Im November 2024 setzten Ulrich Leib (ZVSHK-Bundesfachgruppenleiter Klempnertechnik) und Michael Kober (technischer Referent Klempner, ZVSHK) abermals den Veranstaltungsauftakt der ZVSHK-Klempnerfachtagung. Das alles beherrschende Thema lautete Photovoltaik auf Metallbedachungen und an Metallfassaden. Folgende Punkte wurden mit besonderem Augenmerk fokussiert:
In seinem Auftaktvortrag wies Michael Kober die anwesenden Fachgruppenleiter der Bundesländer sowie die in großer Zahl angereisten Gutachter auf das Weiterbildungsangebot „PV-Manager im Klempnerhandwerk“ hin. Kober informierte u. a. über die Erarbeitung durch den ZVSHK (Berufsförderungswerk der Gebäude- und Energietechnikhandwerke e. V.) und die Kooperation mit dem Berufsbildungswerk des Deutschen Dachdeckerhandwerks. Die Schulungen würden sowohl über die Innungen und Fachverbände als auch über entsprechende Industriepartner angeboten – der Kursaufbau ähnele dem des PV-Managers im Dachdeckerhandwerk. Lediglich das Modul 5 unterscheide sich, da der Schwerpunkt die PV-Montage auf Metalldächern thematisiere. Modul 5 gliedere sich wie folgt:
Die nächsten Weiterbildungstermine zum PV-Manager im Klempnerhandwerk fänden im Januar 2025 statt. Kober bedankte sich bei Partnern der Industrie, die das Schulungsangebot unterstützen. Besonders hob er das Engagement von Berthold Ruck (technischer Leiter Innendienst und Anwendungstechnik, Prefa) hervor.
Im Europäischen Klempner- und Kupferschmiede-Museum sind folgende Termine vorgesehen:
Bedeutung der PV-Anlagen für das Dachhandwerk
PV-Anlagen auslegen in der Praxis
DIN 18199 „Befestigung von PV-Anlagen an Dächern und Fassaden“
Anschließend gab Kober allgemeine Hinweise zur DIN 18199 bzw. zur Befestigung von PV-Anlagen an Dächern und Fassaden. Er thematisierte dabei Planung, Bemessung, Montage und Wartung entsprechender Systeme. Spezielles Augenmerk legte er auf den Nachweis geeigneter Befestigungssysteme. Ein entsprechender Entwurf wurde demnach im November 2024 in der Ausschusssitzung erarbeitet. Die finale Einspruchsfrist sei auf Anfang 2025 terminiert. Außerdem plane das DIBt, die Norm in die MVV TB aufzunehmen. Die DIN 18199 „Befestigung von PV-Anlagen an Dächern und Fassaden“ erhält folglich in allen Bundesländern, die die MVV TB übernommen haben, Rechtsverbindlichkeit. Die entsprechende Einhaltung für Bauvorhaben wird dadurch in den jeweiligen Bundesländern zur Pflicht.
Ebenfalls neu sind Kobers Informationen zur Zusammenarbeit mit dem Fachausschuss Metall des ZVDH. Neben allgemeinen Hinweisen zur Montage von Solaranlagen auf Metalldächern würden dabei wichtige Auskünfte zu Bau- und Befestigungsarten von Solaranlagen sowie zu deren Planung, Montage und Wartung gegeben. Die Fertigstellung und Veröffentlichung sei im Dezember 2024 bzw. im Januar 2025 vorgesehen.
Lücke in den Klempnerfachregeln
Kober wies in seinen Ausführungen auch auf das Fachregelkapitel „Hafte“ der ZVSHK-Klempnerfachregel hin. Mit Blick auf zusätzlich gestellte Anforderungen sei dieses Kapitel nicht ausreichend. Das betreffe auch Informationen zu Metalldächern mit auf den Falz aufgeklemmten PV-Anlagen. Um diese Lücke zu schließen, muss laut Kober eine genauere Beschreibung der Anforderungen erarbeitet werden. Dazu gehörten auch Hilfen (Tabellen) zur Berechnung der ausreichenden Haftanzahl, wenn Solarsysteme auf dem Falz installiert werden sollen. Das übergeordnete Ziel sei es, eine möglichst einfache Nachweisführung zu ermöglichen.
