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Von Bedenken, EnEV-Piraten und der Kunst den Überblick zu behalten.

Alle im selben Boot

Stellen Sie sich vor, die EnEV gilt, aber niemand kümmert sich darum. Warum auch? Häuser, die an Fassaden ungedämmt sind verfügen über ein wesentlich größeres Speichervolumen an den Außenwänden. Wärmeenergie die in den Ziegelsteinen der Wände gepuffert wird, sorgt dafür, dass sich die Heizperiode verkürzt. Dagegen verhindern gedämmte Fassaden diesen Effekt, denn sie können die Wärmeenergie, der im Winter flach stehenden Sonne, nicht speichern. Die Folge: Hausbewohner werden gezwungen die Heizung früher als nötig aufzudrehen. Thesen wie diese und die berechtigte Frage, warum eine Verordnung verabschiedet wurde, die ebenso viele Schlupflöcher aufweist wie ein Schweizer Käse, stellte Dipl.-Ing. Hans-Günter Leidinger vom Sachverständigen und Ingenieurbüro Leidinger aus St. Ingbert in den Raum. Dabei erntete er sogar Szenenapplaus. Doch ganz so einfach ist es nicht – aber der Reihe nach...

Schatzkarten und fremde Gewässer

Die schwergewichtigen Themen Businessplan, EnEV und Baurecht beschäftigten im November 2010 die Mitglieder und Gäste des BAUMETALL-Treffs. Dabei stellte die Suche nach zahlreichen Antworten auf noch mehr Fragen die Tagungsteilnehmer vor gewisse Probleme. Im Klempner- und Kupferschmiedemuseum in Karlstadt stellten sie fest, dass anscheinend vieles nicht mehr so einfach ist, wie es früher einmal war. Doch wie immer bringen Veränderungen auch neue Chancen mit sich. Speziell für Klempner sind diese derzeit offensichtlich gar nicht schlecht. Es gilt also, mit offenen Augen durchs Klempnerleben zu gehen und entsprechende Betriebskonzepte kritisch zu prüfen.

Diese Meinung vertritt auch Referent Herbert Reithmeir von der DLS Unternehmensberatung aus Hirblingen bei Augsburg. Lebhaft schilderte der Betriebswirt, Bauchautor und Unternehmenscoach, wie mit Sicherheit höhere Liquidität für Unternehmen erzielt werden kann und wie der erfolgreiche Umgang mit Banken aussieht. Sein mitreißender Vortrag „Betriebsführung und Geld“ bannte die Teilnehmer derart, dass es schwer fiel, die Diskussion zu beenden um den nachfolgenden Referenten das Wort zu erteilen. Herbert Reithmeir spannte einen beeindruckenden Bogen um Themen wie Finanzkrise im Handwerk, KFW-Anträge, Liquiditätsbeschaffung, erfolgreiches Bankgespräch und Businessplan. Letzterer ist die Grundlage für eine erfolgreiche unternehmerische Zukunft. Speziell zu diesem Thema gibt der BAUMETALL-Autor in vorliegender Ausgabe ab Seite 59 Auskunft.

Seine geballten Informationen führten die Tagungsteilnehmer auf die richtige Fährte und erinnerten dabei an eine Schatzkarte, die bekanntlich nicht nur den Weg zum Ziel weist, sondern alle relevanten Stationen des Weges aufzeigt. Eine weitere Station in Herbert Reithmeirs Vortrag war beispielsweise der Hinweis, dass Verträge immer sorgsam geprüft werden sollten. Nur dann können böse Überraschungen wirkungsvoll vermieden werden. Hand auf´s Herz: Fast jeder von uns hat schon einmal durch die Nichtbeachtung des vertraglichen Kleingedruckten Schiffbruch erlitten. Wussten Sie, dass die Vertragsprüfung durch einen Rechtsanwalt schon ab 150 Euro möglich ist und unter Umständen Schäden im 100 000-Euro-Bereich und darüber verhindern kann?

Auftritt statt Abgang

Auch scheinbar banale Themen wurden von Betriebstrainer Reithmeir aufgegriffen. Beispielsweise weist er darauf hin, dass der Einsatz von Überziehschuhen jeden Kunden glücklich macht und dazu beiträgt, sich angenehm von der Konkurrenz abzuheben. Mit dem Versprechen, den BAUMETALL-Treff bald wieder zu unterstützen verabschiedete sich Herbert Reithmeir von den sichtlich beeindruckten „Baumetallern““

EnEV – Piraterie oder Geschäftsmodell mit Zukunft?

