Alten Überlieferungen zufolge stammt die älteste Wetterfahne aus dem antiken Griechenland. Eine Beschreibung des Windrichtungsgebers auf dem Turm der Winde in Athen verfasste der römische Architekturtheoretiker Vitruv im 1. Jahrhundert vor Christus. In Zentraleuropa ist der Einsatz von Wetterfahnen auf Schiffsmasten ab dem 8. Jahrhundert und auf Gebäuden vermutlich seit dem 11. Jahrhundert geläufig. Wenige bis heute erhaltene Modelle werden auf das 15./16. Jahrhundert datiert. Hierzulande sind die metallenen Kunstwerke insbesondere auf hohen Rathäusern, Burgtürmen, Schlössern oder Kirchen zu sehen. Wetterfahnen dienten nicht nur der Bestimmung der Windrichtung, sondern waren auch Haus- und Schutzzeichen. In Ländern wie Schweden oder Frankreich blieb deren Verwendung lange Zeit dem Adel vorbehalten. Mancherorts war sogar eine königliche Genehmigung erforderlich.
Traditionelle Flaschner
Im mittelfränkischen Lauf an der Pegnitz kümmern sich die Flaschner des Fachbetriebes Klaus Birkmann Haustechnik seit jeher um die Erhaltung, Instandhaltung und Reparatur historischer Wetterfahnen und Dachspitzen. Das aus sechs Fachleuten bestehende Team gehört zu einem der letzten mittelständischen Handwerksbetriebe mit Sitz im historischen Stadtkern. Neben der Flaschnerei führt der 1893 gegründete Fachbetrieb auch Sanitärinstallationen und den Bau von Heizungsanlagen aus. „Unsere Flaschner beheben hauptsächlich den Murks der Silikonprofis“, sagt Klaus Birkmann, dessen Herz schon immer für das Arbeiten mit Metall schlägt. In letzter Zeit montierten die Handwerker mehrere Turmspitzen und Wetterfahnen. Einige spektakulär und von der Feuerwehrleiter aus – andere im Verborgenen und hinter Gerüstplanen versteckt. „Das Ergebnis ist immer wieder schön anzusehen“, so Birkmann, dem die Montage glänzenden Dachschmucks viel Spaß bereitet.
Kaufmann-Ornamentenspengler
Und wenn die Zeit zum Bau des teilweise aufwendig gestalteten Dachschmucks einmal knapp wird, nimmt Klaus Birkmann gerne Hilfe in Anspruch. In solchen Fällen schickt er alte Turmspitzen zu Kaufmann nach Neu-Ulm oder bringt diese persönlich bei den Ornamenten-Spenglern vorbei. Manchmal bietet es sich sogar an, eine Woche Urlaub am Bodensee zu machen und die wertvolle Fracht auf dem Rückweg bei Kaufmann wieder abzuholen. Auf diese Weise verbindet der Turmflaschner Nützliches mit dem Angenehmen. Zu den Höhepunkten der Turmflaschnerei gehörte der Wiederaufbau der im Markgrafenkrieg (1553) zerstörten Kirche St. Leonhard. Die alte Wetterfahne wurde vom Schlosser und dem Zimmermann zerlegt – der „Schrotthaufen“ in der Flaschnerwerkstatt vorbeigebracht. Inzwischen wurde die nach Vorlage der alten Teile angefertigte Turmspitze wieder montiert. Dazu mussten entsprechende Einzelteile auf der Baustelle zusammengefügt, genietet und gelötet werden. Aufgrund strenger Vorgaben des Denkmalschutzamtes durften Wetterfahne und Kugel jedoch nur ausgebessert und nicht neu vergoldet werden. Das Besondere bei diesem Einsatz: Die Turmspitze wurde schon einmal vom Fachbetrieb Birkmann instandgesetzt und zwar 1954 von Klaus Birkmanns Großvater.