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Flagge zeigen!

Wie nennen Sie Ihren Spengler? Flaschner? Klempner oder Blechner? Die Namen des Handwerkers, der Bauteile und Waren aus Metall herstellt oder bearbeitet, entstanden ursprünglich durch regionale Vielfalt. Über 2500 Jahre lassen sich die Spuren dieses Berufs zurückverfolgen, bei dem heute moderne Maschinentechnik zum Einsatz kommt. Das Handwerk, das ab dem Mittelalter aufblühte, Zünfte bildete und Wappen führte, wird noch immer gebraucht. Tendenz steigend – und das ist gut so!

Kunsthandwerk im Altertum

Goldene Tafeln an den Tempeln von Jerusalem bezeugen: Schon um 900 v. Chr. waren fähige Handwerker gefragt, die Techniken der Metallverarbeitung beherrschten. Der Pantheon in Rom erhielt 120 n. Chr. vergoldete Bronzeziegel. Im früheren Konstantinopel schmückten bleigedeckte Kuppeln die 537 n. Chr. vollendete Sophienkirche. Zahlreiche Bauwerke weltweit erinnern daran, dass Gold, Kupfer und Blei im Bauwesen eine lange Tradition haben. Schon vor Tausenden von Jahren verarbeiteten frühe Hochkulturen Kupfer, worauf 8000 Jahre alte Schmelzöfen hindeuten. Kannen, Kessel und Pfannen aus diesem Metall waren in der römischen Antike begehrt. In der Stadt Pompeji, die der Vesuv verschüttete, förderten Ausgrabungen fast unversehrtes Kupfergeschirr zutage – Arbeiten hochqualifizierter Meister.

Von der Laterne zur Regenrinne

Flaschner und Blechschmiede waren im Mittelalter unentbehrlich, weil sie Kannen, Töpfe, Feld- und Pulverflaschen herstellten. Die Gefäße, in denen Wasser vom Brunnen ins Haus gelangte, bestanden aus Metall, da Glas selten und teuer war. Flaschner konstruierten auch Laternen, Trichter, Reibeisen und Schellen. Der norddeutsche Begriff Klempner ist eine Umbildung des älteren Worts Klemperer. Klempern bedeutete Blech hämmern, ein klapperndes Geräusch verursachen. Klempner geht außerdem auf den Begriff klampen zurück, der klammern bedeutet, etwas per Falztechnik verbinden. Aus der Klammer oder Klampfe formte sich der Begriff des Klampferers. Spengler stellten im Mittelalter Spangen her, die Spengel hießen, und Beschläge, Riegel sowie Eisenbänder. Diese Produkte kamen in Waffen, Bauteilen, Gewändern, Rüstungen und als Kopfschmuck zum Einsatz. Manche Schweizer kennen noch den Beruf des Stürzners, der sich aus dem Topfdeckel Stürze ableitete. Ab dem 17. Jahrhundert rückten der Bau und die Montage von Dachrinnen sowie Regenrohren in den Mittelpunkt.

Eine Welt aus Metall

Um 1814 wurden die ersten Dächer mit Zink gedeckt. Mitte des 19. Jahrhunderts setzte sich die Verzinkung von Eisen durch, was Metalldächern zu großer Popularität verhalf. Klempnerwerkstätten entwickelten sich zu Bauklempnereien. Kupferschmiedewerkstätten, die aus mittelalterlichen Klosterwerkstätten hervorgegangen waren, verwandelten sich in Manufakturen und Industriebetriebe. An die Verwandtschaft zwischen Klempner- und Schmiedehandwerk erinnert noch das Wort Blechschmied. Ab dem 14. Jahrhundert hatte sich der Schmiedeberuf in mehrere Zweige differenziert. Der Klempner, der das Metall kalt formte, entwickelte sich als ein städtisches Handwerk in Orten, die genügend Eisenbleche (im Mittelalter Schwarzblech), verzinnte Eisentafeln (Weißblech) und Blei produzierten, z. B. im fränkischen Nürnberg. Um 1363 arbeiteten dort schon etwa 30 Klempner, sodass Nürnberg als eines der ersten Zentren dieses Handwerks gilt.

