Diese Frage wurde bereits in BAUMETALL 1/2008 mit der Vorstellung des ersten Bandes erörtert. Das zweite Buch ist die logische Fortführung des Lehrstoffes von Band 1 und knüpft nahtlos an diesen an. Einleitend beschreibt Gustav Adolf Boegler die Instandhaltung der Maschinen und Werkzeuge, auch hier durchsetzt mit reichlich Zeitgeist: „… Man verwende daher möglichst nur ein Werkzeug zu Zwecken, die diesem zukommt. An Maschinen darf man nie mit dem Eisenhammer herumschlagen…“ Vieles was beim ersten Hinsehen selbstverständlich scheint, entpuppt sich bei näherem Lesen als fundiertes Wissen, wenn es beispielsweise um die verschiedenen Anlauffarben und Techniken beim Härten unterschiedlicher Werkzeuge geht.
Bei der Auswahl der einzelnen, mit steigendem Schwierigkeitsgrad aufeinander folgenden Lehr- und Übungsstücke legt der Autor nicht nur ein besonderes Augenmerk auf die Herstellung und Verwendung von Hilfsmitteln, wie Anreißschablonen zur Herstellung verschiedener Gehrungsschnitte. Vielmehr ist das gesamte Buch mit wichtigen Hinweisen und Anmerkungen zu einzelnen Arbeitsschritten gespickt. Die zahlreichen, detaillierten Fußnoten zum Einsatz von Lötnähten an unterschiedlichen Materialien spiegeln die Bedeutung dieser Verbindungstechnik (nicht nur zur damaligen Zeit) und deren hohes Fehlerpotenzial bei nicht ordentlicher Ausführung wieder. „Um eine saubere Lötnaht zu bekommen, streicht man scharf zusammengesetzte Weißblechnähte außen mit in Wasser zu einem Brei angerührter Bergkreide ein.“
Auch auf den richtigen Umgang mit der Sickenmaschine und den sinnvollen Einsatz ihrer verschiedenen Walzen legt Fachlehrer Boe-gler sehr großen Wert. Die Ermittlung der Abwicklungen, die genaue Materialeinteilung sowie das direkte Aufreißen auf das Werkstück werden detailiert beschrieben. Aber nicht nur die Anfertigung einzelner, teilweise sehr komplexer Gefäße oder Rinnenkessel werden dargestellt. Auch unterschiedliche Metallbedachungen, wie etwa Zinkleisten- oder Stehfalzbedachungen, finden mit all ihren Besonderheiten und Anschlüssen Erwähnung. Hier stimmt die damalige Ausführung zwar nicht in allen Einzelheiten mit heute geltenden Fachregeln überein, was aber dem gesamten Werk keinen Abbruch tut. Boegler gibt zudem Hinweise zu Materialaufwand-, Verlust- und Verschnittberechnungen bei verschiedenen Dach- und Gaubenformen.
Den krönenden Abschluss des Buches stellen jedoch die streng nach den verwendeten Materialien sortierten Vorschläge zur Anfertigung von Gesellenstücken dar. Hier finden sich neben verschieden gearteten Rinnenkesseln aus „verzinktem Eisenblech“ auch Zink-Rinneneinlauftrichter mit profiliertem Unterteil, Schwanenhälse oder Milch-, Öl- und Gießkannen aus Weißblech wieder.
Der zweite Band glänzt wie sein Vorgänger mit präzisen, Schritt für Schritt aufeinander folgenden Arbeitsanweisungen und detaillierten Zeichnungen zu jedem Werkstück.
* Antje Walter ist freie Journalistin und Kennerin historischer Fachliteratur