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Schindeln am Steilhang

Das ist interessant: Auf den Internetseiten führender Baumarktketten werden Anleitungen und Lehrvideos zur Montage von Bitumenschindeln gleich reihenweise angeboten. Mit Attributen wie „kinderleicht“ oder „spielend einfach“ machen die Handelsketten Lust aufs Selbermachen. Dazu passende Meisterschmiede-Anleitungen zeigen Schritt für Schritt, wie Bitumenschindeln verlegt werden. Das alles ist freilich nichts Neues. Die kleinen Schindeln aus besandeter Dachpappe werden seit Jahrzehnten verarbeitet und sie kommen recht schnell in die Jahre. Ebenso erging es der Steilfassaden- und Dacheindeckung der 1968 geweihten Heilig-Geist-Kirche in Großbettlingen im Landkreis Esslingen bei Stuttgart. Das Konzept des modernen Kirchenbaus fußt auf der Verwendung weniger Baustoffe wie Sichtbeton, Glas und Bitumenschindeln. Glatte Betonfassaden bilden dabei Kontraste zu strukturierten, bis 2018 mit rotbraunen Bitumenschindeln gedeckten Dach- und Fassadenflächen. Dann nämlich erfolgte deren Neueindeckung durch das Team des Fachbetriebs Wurster aus Bempflingen. Der markante, frei stehende Betonturm des von Architekt Eberhard Steim geplanten Gebäudes ist mit 31 m Höhe eine weithin sichtbare Landmarke.

Pragmatische Herangehensweise

Eine der Hauptanforderungen bei der Ausführung der Neueindeckung war es, die Struktur der Bitumenschindeln möglichst beizubehalten. Auf der Suche nach einem effektiven Sanierungskonzept sowie einem deutlich hochwertigeren Material kamen schnell der Werkstoff Aluminium sowie die tausendfach bewährte Schindelform ins Spiel. Die Wahl fiel auf Dachschindeln der Marke Prefa mit der Oberfläche Nussbraun P. 10 Stucco. Die 0,7 mm starken Aluminiumschindeln sind rückseitig mit einem Schutzlack versehen und verfügen zusätzlich über einen rückseitig aufgebrachten Frequenzdämpfstreifen (FD.TEC). Dieser nimmt dem Schall den Schwung und reduziert die unerwünschten Frequenzbereiche auf ein Minimum und verhindert dadurch gewisse Schallemissionen weitgehend. Ihre Montage erfolgt auf Vollholzschalung mit mindestens 24 mm Dicke. In der verlegten Fläche beträgt das Baumaß 420 x 240 mm, was einem Bedarf von zehn Dachschindeln je Quadratmeter entspricht. Der bedeutendste Vorteil lag in diesem konkreten Fall jedoch auf folgender Tatsache: Bei der Neueindeckung konnten die relativ glattflächig vorgefundenen Bitumenschindeln teilweise direkt überdeckt werden. Zunächst wurde die vorhandene und belüftete Holzschalung geprüft. Dann brachten die Flaschner von Wurster eine einfache Trennlage auf. Diese Maßnahme wirkte der Beeinflussung durch Bitumenschindelabrieb entgegen und erleichterte zudem das Einmessen der Flächen. Der obere Teil des Kirchenschiffs erhielt ab der Attika aufwärts eine zusätzliche Holzschalung, um dort Details von unten nach oben erfolgend auszuführen.

Akrobatikeinlage vom Flaschnerteam

Ein weiterer Vorteil der leichten Schindeln liegt in deren Handhabung – speziell bei der Montage an den geneigten Fassadenflächen. Ihre Kleinteiligkeit entpuppte sich als großer Montagevorteil. Jede einzelne Schindel wurde mit nur einem Prefa-Patenthaft befestigt. Durch entsprechende Vor- und Rückkantungen bilden die bei der Montage einfach ineinander gehängten Aluminiumelemente in der Fläche einen sturmsicheren Verbund. Die komplette Montage bis zum Schiff wurde von einem Bavaria-Leiter-Blitzgerüst ausgeführt. Die Montage höher liegender Flächen erfolgte von einem klassischen Dachdecker-Fanggerüst aus. Aus diesem Grund wurde im oberen Bereich auch eine zusätzliche 24-mm-Holzschalung aufgebracht. Der somit entstandene Flächenversatz erlaubte, dass zuerst der obere und dann der untere Bereich gedeckt werden konnte. In Absprache mit Architekt und Bauherr wurde somit der Einsatz eines kostspieligen Spezialgerüstes eingespart.

Ein Großteil der Grat- und Fassaden-An- und -Abschlüsse wurde vor Ort hergestellt. Entsprechende Übergänge, zum Beispiel an den Graten, falzten die Flaschner direkt ineinander. Auf störende Deckleisten konnte somit verzichtet werden und die Fassadenflächen wirken dadurch wie aus einem Guss.

An den Dachrändern sorgen Abdeckungen und Blenden aus falzbarem Aluminium für entsprechende Sicherheit. Teilweise überdecken sie Entlüftungsöffnungen – teilweise schützen sie darunterliegende Beton- oder Putzfassaden vor unschönen Abtropfspuren. Alle eingesetzten Aluminiumbauteile wurden werkseitig im Coil-Coating-Verfahren farbbeschichtet. Farbechtheit sowie Alterungsbeständigkeit des nach EN 1396 legierten Materials sind entsprechend hoch. Prefa gewährt daher 40 Jahre Farb- und Materialgarantie.

Fazit

Fachwissen gepaart mit hochwertigem Material ist zwangsläufig ein Garant für gute Ergebnisse. Für das Team um Firmeninhaber Harald Wurster und Flaschnermeister Dietmar Ozwirk gehörte die Neueindeckung der Heilig-Geist-Kirche darum zu den Höhepunkten der Saison 2018. Von der Qualität der fabelhaft ausgeführten Arbeiten am „Steilhang“ des Kirchengebäudes überzeugte sich nicht nur Prefa-Gebietsverkaufsleiter Jochen Köhler, sondern auch Prefa-Geschäftsführer Tobias Götz persönlich. Vor Ort bedankten sich beide beim Flaschnerteam des Traditionsunternehmens Wurster, welches maßgeblich dazu beigetragen hat, die Bausubstanz des Sakralbaus viele Jahre lang zu schützen.

Bautafel

Projekt: Dach und Fassadensanierung der Heilig-Geist-Kirche, Großbettlingen

Fachbetrieb: Wurster GmbH, Bempflingen

Fassade: 25 m²

Dach: 720 m²

Material: Prefa-Aluminium-Dachschindeln und Prefalz-Bandmaterial, 0,7 mm

Montagezeit: Etwa 800 h von Juli bis Oktober 2018 mit zwei Monteuren und einem Azubi

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