„Die EnEV und die wirtschaftlich sinnvolle Optimierung belüfteter und nicht belüfteter Konstruktionen“ lautete das Vortragsthema von Hans-Günter Leidinger. In seinem frei gehaltenen Vortrag beschäftigte sich der Sachverständige zunächst mit Kernaussagen wie „Falsch geheizt ist halb gestorben“ oder „Öffentliche Schulden müssen verringert und die Arroganz der Behörden gemäßigt werden“. Dabei stammt letztgenanntes Zitat aus dem Jahr 55 v. Chr. und wurde von Marcus Tullius Cicero ausgesprochen. Hans-Günter Leidinger sah darin durchaus Parallelen zu heute üblichen Machenschaften und er wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass in jeder Epoche entsprechende Missstände herrschten. Der Sachverständige forderte daher seine Zuhörer auf, neue Verordnungen und Regelwerke stets kritisch zu hinterfragen. Ergänzend zitierte er Persönlichkeiten wie den Nürnberger Prof. Dr.-Ing. Claus Meier und stellte Regelungen, wie die Wärmeschutz-DIN 4108 in Frage. „Wie kann es sein, dass sich zuvor errechnete Energieeinsparungen nach vielen Sanierungsmaßnahmen mit den dann tatsächlich erreichten Verbrauchswerten nicht decken“, fragte Hans-Günter Leidinger und antwortete gleich selbst: „Am Beispiel des massiv gebauten Nürnberger Rathauses ist der rechnerisch ermittelte Heizkostenbedarf doppelt so hoch wie der tatsächlich ermittelte Wert!“ Diese Tatsache sei sowohl in der Überbewertung der U-Werte für Fassadendämmmaßnahmen, als auch darin begründet, dass schwere und massive Baustoffe einen gewissen Wärmeinhalt sicherstellen. „Diese Speichereigenschaft massiver Baustoffe wird leider bei Wärmebedarfsberechnungen nicht immer berücksichtigt. Heizperioden können sich durch den Wegfall solcher Speichereffekte gar verlängern, so Leidinger.

Winddicht, Sturm oder Flaute

Ein weiteres Baupraxis-Problem stellt die nachhaltige Abdichtung von Bauwerken dar. „Wasser, das haben zwischenzeitlich zahlreiche Gutachter und Wissenschaftler nachgewiesen, sei zweifelsfrei nass“, so Leidinger. Auch Kondensat mache dabei keine Ausnahme. Als entsprechend problematisch schildert der Sachverständige die praktische Umsetzung dampf- und wasserdichter Anschlüsse. Die physikalische Belastung von oben sowie von unten sei daher entsprechend hoch. Viele Bauschäden kämen zudem durch die Missachtung der Wasserlaufrichtung zustande. Die Erfahrung zeige deutlich, dass Kondenswasserbildung unter allen Umständen zu vermeiden sei. Auch sogenannte „selbstdenkende“ Dampfsperren sind laut Leidinger kein Garant für dauerhaft funktionierende Konstruktionen. „Vielleicht wurden sie entwickelt, weil Handwerker heute verlernt haben, selbst zu denken“, meinte der Sachverständige.

Meuterei oder praxisgerechter Umgang mit Bauverträgen

Am Ende seines Vortrages plädierte Hans-Günter Leidinger dafür, das Schadenfreiheitspotential von Baukonstruktionen kritisch zu prüfen. Ferner konfrontierte er die Tagungsteilnehmer mit der Frage, warum eine Verordnung wie die EnEV derart viele Schlupflöcher zur Umgehung vorsieht. „Beispielsweise“, so Leidinger, „hält die EnEV in § 17 fest, dass zuständige Behörden von der Anforderung der Verordnung befreien können, wenn die nötigen Aufwendungen innerhalb der üblichen Nutzungsdauer, bei Anforderung an bestehende Gebäude innerhalb angemessener Fristen durch die eintretenden Einsparungen, nicht erwirtschaftet werden können“. Eine Tatsache die auf zahlreiche Maßnahmen zutrifft, wie Hans-Günter Leidinger meint.

