Über den Dächern von Hamburg

Ein goldfarbenes Dach in Hamburg-Harvestehude eröffnet seinen Bewohnern eine außergewöhnliche Lebensqualität. Die unverwechselbare Eindeckung stammt aus der Bau- und Kupferklempnerei Martin Böcker. Klempnermeister André Böcker, der das Unternehmen seit 2015 führt, installierte farbbeschichtete Titanzinkprofile in Doppelstehfalztechnik auf dem hochwertig sanierten Wohnhaus. Durch die Aufstockung entstanden zwei komfortable Penthouse-Wohnungen mit ungewöhnlichen Terrassen, auf denen die Bewohner der Sonne ein gutes Stück näher kommen.

Farbbeschichtetes Material

„Als unsere Klempnerei mit der Arbeit auf der Baustelle begann, war bereits das ursprüngliche Dach abgetragen und ein Notdach installiert. Diese Übergangslösung war erforderlich, weil das Haus während der Arbeiten bewohnt blieb“, erklärt der Unternehmer. Die Bau- und Kupferklempnerei verlegte die Profile vom Hersteller Rheinzink auf einer Fläche von rund 1250 m². Der Farbton der 0,8 mm starken Schare trägt die fantasievolle Bezeichnung Perlgold. Das farbbeschichtete Material gehört zur Produktgruppe Color Line, für die der Werkstoff zunächst gewalzt wird. Anschließend erhält die Oberfläche eine Beschichtung auf der Basis von Polyvinylidenfluorid (PVDF). Verarbeiter und Auftraggeber können aus dem RAL-Katalog verschiedene Farbtöne wählen, die auf Bändern und Tafeln ausgeliefert werden. Die Kunststoffbeschichtung, die zugleich Festigkeit und Flexibilität aufweist, eignet sich vor allem für Metalloberflächen. Der Farbton bleibt lange erhalten. Die Unterseite der Profile beschichtete Rheinzink mit einer Schutzschicht gegen Weißrost, sodass die Eindeckung optimal vor Korrosion geschützt ist.

Werkstatt in 25 m Höhe

Die Eindeckung auf Zeit führte zu besonderen Umständen. „Wir arbeiteten mit einer Ausklinkeinheit, Abkantbank und einem Profimat auf dem Notdach, damit wir die unterschiedlich breiten Schare fertigen konnten“, so der Klempnermeister. Die Maschinen mussten von einem Kran auf das rund 25 m hohe Dach gehoben werden. „Dazu wurde das Notdach für einige Stunden geöffnet und anschließend wieder geschlossen“, berichtet André Böcker. Schon aus der Ferne fällt ins Auge, dass die Schare ungekürzt verlegt wurden und keine Querfalze aufweisen. Diese Technik betont die unterschiedlich breiten Profile und die schnurgeraden Stehfalze umso mehr.

Mit der Profiliermaschine Mini-Prof plus vom Hersteller Schlebach formten die Handwerker die Falzverbindungen auf den Profilen vor. Die Maschine ermöglicht eine umfangreiche Metallbearbeitung und lässt sich flexibel an verschiedenen Orten einsetzen, da sie auf Rollen montiert ist. Ihr Gewicht bleibt unter 320 kg, sodass sie sich gut für Baustellen eignet. Die elektrohydraulische Ausklinkeinheit EHA von Schlebach diente den Klempnern dazu, die gefalzten Abschlüsse in die Profile einzuarbeiten, vor allem über der Traufe. Dazu klinkten die Handwerker einen Teil der Falze an den Enden der Schare maschinell aus, bevor das Umkanten der Bahnen erfolgte. Dieser Arbeitsschritt verhindert, dass die Stehfalze über die Traufpunkte hinweg verlaufen, nachdem die Profile verlegt und ineinandergeheftet werden. Stattdessen stehen die Falzverbindungen aufrecht bis zur Traufe. Eine Abkantbank von Schlebach komplettierte den Maschinenpark, sodass in luftiger Höhe zeitweise eine eigene Klempnerwerkstatt aufgebaut war.

Stahlkonstruktion mit Holzschalung

Trotz starker Windlasten herrschten auf der Baustelle optimale Bedingungen. Damit auch bei ungünstiger Witterung im Winter gearbeitet werden konnte, sorgte eine Heizung für erträgliche Temperaturen. Die Eindeckung begann 2015 und endete im Folgejahr. „Mit sechs Mitarbeitern waren wir auf der Baustelle beschäftigt. Vereinzelt arbeiteten auch acht Klempner auf dem Haus. Die 4 m langen Schare haben wir bei uns in der Werkstatt vorbereitet“, sagt der Handwerksmeister. Die Vorfertigung mit einem Doppelbieger der Marke Biegemaster erfolgte auf dem Firmengelände, das in Hintersee bei Ückermünde (Mecklenburg-Vorpommern) beheimatet ist. Das Wohnhaus wurde 1898 als Mauerwerksbau mit Holzbalkendecken errichtet. Der Umbau der Dachetage erforderte deshalb ein belastbares Stützsystem. Ein Hamburger Bauunternehmen hatte dazu auf dem Gebäude eine aufwendige Stahlkonstruktion errichtet. An diesem Gerüst wurde eine Holzschalung befestigt, die als Unterkonstruktion für die Eindeckung dient. Die beschichteten Titanzinkprofile unterscheiden sich farblich und im Material deutlich vom Bestandsgebäude mit seiner weiß verputzten Fassade.