Nachträgliche Falzertüchtigung
Friedhelm Dill referierte im Anschluss über Möglichkeiten, bestehende Stehfalzdächer nachträglich für die Montage von PV-Modulen zu ertüchtigen. Dazu stellte der EU-zertifizierte Sachverständige für Dächer und Fassaden ein konkretes Beispiel vor: Das Titanzink-Winkelfalzdach eines Hauses aus den 1990er-Jahren sollte auf Kundenwunsch fit für die Zukunft gemacht und mit einer PV-Anlage ausgestattet werden. Dazu erfolgte zunächst die Überprüfung der Tragkonstruktion und des Deckmaterials bzw. des allgemeinen Zustands (Alterung) und der handwerklichen Verarbeitung der bestehenden Titanzinkeindeckung. Im nächsten Schritt wurden durch probeweise Falzöffnungen Haftanzahl und Festhaftbereiche ermittelt. Nach Bestätigung der Machbarkeit durch verantwortliche Fachleute und Statiker öffnete der beauftragte Fachbetrieb 39 Winkelstehfalze auf einer Länge von jeweils 4,30 m. Dill betonte ausdrücklich, dass dieser Vorgang mit größtmöglicher Sorgfalt und bei genanntem Projekt nur bei passenden Temperaturen erfolgen durfte. Dabei seien der Heißluftföhn sowie die Falzaufbiegezange von M.A.S.C. die wichtigsten Werkzeuge gewesen. Die Falzaufbiegezange überzeugte laut Dill mit ihrer Arbeitsbreite von stattlichen 80 mm und der entsprechend einfachen Handhabung.
Es folgte das Einsetzen zusätzlicher Festhafte, die Festhaftsicherung durch Einschneiden im Unterfalz und das abermalige Anwärmen sowie das vorsichtige Schließen der Falze mit entsprechenden Doppelfalzzangen. Nun konnte das auf die Scharbreiten abgestimmte Rheinzink-PV-System (ein flach montiertes, dachintegriertes Solarsystem) montiert werden. Die PV-Modulmontage startete mit dem Aufsetzen der Klemmenunterteile auf den Falzen, gefolgt vom Auflegen der PV-Module und schließlich dem Einfädeln des Klemmhakens unter dem Doppelfalz. Dabei war es wichtig, die Schrauben der Systemhalter mit 6 Nm (Drehmomentschlüssel) anzuziehen.
Energieeffizientes Bauen mit gebäudeintegrierter Photovoltaik- und Grünfassade
Ingo Gramm (Geschäftsführer Gramm Profiltechnik GmbH) stellte das innovative Fassadensystem Pro+ vor. Dabei handelt es sich um ein System, dessen modular vorgefertigte Elemente die Vorteile vorgehängter, hinterlüfteter Sidingfassaden mit flächenbündig integrierten Photovoltaikmodulen oder Fassadenbegrünungselementen verbinden. Laut Gramm steht Pro+ für das Zusammenspiel von technischem Anspruch und klarer Architektur. Alle Fassadenelemente werden schnell, sicher und nicht sichtbar über ein zweiteiliges Click-System befestigt. Der besondere Clou sei dabei die Verringerung der Halterungs- und Befestigungspunkte um bis zu 80 % gegenüber vergleichbaren Systemen. Ein weiterer Pluspunkt sei der hohe Vorfertigungsgrad. Entsprechend minimal gestalte sich der Montageaufwand. Weitere Vorteile sind laut Gramm zum System passende Attika- und Sockelanschlüsse, Querstöße und Eckausbildungen sowie variable Siding-Paneel-Deckbreiten (siehe auch BAUMETALL-Beitrag „Zukunftswerkstatt Metallfassade“ auf S. 8 in vorliegender Ausgabe).