Ein gänzlich anderes Thema beschäftigte den Klempnermeister und Sachverständigen Matthias Schmidt aus Großbottwar. Er wies darauf hin, dass allein das Serviceversprechen „Wir sind stark in Ausführung, Beratung und Planung“ hohe Risiken birgt. Matthias Schmidt bereicherte den BAUMETALL-Treff mit seinen Aussagen zum Thema Baurecht. Dabei teilte er mit, dass selbst von der Industrie angepriesene Systeme oder entsprechende Baukonstruktionen vom Handwerker zu prüfen sind. „Letztendlich“, so Matthias Schmidt, „haftet in erster Linie immer der Ausführende für die erbrachte Leistung“. Das sei selbst bei so klaren Schadensbildern wie „Farb-unbeständigkeit von farbbeschichteten Metallen“ der Fall.

Zustimmende Wortmeldungen kamen beispielsweise von BAUMETALL-Treff Mitglied Stephan Möller (Glauburg). Er schilderte einen Schadenfall, der aufgrund einer geschrumpften Flachdachfolie entstand und den er trotz Produkthaftung selbst regulieren musste. Auch Bundesfachgruppenleiter Ulrich Leib (Moorenweis), der dem BAUMETALL-Treff als Gast beiwohnte, schilderte einen Schadenfall. Er berichtet von einem Korrosionsschaden, der kulanterweise vom Hersteller reguliert wurde. Treff-Mitglied Mirco Siegler (Bührstadt) stellte an dieser Stelle die Frage, wer eigentlich die Planungshaftung übernimmt. Matthias Schmidt´s Antwort: „Wer als Klempner Komponenten zusammenstellt haftet in vollem Umfang dafür. Die einzige Möglichkeit aus dieser Haftung entlassen zu werden sei“, so Schmidt, „die die Freigabe der Ausführungsdetails und damit Planungsverantwortung vom Architekten zu verlangen“. BAUMETALL-Treff-Mitglied Georg Lummel (Karlstadt) verwies in diesem Zusammenhang auf die Produkthaftung der Hersteller, die jedoch die Planungshaftung nicht ersetzt. Und auch „Baumetaller“ Jens Sperber (Langenschade) wies auf die Notwendigkeit hin, sich zu den einzelnen eingesetzten Komponenten eine fallbezogene Herstellerbestätigung zu beschaffen.

... und der Haken?

Das einhellige Resümee der Tagungsteilnehmer lautete: „Der Klempner ist nicht nur Monteur, sondern viel mehr ein Fachmann, der Entscheidungen trifft, Konstruktionen entwickelt und dafür das unternehmerische Risiko zu tragen hat.“ Die enorme Produktentwicklung und die damit einhergehende Produktvielfalt macht es den Fachbetrieben zunehmend schwer, den nötigen Überblick zu behalten. Treff-Mitglied Hermann Bade (Bad Bevensen) brachte es auf den Punkt: Der Haken an der Sache sei, dass wir einen noch besseren Austausch unter Kollegen, möglichst über die Grenzen hinweg, benötigen! Bei diesem Stichwort wurden die Rufe nach einer internationalen Plattform ebenso laut, wie der Wunsch, dass noch mehr Kollegen und Fachbetriebe an der Verbesserung des Branchenimages mitarbeiten.

Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet bekanntlich auch das Klempnermuseum, daher gilt es, diese Einrichtung massiv zu unterstützen. Konkret rief Mario Bott, Vorsitzender der „Stiftung Deutsches Klempner- und Kupferschmiede-Museum e. V.“ dazu auf, das Museum mit einer Mitgliedschaft zu fördern. Der zu investierende Jahresbeitrag in Höhe von 100 Euro sei vergleichsweise gering, könne steuerlich abgesetzt werden und sichere das Überleben des Museums und des gesamten Berufsstandes nachhaltig. Außerdem forderte Mario Bott jüngere Klempnergenerationen eindringlich dazu auf jetzt aktiv zu werden.

UTORen: mario Bott und Andreas Buck

AKTION

„Ich unterstütze unser Museum weil…“

Mit der Aktion „Ich unterstütze unser Museum weil…“ brechen BAUMETALL-Treff-Mitglieder und BAUMETALL-Leser eine Lanze für das Europäische Klempner- und Kupferschmiedemuseum in Karlstadt.