Viel Licht und Komfort

Schon in der Planungsphase waren zwei Sonnenterrassen vorgesehen, die das Dach in eine Open-Air-Lounge umwandeln. Die identisch großen Terrassen wurden spiegelsymmetrisch zueinander angeordnet und in die Dachfläche hineinverlegt. So bleiben sie neugierigen Blicken von der Straße aus verborgen. Die Überdachungen der Terrassentüren sind mit goldfarbenen Titanzinkprofilen ausgeführt, sodass sie ebenso wie die Begrenzungen der Terrassen farblich mit der Eindeckung harmonieren. Insgesamt prägt die Kombination aus Design und Zweckmäßigkeit den modernen Stil der Eindeckung, die noch genug Platz für technische Installationen bietet. Dazu gehören Ventilatoren für die Gebäudeklimatisierung, Blitzfangeinrichtungen und ein Schneefangsystem. Die Handwerker installierten kastenförmige Regenrinnen über der verglasten Fensterfront auf der Gartenseite und über den Bekleidungen im Innenhof. Die Ablaufrohre bleiben hinter den Titanzinkprofilen verborgen. Durch mehrere Oberlichter und Lichtkuppeln auf der Dachfläche scheint Tageslicht ins Innere. Die Liebe zum Detail wird an den bekleideten Sockeln dieser Oberlichter sowie an den Rauchabzügen deutlich.

Die bemerkenswerte Mansardenkonstruktion zergliedert sich in mehrere Teilflächen mit verschiedenen Neigungswinkeln. Der größte Teil der Dachfläche weist ein flaches Gefälle von rund 5 Grad Richtung Garten auf, während die Seite zur Straße in einem ca. 75 Grad steilen Winkel aufragt. Dadurch liegt der First nicht über der Gebäudemitte, sondern sehr dicht an der Straßenseite. Diese Dachform stellt eine Verbindung zum Nachbargebäude her, bewahrt jedoch ihren eigenständigen Charakter. Die Individualität zeigt sich an den nahezu senkrechten Dachflächen an den Stirnseiten des Wohnhauses sowie über den Innenhöfen. Die Laibungen rund um die Fenster sind mit Profilen im passenden Farbton zur Eindeckung ausgeführt. Auf der Gartenseite bekleideten die Klempner auch den Dachabschluss rund um die raumhohen Fensterverglasungen und die Balkone inmitten der Glasfront mit Titanzinkprofilen. Und das Sahnehäubchen: Zwei Erker über der Straße erhielten eigene goldfarbene Satteldächer.

Hanseatisch edel

Die Nutzfläche der Domizile beträgt ungefähr 1384 m². Weil die Dachseite zur Straße ebenfalls mit riesigen Glasflächen ausgestattet wurde, durchflutet Tageslicht das gesamte Stockwerk. Die Modernisierung wertet das Wohnhaus in der Hagedornstraße 31 deutlich auf. Kein Zufall ist, dass der Bezirk Eimsbüttel, in dem das Viertel Harvestehude liegt, als einer der vornehmsten der Hansestadt gilt. Hier hat die Bau- und Kupferklempnerei Martin Böcker eine goldfarbene Wohlfühloase geschaffen. Der 1980 gegründete Betrieb war in den ersten elf Jahren vor allem in der Denkmalpflege tätig und die Handwerker deckten bis 1997 rund 90 Türme ein. Das Spezialgebiet der aktuell zehn Mitarbeiter sind jedoch moderne Metalldächer und komplexe Fassadenverbindungen bei Neubauten.

Projekt: Dachaufstockung im Zuge einer Wohnhaussanierung in Hamburg-Harvestehude

Bauherr: H31 Grundstücksgesellschaft, Hamburg

Architektur: bn Architekten / Jessica Borchardt, BAID – Borchardt Architektur Interior Design, Hamburg

Bedachung: Beschichtete Titanzinkprofile von Rheinzink, 0,8 mm, Farbton: Perlgold

Unterkonstruktion: Holzschalung auf Stahlkonstruktion

Fachbetrieb: Martin Böcker Bau- und Kupferklempnerei, Hintersee, Mecklenburg-Vorpommern