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Die Schirmherren von Zürich

Sieben Straßenbahnlinien kreuzen sich am Züricher Bellevueplatz an See und Limmat. Im Zuge der Totalerneuerung der Gleisanlagen erhielt der Platz zwei zusätzliche Schirmdächer im Stil des zentralen Rondells, das 1939 entworfen wurde und heute unter Denkmalschutz steht. Aus Spenglersicht ist es jammerschade, dass die täglich rund 76 000 Fahrgäste die feine Handwerkskunst über ihren Köpfen nicht wahrnehmen können. Denn nur aus der Vogelperspektive sind die in schönster Regelmäßigkeit gefalzten Metallbahnen und deren strahlenförmiger Verlauf an den Rundungen der Schmalseiten zu sehen. Die beiden Wartedächer flankieren das Rondell mit dem dreieckig gerundeten, weit auskragenden und flach geneigten Doppelfalzdach. Sie ruhen auf je drei in einer Linie mittig aufgestellten pilzförmigen Säulen aus Stahlrohren mit Stahlplatten als Fundament. In Form und Höhe sind die Schirmdächer dem historischen Rondell angepasst und bieten daher bei ungünstigen Winden wenig Regenschutz. Damit die Fahrgäste nicht nass werden, gleichen Glas- und Werbeflächen an den Längsseiten dieses Manko aus.

Nachtarbeit in engem Zeitfenster

Weil der Straßenbahnverkehr nicht gestört werden durfte, konnte nur in der verkehrsfreien Zeit zwischen 1:00 Uhr nachts und 5:00 Uhr morgens gearbeitet werden. Eine halbe Stunde vor Betriebsbeginn musste das Dach komplett geräumt sein, kein Werkzeug oder Bauteil durfte dort ungesichert herumliegen, um nicht durch Windböen den Publikums- und Fahrzeugverkehr zu gefährden. Für zusätzliche abschließende Handgriffe blieb kein Spielraum. Vor jeder Nacht wurden daher die Abläufe exakt geplant. Alle Komponenten wurden soweit möglich in der Werkstatt vorbereitet, zugeschnitten und bearbeitet, damit sie auf der Baustelle direkt montiert werden konnten.

Dach mit komplexem Innenleben

Ein weiterer erschwerender Umstand waren die Lichtverhältnisse. Zwar tauchten Fluter die Baustelle in taghelles Licht, aber für ein präzises Arbeiten warfen sie zu harte Schatten. Maßbänder ließen sich kaum millimetergenau ablesen, die Schatten der Werkzeuge verdunkelten die Markierungen, die Reflexionen des Metalls blendeten. Die Lösung: Das Team rüstete sich mit leistungsfähigen Arbeits- und Stirnlampen aus.

So leicht und elegant die Dächer auch wirken, sie müssen starkem Winddruck und Schneelasten standhalten. Diesen Anforderungen entspricht der komplexe Aufbau: Als tragende Konstruktion fungiert ein hoch belastbares Stahlgerippe. Es wurde in der Werkstatt der Metallbaufirma komplett aufgebaut und bearbeitet. Die einzelnen Segmente sind nicht verschweißt, sondern verschraubt, um für den Transport zur Baustelle wieder zerlegt werden zu können. Dort wurden sie erneut montiert und auf die Säulen gesetzt. Die Unterseite erhielt vor Ort eine Beton-Unterschale, was für die typische, zum Rondell passende Optik sorgt. Auf das Stahlgerippe kam eine zementgebundene Trägerplatte mit einer bituminösen Dampfsperre. Darüber sorgt eine für außerordentliche Belastungen abgeklebte Schalung für die Hinterlüftung und eine präzise Neigung zur zentralen Entwässerungsrinne, die das Regenwasser in die Fallrohre der Dachstützen leitet. Auf der Konterlattung liegt eine Holzschalung mit einer diffusionsoffenen Dachschalungsbahn. Darauf wurden dann die Blechbahnen verlegt. Die Dachrandabdeckungen sind mit verlöteten Abkantblechen geschlossen. Eine in Längsrichtung montierte Schienensystemsicherungsanlage dient zum Einhängen der Sicherungsleinen, wenn Reinigungs- und Wartungsarbeiten auf dem Dach erforderlich sind.

Kompetenz aus einer Hand

Aufgrund der konischen Grundrissform hat jede Blechbahn eine andere Länge. Die Blechteile wurden in der Werkstatt zugeschnitten, an den Längs- und Querseiten gekantet. Damit waren sie ohne Nachbearbeitung einbaubereit, was für die kurzen Bauphasen eine wesentliche Voraussetzung war. Für die halbrunden Eckflächen wurden die Teile so zugeschnitten, dass die Falze strahlenförmig nach außen zeigen. Dadurch ergibt sich ein sehr harmonisches Gesamtbild der Flächeneinteilung.

Die Dächer am Bellevue sind nur eines von vielen Beispielen aus der 120-jährigen Tradition der Zürcher Bauspenglerei Scherrer Metec AG. Dieser langjährige Erfolg beruht auf der konsequenten Pflege des traditionellen Handwerks in Verbindung mit modernen Entwicklungstools und industriellen Bearbeitungsverfahren. Bei Scherrer Metec arbeiten alle Spezialisten unter einem Dach: Spengler, Metallbauer, Holzbauer und Dachdecker.

www.scherrer.biz

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