Eigene Zunft, eigenes Wappen

Bevor Spengler ab Mitte des 16. Jahrhunderts eigene Zünfte bildeten, gehörten sie den Schmiede- und Krämerzünften an. In Zünften organisierten sich seit dem 12. Jahrhundert Handwerker und regulierten die Ausbildung sowie die Zahl der Meister. Die Zunft legte Preise und Qualitätsmaßstäbe fest und kontrollierte, wer eintreten durfte. In einem hart umkämpften Markt sicherte die Zunft erfolgreich die Existenz ihrer Handwerker und gestaltete ab dem 14. Jahrhundert eigene Zunftwappen. Spenglerwappen, die vermutlich Ende des 16. Jahrhunderts aufkamen, zeigten Symbole von typischen Werkzeugen: Lötkolben, Blechschere und Hammer, sowie Zirkel und Sperrhaken. Manche Wappen präsentierten Krüge, Laternen oder Kessel und Körbe. Die Zunftzeichen zeigen durfte nur, wer als Spengler arbeitete.

Als Herzblutklempner und BAUMETALL-Chefredakteur lässt mich die ewige Diskussion um Klempner, deren Berufsbezeichnung und eine gemeinsame Zukunft nicht los. In regelmäßigen Abständen werde ich von meist jungen Kollegen darauf angesprochen, wie wichtig die Vereinheitlichung unserer Berufsbezeichnung sei. Schließlich, so die einhellige Meinung, würde ein erfolgreiches Markenprodukt auch nicht unter vier unterschiedlichen Namen vertrieben. Stimmt! Auch mich hat unsere Namensvielfalt anfangs irritiert. Als gerade ausgelernter Flaschnergeselle konnte ich nicht auf Anhieb verstehen, warum sich meine Kollegen in anderen Gebieten Blechner, Klempner oder Spengler nannten. Das war 1984. Seither beobachte ich das Ringen um eine einheitliche Berufsbezeichnung. Auf zahlreichen Klempnertagen wurde darüber diskutiert – wurde um die Einführung gemeinsamer Namen wie Metalroofer oder Metalldachdecker gestritten. Und auch der BAUMETALL-Treff befasst sich immer und immer wieder mit diesem Thema – erstmals vor über zehn Jahren. Damals entwarf der BAUMETALL-Treff sogar ein einheitliches und auf entsprechende Regionen adaptierbares Branchenlogo! Leider wurde das meiner Meinung nach durchaus gelungene Symbol ebenso schnell wieder zerredet. Für mich ist der Ansatz, ein gemeinsames Erkennungszeichen einzuführen, nach wie vor eine gute Strategie zur Verbesserung unserer Ausgangslage. Die langjährigen BAUMETALL-Leser unter Ihnen wissen das.

Selbstbewusste Berufsgruppe

Und der iib? Als Hoffnungsträger und Rettungsboot der Branche startete der Internationale Interessenbund Baumetalle 2011 in eine chancenreiche Zukunft. Gefeiert und vor allem im Ausland aktiv, vertritt der Branchenverein die Interessen unserer Berufsgruppe und das weltweit! Kaum eine Handwerksbranche hat bisher Vergleichbares auf die Beine gestellt. Inzwischen werden die ehrenamtlich tätigen iib-Vorstandsmitglieder jedoch nicht nur bejubelt. Die Mitglieder werden ungeduldig – erwarten, dass ihr iib mehr Öffentlichkeitsarbeit leistet und somit das angestaubte Image unseres Berufes nachhaltig aufpoliert. Für den 30. Oktober 2015 und somit zwei Tage nach dem Erscheinen vorliegender BAUMETALL-Ausgabe hat der iib einen weiteren Paukenschlag angekündigt. Dann präsentiert die Interessenvertretung einen Imagefilm, der alles bisher Gezeigte in den Schatten stellen soll. Ich bin bereits sehr gespannt.

Am selben Strang ziehen

Doch ein Verein ist nur so erfolgreich wie seine Mitglieder. Und so kann schon heute gesagt werden, dass auch der Erfolg des neuen iib-Filmes davon abhängen wird, wie gut die Branche das neue Video verbreitet. Fest steht, dass modern produzierte Videos vor allem junge Menschen und somit unseren dringend benötigten Nachwuchs ansprechen. Der Nachteil ist, dass Filme im Gegensatz zu Logos oder den althergebrachten Zunftzeichen nur im Standbildmodus von Dauer sind. Will heißen: Wir benötigen dringend eine aussagekräftige Symbolik! Diese muss jedoch weit über das gemeinsame Erkennungszeichen hinausgehen. Eine einheitliche Arbeitskleidung, die einheitliche Bezeichnung unserer Bauteile oder die einheitliche Berufsbezeichnung gehören unbedingt dazu. Und genau hier beißt sich die Katze in den Schwanz.

