einer Schlangenhaut. Die ausdrucksstarke Metallbekleidung schützt nicht nur die Holzkonstruktion optimal, sondern sieht vor allem gut aus.
Der Kindergarten-Neubau vervollständigt durch seine Form und Stellung die Gesamtanlage. Die Aufenthaltsräume sind nach Süden zum Spielgarten hin ausgerichtet und weisen ideale Lichtverhältnisse auf. Der Zugang zum Kindergarten erfolgt direkt von der Quartierstraße über einen kleinen Vorplatz. Die äußere Form wird auch im Inneren erlebbar. Im Hauptraum, auf der Galerie und den sich anschließenden Nebenräumen, Nischen und Zonen können die Kinder unterschiedliche Räume entdecken.
Nicht nur pädagogisch und architektonisch, sondern auch ökologisch entspricht der neue Kindergarten dem aktuellsten Stand des Bauens. Verbaut wurde ausschließlich Massivholz, die hoch-wärmegedämmte Hülle hinter dem Metall besteht aus Recyclingdämmung. Geheizt wird mit Fernwärme. Das Gesamtkonzept macht den Bau zum Vorzeigebau der Gemeinde Untersiggenthal.
Kommentar der Jury
Die Bekleidung ist spengler-technisch perfekt. Die Einteilung stimmt, die Kanten verlaufen exakt, der Ortgang endet ohne Blende. Außerdem sind die Fenster adäquat wie Augen integriert und die Dacharbeiten weisen ebenfalls eine hohe Qualität auf. Kurz: Es stimmt alles!
28 Vorzeige-Objekte
In erster Linie geht es den Teilnehmern ums Dabeisein und darum, von der erstklassigen Pressearbeit des VDSS zu profitieren. Dass die Latte der wettbewerbsfähigen Objekte gerade deshalb entsprechend hoch liegt, hat einen Grund: Die Chance einen Fachbericht über das eingereichte Objekt zu erhalten, ist relativ hoch. In der gesamten Schweiz sowie in den deutschsprachigen Nachbarländern werden so gut wie alle Wettbewerbsobjekte in irgendeiner Weise publiziert. Wer es in die Architekturzeitschriften oder die Fachpresse schafft, ist besonders stolz, aber auch die Berichte in der Regionalpresse machen Sinn. „Es uns geht vor allem darum, der Welt zu zeigen, was Schweizer Spengler leisten“, sagt Pressefachmann und Spenglermeister Bernard Trächsel. Er muss es wissen, denn er organisiert die Pressearbeit des erfolgreichen Wettbewerbs seit vielen Jahren. Dabei beobachtet er alle Veröffentlichungen mit Schweizer Gründlichkeit und informiert die VDSS-Mitglieder über den damit verbundenen Erfolg.
Auf den folgenden Seiten gibt BAUMETALL einen Einblick in die Fülle der eingereichten Arbeiten und präsen-tiert eine Auswahl der 28 Wettbewerbsobjekte.
Neuer Fassaden-Look
Bautafel
Objekt: Büros und Werkstatt Cofal, Mont-sur-Lausanne
Architektur: Andrès et Ferrari Architectes SA, La Croix-sur-Lutry
Fachbetrieb: Cofal, Ferblanterie Couverture Installations sanitaires
Dach: Flachdach mit Photovoltaik-Anlage
Fassade: Belüftete Fassade, gebürstetes Aluminium
Verspielte Kupferdeckung
Bautafel
Bauherr:Wohngenossenschaft Geissenstein-EBG, Luzern
Architektur:Enzmann Fischer AG, Zürich
Fachbetriebe: Furrer AG Spenglerei und Herzog Haustechnik AG
Dächer:Belüftete Dachkonstruktion, Doppelstehfalz-deckung aus 0,6-mm-Kupfer, drei Häuser je 1400 m2, ein Haus 600 m2
Glänzende Rebellion
Bautafel
Objekt:Mehrzweckhalle Espace Saint Marc, Châble/Bagnes
Architektur:Sam Voltolini und Jean-Paul Chabbey, Monthey
Fachbetrieb: E. Deléderray toitures SA, Renens/Lausanne in Zusammenarbeit mit Waga-Spenglertechnik, Sirnach
Dach / Fassade:Doppelfalz- bzw. Winkelfalz mit Edelstahl der Marke Ugitop, Ugibright und Ugibat
Wiederbelebung der Belle Époque
Bautafel
Objekt:Saal / Salle Del Castillo, Vevey
Architektur:Architectum Sàrl, 1820 Montreux
Fachbetrieb:B. Schnider SA, Montreux
Dach:Doppelfalzdach und klassische Ornament-Spenglerarbeit in vorbewittertem Titanzink der Marke VM-Zinc
Märchenhaftes Waldhaus auf romantischer Lichtung
Bautafel
ObjektNeubau Forsthütte Chopfholz, Rüschlikon
ArchitekturRoger Gerber Architekt, Zürich
FachbetriebWeiss Gebäudetechnik AG, Rüschlikon
DachBelüftetes Rautendach, Titanzink der Marke VM-Zinc, Oberfläche Anthra-Zinc
Titanzink bekleideter Anbau
Bautafel
Objekt:Anbau an bestehendes Gebäude
Architektur:Felix Jacques Frey, Zürich
Fachbetrieb:Attenhofer AG, Mönchaltorf
Gebäudehülle:Großrautendeckung
Werkstoff:1,0-mm-Rheinzink Pre-Patina Oberfläche: blaugrau
VDSS
Der rund 500 Mitglieder zählende Verein der diplomierten Spenglermeister der Schweiz (VDSS) ist ein Zusammenschluss Schweizer Metall- und Gebäudehüllenspezialisten. Der Verein pflegt Kontakte unter Gleichgesinnten, den beruflichen und menschlichen Erfahrungsaustausch sowie die Förderung der Bildung und Weiterbildung sowohl im traditionellen als auch im innovativen handwerklichen Spenglerbereich.
Bautafel
Objekt:Neubau Kindergarten Zelgli West
Architektur:Eglin Schweizer Architekten AG, Baden
Bauherr:Einwohnergemeinde Untersiggenthal
Fachbetrieb:Palla + Partner AG, Kleindöttingen, Spenglermeister André Zoppi, Vorarbeiter Thomas Kohler
Konstruktion Dach:Belüftetes Doppelfalzdach
Konstruktion Fassade:Belüftete Spitzrauten-Bekleidung
Werkstoff:Tecu Brass, Legierung CuZn30
Autor
Bernard Trächsel
ist der Pressebeauftragte des VDSS