Wer das Museum unterstützen möchte, wendet sich bitte direkt an:

Europäisches Klempner- und Kupferschmiede-Museum

Ringstraße 47d,

97753 Karlstadt

Tel.: (0 93 53) 99 63 30 · Fax: (0 93 53) 99 63 31

http://www.klempnerundkupferschmiedemuseum.eu

info@klempnerundkupferschmiedemuseum.eu

Johannes Binder, Ingolstadt

„... ich die Tradition unseres Berufes unschlagbar finde und hoffe, daß sich das visionäre Äußere irgendwann auch nach Innen überträgt und zu modernen Präsentationen unserer Leistungsfähigkeit führt.“

Hermann Bade, Bad Bevensen

„... das Klempnerhandwerk im SHK-Verband zu sehr untergeht und hier einen Platz hat, an dem die historischen Wurzeln dargestellt und die moderne Ausrichtung gelebt wird.“

Mario Bott, Thüngersheim

„... ich stolz auf meinen Beruf bin und dazu beitragen möchte, dass alte Werkzeuge und Maschinen für die nächste Generation erhalten bleiben.“

Stephan Möller, Glauburg

„... Vergangenheit und Zukunft unweigerlich verbunden sind. Nur aus der Vergangenheit lernt man für die Zukunft.“

Bernd Rembold, Königsbronn

„... ich auf unseren Berufstand und dessen Tradition stolz bin.“

Christoph Jakobs, Hennef

„... hier die Vision, Berufskollegen und alle, für die Branche Interessierten auf einer sehr angenehmen und unkomplizierten Ebene kennenzulernen und sich auszutauschen Wirklichkeit geworden ist. Schon die alten Römer wussten, dass das Gemeinwohl jedem Einzelnen am Herzen liegen muss – und so liegt es an uns, dieses zu gestalten.“

Michael Messerschmidt, Fambach

„... das Museum dem Klempner/Spengler/Flaschner/Blechner oder auch Metalldecker eine eigene Identität gibt. Ich denke, dass dies für die starke eigenständige Zukunft des Berufes wichtig ist.“

Kay Sander, Hamburg

„... für mich die Bewahrung und der Erhalt der Wurzeln des Klempnerhandwerks auch für das künftige Wachsen und Gedeihen dieses Berufes wichtig sind.“

Mark Holzwarth, Stuttgart

„Wir werden/sind Mitglied weil ein starker Handwerks­beruf eine Zukunft mit Wurzeln in der Historie und der Tradition braucht.“

Werner Fünfer, 1. Vorstand SMV-Bayern

„Die 120 Mitglieder starke Spenglermeistervereinigung Bayern e.V. ist dehalb Museumsmitglied, weil unser Berufsstand durch die dargestellte Vergangenheit Gestalt und Gesicht bekommt und dadurch eine wunderbare Grundlage für eine weiter erfolgreiche Zukunft ist.“

Jens Rusch, Ingolstadt

„Unsere Firma ist Mitglied, weil hier auf wunderbare Art und Weise Altes mit Neuem – also Vergangenheit und Zukunft – einzigartig dargestellt werden.“

Alois Baumann, Mannheim

„Gemeinsam sind wir stark.“

Norbert Heinzlmeier, Schrobenhausen

„... ich stolz bin ein Spengler zu sein. Wir arbeiten viel im Denkmalschutz und nur in unserem Museum sieht man, dass Damals und Heute nicht so weit auseinander liegen.“

Georg Lummel, Karlstadt

„... ich Spengler bin und davon ausgehe, dass auch meine beiden Söhne in diese Richtung gehen werden. Unser Handwerk wird zu stark durch die Industrie beeinflusst. Es ist umso notwendiger verlorengegangenes wieder aufleben zu lassen. Nur wer den Ursprung des Handwerks kennt kann sagen, dass es nichts gibt was nicht geht, denn es geht alles! Übrigens: Auch meine Söhne sind Mitglieder im Museum.“

Siggi Schneider, Heideck

„... die Entwicklung, auf die unser Jahrhunderte altes Handwerk zurückblicken kann, eine beeindruckende und faszinierende Angelegenheit ist. Spiegel hierzu ist unser Museum.“

Jens Sperber, Langenschade

„... ich stolz auf meinen Beruf bin. Wenn ich im Museum stehe und die alten Werkzeuge sehe, dann sehe ich das tolle Klempner-Handwerk. Ich übe meinen Beruf gerne aus und bin bereit mein Wissen und Können stets an andere weiterzugeben.“

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