Dachintegrierte Stromerzeugung
Die 3S Swiss Solar Solutions ist als Hersteller von solaren Bauprodukten (BIPV) seit über 22 Jahren am Markt aktiv. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich im schweizerischen Thun. Laut Vortragsredner André Weikinger betreibt das Unternehmen seit 2024 die modernste Anlage zur Herstellung von PV-Modulen in Europa. Anders als bei aufgeständerten oder aufgeklemmten PV-Modulen ist beim 3S Solardach keine Dachdeckung erforderlich. Vielmehr ist das System Dachdeckung und PV-Modul zugleich. Es überzeugt laut Weikinger durch Ästhetik, Schutz und effiziente Energiegewinnung. Als wichtigste Vorteile des 3S Solardachs nennt Weikinger:
Zum System passend sind spezielle 3S Schneestopp-Haken sowie die 3S Anschlagseinrichtung (EN 795: 2012 Typ A geprüft) lieferbar. Ein weiteres Systemmerkmal sind schräg geschnittene aktive oder wahlweise passive Module. Sie ermöglichen den homogenen Anschluss an Grat- oder Kehlbereiche und tragen somit entscheidend zum ästhetischen Gesamteindruck entsprechender PV-Bedachungen bei. Darüber hinaus könne das System wahlweise mit eingefärbten PV-Modulen sowie mit blendfreier Glasoberfläche bestellt werden. Basierend auf dem 3S Solardach würden auch 3S Solarfassaden realisiert.
Solaranwendungen auf Stehfalz- und Systemdächern
Auch Frank Pfotenhauer (anwendungstechnischer Berater, Rheinzink) informierte über verschiedene Möglichkeiten zur Stromerzeugung auf Stehfalzbedachungen. Er stellte das Solarsystem Rheinzink-PV als optisch integrierte Solarlösung vor. Die rahmenlosen und auf die Scharbreiten abgestimmten PV-Module (siehe weiter oben im Abschnitt „Nachträgliche Falzertüchtigung“) würden mithilfe spezieller Falz- und Modulklemmen dachparallel und ohne nennenswerten Aufbau an den Stehfalzen befestigt. Außerdem informierte Pfotenhauer über Möglichkeiten, Standard-PV-Module mit verschiedenen Klemmsystemen zu befestigen. In diesem Zusammenhang wies der Redner auf die Notwendigkeit hin, bei der Modulmontage die Ausdehnung der Metalldachscharen nicht zu behindern. Abschließend erwähnte Pfotenhauer, dass im ZVDH-Merkblatt „Solartechnik für Dach und Wand“ keine Hinweise zu Solarklemmen aufgeführt sind. Im Regelwerk des ZVSHK heiße es hingegen, der Lastabtrag in den Untergrund müsse durch den Hersteller nachgewiesen werden. Falzklemmen für Solaranlagen bedürften einer bauaufsichtlichen Zulassung. Pfotenhauer stellte fest, dass Solaranlagen in der Praxis entgegen den Regelempfehlungen auf ungeprüften Bestandsdächern nachgerüstet würden. Dazu komme an Solarklemmen alles zum Einsatz, was der Markt hergebe. Die Mehrzahl der Statiker hätte demnach bei der Berechnung von Doppelstehfalzeindeckungen durchaus Schwierigkeiten und die vollmundig angekündigten statischen Nachweise der Solaranbieter würden ohnehin fast immer am Falz und somit im Verantwortungsbereich der Dachhandwerker enden. Pfotenhauer sensibilisierte in diesem Zusammenhang für die Bedeutung aufeinander abgestimmter Systemkomponenten, die entsprechende Sicherheit böten.
Berthold Ruck (technischer Leiter, Innendienst und Anwendungstechnik, Prefa) berichtete ebenfalls über die Montage von PV-Modulen auf Stehfalzdächern. Er stellte dazu zahlreiche Solarmontagesysteme von
Prefa vor. Speziell auf entsprechende Anforderungen abgestimmte Systeme ermöglichten die PV-Montage auf Stehfalzsystemen, kleinformatigen Dachdeckungen oder mit direkter bzw. indirekter Befestigung. Eine besonders ästhetisch ansprechende Option biete das Solarmodul Prefalz. Die PV-Lösung sei mit neuester Zelltechnologie ausgestattet und die rahmenlosen Module seien optimal auf die Prefalz-Systembreiten 500 und 650 mm abgestimmt. Zum Lieferumfang der Prefalz-Module gehören Mittel- und Endklemmen, Abrutschsicherungen, Kabelpakete mit sämtlichen benötigten Zu- und Ableitungen, eine Ertrags- und Verschattungsanalyse sowie Verlege- und Verkabelungspläne.
