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Dem Himmel ein Stück näher …

Spiegeldeckung, Tafeldeckung, französische Deckung, erhöhte Materialdicken, Bleibekleidungen, exponierte Lage und so weiter … Fachbegriffe wie diese stammen aus dem Betätigungsfeld der Metalldach-Turmdeckung. Und selbstverständlich muss dieses Fachvokabular bei einem angehenden Spenglermeister perfekt sitzen. Doch in der Theorie ist das Thema Turmdeckung oftmals trocken und nicht besonders praxisnah. Außerdem kommen nur wenige Spengler in den Genuss, in ihrem Berufsleben eine Metalleindeckung auf einer Zwiebel, Kuppel oder einem Spitzturm auszuführen. Darum setzt die Münchner Meisterschule auf eine praxisbezogene Ausbildung.

Fachtechnologie zum Anfassen

Der an der Münchner Spengler-Meisterschule tätige Fachdozent Gerhard Schuler ermöglichte den angehenden Spengler-Meistern ein einmaliges Erlebnis: Gemeinsam mit Gabriele Spöttl vom staatlichen Bauamt München 1 besichtigte die Münchner Meisterklasse die Theatinerkirche am Salvatorplatz. Die Entstehung des prunkvollen, im Rokoko-Stil errichteten Kirchenbaus geht auf ein Gelübde von Henriette Adelheid von Savoyen zurück. Die Gemahlin von Kurfürst Ferdinand Maria versprach 1659 als Dank für die Geburt eines Erbprinzen die schönste und wertvollste Hof- und Stiftskirche errichten zu lassen. Mit der Geburt des Kurfürsten Max Emanuel im Jahr 1662 erhielt der italienische Architekt Agostino Barelli den Entwurfsauftrag. Die Grundsteinlegung erfolgte ein Jahr später direkt an der Stadtmauer und dem Schwabinger Tor. Von außen bestimmen die Form der 71 m hohen Tambourkuppel sowie die beiden Türme das besondere Erscheinungsbild der Kirche.

Doch nicht jeder Spengler interessiert sich für Baugeschichte oder Stilkunde. Ganz anders verhält es sich mit der Ausführung von Restaurations- und Instandsetzungsarbeiten. An der Kirche – genauer gesagt auf dem Dach – werden derzeit diverse Spenglerarbeiten ausgeführt. Zum Beispiel werden dort zahlreiche Gesimsabdeckungen nach historischem Vorbild erneuert und Mauerabdeckungen mit Bleifugen versehen. Außerdem werden verschiedene Ornamente mit Walzblei bekleidet und diverse Prüfungen im Bestand der Türme und der Kuppel vorgenommen. Die Profis vor Ort ließen sich dabei über die Schulter schauen und standen den wissbegierigen Spengler-Meisterschülern Rede und Antwort. Das Spezialistenteam der Bennert GmbH aus Klettbach im Landkreis Weimarer Land ermöglichte wertvolle Einblicke in die angewandte Ausführungstechnik, doch damit nicht genug: Absolutes Highlight war die gemeinschaftliche Besichtigung eines der beiden Turmdächer auf über 62 m Höhe. Dieser Standort brachte die Meisterschüler dem Himmel ein Stück näher, wobei nicht nur die grandiose Aussicht über München begeisterte. Besonderes Interesse weckte die vom Spenglerfachbetrieb Sporer in den 1970er-Jahren instandgesetzte Wetterfahne. Seit Jahrzehnten verrichtet diese zuverlässig ihren Dienst. Außerdem begutachteten die wissbegierigen Spengler zahlreiche Zierschnecken und deren Bleiabdeckungen. Diese Zierelemente verleihen den Zwillingstürmen ein besonderes Aussehen. Entworfen wurden sie von Architekt Enrico Zuccalli, der ab 1674 mit der künstlerischen Leitung der Bauarbeiten beauftragt war.

Exkursion mit Höhepunkt

Spätestens als die Meisterschüler wieder festen Boden unter den Füßen hatten, stand fest: Diese Exkursion hat sich gelohnt! Zahlreiche Tipps der Fachleute vor Ort bereicherten das Lernen. Durch die praktische Vermittlung von Details wurden viele Lehrbuchinhalte im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar. „Genau so funktioniert moderne Ausbildung“, freut sich Ausbilder Gerhard Schuler. „Nur wenn sich Theorie und Praxis optimal ergänzen, ist der Lernerfolg entsprechend nachhaltig.“ Die Exkursion der Münchner Spenglermeister spricht somit alle Sinne an und sorgt zugleich dafür, dass die Meister von morgen ihre Meisterschulzeit nicht so schnell vergessen werden. Und wer weiß: Vielleicht wird in Zukunft einem der jungen Spengler die Ehre zuteil, sein Fachwissen bei einer Turmdeckung anzuwenden.

Hintergrundwissen

Die restauratorischen Metallbauarbeiten (Reparaturen,Überarbeitung, Vergoldung) der Kreuze und Wetterfahnen wurden vom Fach-betrieb Neubauer, Bad Endorf, ausgeführt. Alleanderen Spenglerarbeiten im 1. BA und an der Kuppel von der Bennert GmbH aus Klettbach.

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