Die Ornamenten-Abteilung von Kaufmann zählt zu den bekanntesten und ältesten der Branche. Die Kaufmann-Ornamenten-Spengler um Harald Szimeth, Oliver Weitmann und Thomas Mitterer wickeln derzeit einen anspruchsvollen Großauftrag ab. Für den US-amerikanischen Kunden Günther Huber fertigen sie zahlreiche kunstvolle Rinnenkessel an, die allesamt nach Original-Vorlagen hergestellt werden müssen. Anschließend werden die rekonstruierten Rinnenkessel an den altehrwürdigen Mauern der Duke University in Durham (Bundesstaat North Carolina, USA) montiert. Die aufwendige Rekonstruktion der nahezu 100 Jahre alten Rinnenkessel folgt strikten Vorgaben der US-amerikanischen Denkmalschutzbehörden. Dazu werden die Originale in mühevoller Kleinarbeit zerlegt, Musterformen abgenommen und selbst das Innenleben der Kessel originalgetreu nachgebildet. „Früher wurden die Einzelteile der Kessel natürlich vorwiegend mittels Weichlöten verbunden“, sagt Oliver Weitmann. Und tatsächlich sind bei vielen der alten und teilweise sogar verbleiten Kessel geplatzte Lötnähte erkennbar. Um solche Schäden bei den Rekonstruktionen zu vermeiden, legen die Auftraggeber großen Wert auf einen hohen Qualitätsstandard nach neuesten Vorgaben. Zwar sollen die neuen Kessel den Vorlagen zum verwechseln ähnlich sein, doch um deren Haltbarkeit zu verlängern sollen die Bauteile im Schweißverfahren miteinander verbunden werden. Außerdem greifen die Kaufmann-Spezialisten auf stärkere Materialien zurück. Beispielsweise setzten sie 0,8- beziehungsweise 1,0-mm-Kupfer ein.
Detailgetreue Nachbauten dank uraltem Know-how
„Aufgrund der großen Stückzahl kann es je nach Modell lohnend sein, Gussformen anzufertigen“, erklärt Oliver Weitmann und fügt an: „Die hohe Leistungsfähigkeit unserer Presse versetzt uns zum Glück in die Lage, große Stückzahlen in einer vertretbaren Zeit anzufertigen.“ Dennoch ist die Arbeit in der Kaufmann-Ornamenten-Abteilung weitestgehend von Handarbeit geprägt. Und während im Werkstattbereich vorgefertigte Einzelteile passgenau zusammengesetzt werden, kümmert sich der erfahrene Ornamentenspengler Thomas Mitterer um entsprechenden Nachschub. In mühevoller Kleinarbeit nimmt er die Formen der Originale ab und fertigt entsprechende Muster, Stempel und Matrizen an.
Bereits seit 1848 fertigt Kaufmann in Ulm erstklassige Bauornamente. Weltweit tragen zahlreiche renommierte Gebäude den Dachschmuck, der als Metalldrückerei gegründeten Ornamenten-Manufaktur. Mit dem Beginn der 1980er Jahre erlebt der Bauornamenten-Markt eine deutliche Wiederbelebung und nach dem Mauerfall nimmt die Nachfrage derart zu, dass Kaufmann eine eigenständige Ornamenten-Abteilung gründet. Im In- und Ausland schmücken Kaufmann-Ornamente denkmalgeschützte Bauwerke. Heute haben sich einige Arbeitsschritte grundlegend geändert. Moderne Hilfsmittel, wie der Einsatz von Kunstharz oder der Zink-Alu-Legierung Zamak zum Formenbau sind ein Beispiel. Um Radiusmodelle anzufertigen, wird Uriol verwendet. Dabei handelt es sich um einen schaumartigen, bräunlich-violetten Werkstoff aus Epoxidharz, der sich ganz ähnlich wie Holz bearbeiten lässt. Überall dort, wo es auf hohe Maßhaltigkeit ankommt, spielt das verhältnismäßig teuere Material seine Stärken als Holzersatz aus. Doch auch der Maschinenpark bei der Kaufmann Ulm – Bauornamente GmbH ist moderner geworden. Wo früher vorwiegend Fallwerke eingesetzt wurden, vollrichten heute moderne und leistungsstarke Spindelpressen mit 160-t-Druckkraft ihre Arbeit.
Dass die „Kaufmänner“ wissen worauf es bei der Rekonstruktion historischer Bauteile und Ornamente aus Metall ankommt, wird beim Anblick der wunderbaren Rinnenkessel deutlich. Schade ist nur, dass die vorbildlichen Bauteile so weit entfernt der Heimat zum Einsatz kommen und somit der Fachwelt weitestgehend vorenthalten werden.