Ruck stellte außerdem die Prefa Solardachplatte vor. Das System vereine Eigenschaften eines voll funktionsfähigen Aluminiumdaches und dachintegrierter PV-Technologie (BIPV). Die steckerfertig gelieferten Elemente würden direkt befestigt. Ein statischer Nachweis sei nicht erforderlich. Außerdem liege ein Nachweis zur maximalen Schneebelastung bis 13 kN/m² vor. Rick weiter: „Das innovative Produkt ist in zwei verschiedenen Größen verfügbar und lässt sich mit der Dachplatte R.16 oder dem Dachpaneel FX.12 kombinieren. Die Solardachplatten sind in der P.10-Farbqualität in Schwarz erhältlich und fügen sich bestens ins bewährte und abgestimmte Prefa-Komplettsystem ein.“
PV-Module auf industriell vorgefertigten Profildächern aus Metall
Seit 2015 ist Stefan Holz (Metallbüro Holz GmbH) fachberatend für nachhaltige Dächer aktiv. Holz ist Sachverständiger (BVFS) für Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik, Flachdach- und Fassadenabdichtung und Spenglerarbeiten sowie sachverständiger Qualitätsprüfer für Montagearbeiten mit Bauelementen aus Metallblech (IFBS) und Mediator im Bauwesen. Entsprechend aufschlussreich waren seine Ausführungen zu PV auf industriellen Metalldächern. Holz, der industriell gefertigte Metallbedachungen gerne als „Verwandte der Doppelstehfalzdächer“ bezeichnet, stellte zuerst diverse Industriesysteme und deren Unterschiede vor. Im nächsten Schritt zeigte er verschiedene Systembefestiger zur PV-Montage und stellte fest: „Auch Unterkonstruktionshersteller arbeiten mit Original-Klemmensystemen und verwenden bauaufsichtlich zugelassene Klemmen als Grundlage für die eigenen UK-Systeme.“ Dann ging Holz auf die Bedeutung des statischen Nachweises ein und gab Hinweise zu:
Laut Holz gilt es vor allem bei gewerblichen Gebäuden, die Angaben des SiGeKo und/oder der für Arbeitsschutz zuständigen Person zu beachten. „PV-Anlagen sind Wartungsbauteile – industriell vorgefertigte Profiltafeln nicht ohne lastverteilende Maßnahmen begehbar“, so der Experte. Zwar sei in den Zulassungen von Begehung zu Wartungszwecken die Rede. Damit seien aber, aus der Historie stammend, lediglich Arbeiten wie die Rinnenreinigung und Ähnliches gemeint. Die Wartung von PV-Anlagen und andere intensive Begehungen fielen ausdrücklich nicht darunter.
Zusammenfassend stellte Holz eine generelle Eignung zur Montage von PV-Anlagen auf neuen Metalldächern aus Trapezblechen und Sandwichelementen fest. Wichtig sei jedoch, dass PV-Anlagen bereits in der Planung berücksichtigt würden. Holz gibt aber auch folgenden Hinweis: „In der Regel sind ältere Dächer bereits statisch maximal ausgenutzt, speziell bei diesen Bauweisen. Mineralwoll-Sandwichdächer sollten wegen ihrer großen Empfindlichkeit generell nicht mit PV belegt werden.“
Weitere Tagungsthemen, Eilmeldung zur Namensänderung und Fazit
Rainer Löber (RL Dachsoftware) informierte über die iPhone- und Laserdistanzmessung (siehe Seite xx in vorliegender BAUMETALL-Ausgabe). Lösungen zur nachhaltigen Bewässerung begrünter Fassaden und Dächer präsentierte Marcus Roscher (Netafim Deutschland GmbH Innovative Bewässerung).
Michael Kober verkündete abschließend den tagesaktuellen Beschluss der Mitgliederversammlung des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima in Leipzig, dass der Ausbildungsberuf künftig offiziell „Metalldach- und -fassadengestalter“ heißen soll (siehe Kommentar auf Seite 5 in vorliegender BAUMETALL-Ausgabe).
Die Tagung der ZVSHK-Bundesfachgruppe endete mit vielen positiven Impulsen, die nun von den Leitern der einzelnen SHK-Landesfachgruppen an die Innungen weitergegeben werden. Direkt im Anschluss fand die BAUMETALL-Zukunftswerkstatt Metallfassaden statt. Informationen dazu enthält der entsprechende Artikel ab Seite 8 in vorliegender Ausgabe.