Nachwuchs sucht alte Werte

Vielleicht ist genau dieses Dilemma dafür verantwortlich, das sich unser Nachwuchs vermehrt auf alte Werte besinnt. Gemeinsame Symbolik liegt nicht nur im Trend, sondern geht bisweilen sogar unter die Haut. Begeisterte Klempnerinnen und Spengler wie Nina Franke aus Hattingen verpassen daher keine Gelegenheit, zu zeigen wer sie sind. Und weil Zunftkleidung nach Feierabend oder im Freibad nicht immer angebracht ist, tragen sie das Spenglerwappen auf Schulter, Rücken oder Unterarm. Auch Nina Franke bekennt sich auf diese Weise zum Beruf. Die selbstbewusste Frau trägt ihr persönliches Klempnerwappen als buntes Tattoo auf ihrer Wade.

Flagge zeigen

Sie merken schon – der Buck pusselt wieder. Wer sich die Mühe macht, die zur Verfügung stehenden Teilchen zusammenzufügen, sieht sich rasch einer Herkulesaufgabe gegenüber. Da scheint es einfacher, alles beim Alten zu belassen. Doch wer nicht mit der Zeit geht, der geht bekanntlich mit der Zeit. Ich persönlich vertrete den Standpunkt, dass es noch nie leichter für uns war, in der Öffentlichkeit präsent zu sein. Den sozialen Netzwerken sei Dank. Neben der Einführung einheitlicher Erkennungszeichen wie Berufsbekleidung oder Symbole verweise ich an dieser Stelle ausdrücklich auch auf die Wichtigkeit einer Imageaufwertung unserer Meisterfachbetriebe. Wenn es gelingt die regionalen Bezeichnungen Spengler, Klempner, Flaschner oder Blechner mit einer einheitlichen Symbolik zu versehen, ist bereits viel gewonnen. Nicht zuletzt aus diesem Grund habe ich BAUMETALL-Autor Henry Rasch um die Zusammenstellung dieses Beitrages gebeten.

Übrigens: Für alle, die nicht so lange warten wollen, haben die BAUMETALL-Layouter ein modernes Zunftwappen gestaltet. Ob Sie es als Zwischenlösung oder als den großen Wurf bezeichnen, bleibt Ihnen überlassen. Unabhängig davon finden Sie eine erste und frei verfügbare PDF-Version auf www.baumetall.de/extra. Weitere Varianten werden folgen.

www.baumetall.de

www.klempnerundkupferschmiedemuseum.eu

www.iib-international.de

Baustellengeschichten für Kinder, Kunden und den Nachwuchs

… und der Klempner sitzt NICHT neben dem Klo!

Darauf hat die Branche schon lange gewartet: Endlich zeigt ein Bilderbuch, was ein echter Klempner kann. Die simple Botschaft lautet: Klempner verarbeiten Metall an Dach und Fassade – Spengler, Flaschner oder Blechner machen dies sowieso! Auf insgesamt 16 Druckseiten verrät Grafik-Designer, Verleger und Künstler Hajo Schörle, was einen echten Klempner ausmacht. Neben modernen Dachentwässerungsanlagen, faszinierenden Metallfassaden und wunderschönen Stehfalzdächern stellt Schörle auch moderne und historische Werkzeuge vor. Natürlich zieht sich dabei die Darstellung handwerklicher Metallverarbeitung wie eine silbern glänzende Lötnaht durch alle Seiten des ansprechend gestalteten Büchleins. Dazu BAUMETALL-Chefredakteur Andreas Buck: „‚… und der Klempner sitzt NICHT neben dem Klo‘ ist ein echter Spaß für Jung und Alt.“ Das 14,8 x 10,5 cm messende Klempnerbuch ist ein ideales Werbepräsent für Fachbetriebe oder engagierte Industrie-Unternehmen – es erscheint voraussichtlich Ende November 2015.

Das mit zahlreichen Farbzeichnungen versehene Bilderbuch kostet 3,00 Euro. Die Mindestbestellmenge beträgt fünf Stück. Ab 50 Stück sinkt der Einzelpreis auf 2,20 Euro und der Stückpreis für 100 Bücher liegt bei 1,65 Euro. Das Beste ist: Ab einer Bestellmenge von 500 Stück ist der frei wählbare Abdruck eines Firmenlogos inklusive. Der Stückpreis beträgt in diesem Fall günstige 1,15 Euro. Alle genannten Staffelpreise enthalten 7 % MwSt. Vorbestellungen sind ab sofort per E-Mail möglich.

info@schoerle.de

Autor

Henry Rasch

ist Inhaber des Verlages Illustrierte Welten & Informationen in Berlin.

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