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Teil 1: Aus drei Teilen wird ein Ganzes

Trennlagen, Metall­bedachungen und Zubehör


Die Funktionstüchtigkeit moderner Stehfalzbedachungen ist von mehreren Komponenten abhängig. Erst eine fachgerechte Montage verbindet diese Komponenten zur praxistauglichen Einheit. Das zweiteilige Technik-Thema „Trennlagen, Metallbedachungen und Zubehör“ informiert über unterschiedliche Systemkomponenten sowie deren erfolgreichen Einbau. Praktisches Hintergrundwissen wird durch drei Schadensfälle sowie entsprechende Marktübersichten ergänzt. Darüber hinaus liefert eine Umfrage fundierte Statements seitens des verarbeitenden Handwerks und der herstellenden Industrie.

Schadensgespenst oder Verwirrung im Wirrlagendickicht

Spukt es tatsächlich unter deutschen Stehfalzdächern oder sind es nur wilde Gerüchte und Stammtischparolen die in der Klempnerbranche für entsprechende Verwirrung sorgen? BAUMETALL wollte es genauer wissen und recherchierte in unterschiedlichen Fachkreisen. Die Ergebnisse, Antworten und Statements können kaum unterschiedlicher sein! Differenzierte Herangehensweisen verdeutlichen vor allem eines: Offensichtlich handhaben viele Fachbetriebe den Umgang mit der komplexen Thematik geradezu sorglos und oberflächlich. Schlimmer noch – selbst erfahrene Klempnermeister unterschätzen die Folgen funktionsgestörter Stehfalzbedachungen. Was aber geschieht, wenn der Schaden bereits aufgetreten ist und entsprechend unbequeme Gutachten vorliegen? Kann eine Reparatur dann überhaupt noch die erhoffte Rettung bringen? Sind von Sachverständigen empfohlene Maßnahmen, wie etwa die komplette Neueindeckung der Dachfläche, durchsetzbar? Wie können Fachbetriebe mit solchen Situationen umgehen?“

Hand aufs Herz – bereits die Neueindeckung weniger hundert Quadratmeter Stehfalzfläche kann das Aus für einen mittelständigen Fachbetrieb bedeuten. Dieses Argument ist das wohl Schwerwiegendste, wenn es darum geht, Fehlerquoten bereits in der Planungsphase auszuschließen. Die aktuelle Situation zeigt vor allem eines: Selbst nach 15-jähriger Wirrfaser-Erfahrung scheint entsprechende Aufklärung sowie der Austausch von Erfahrungen sinnvoll und nötig zu sein. Was bleibt ist die Frage: Spuken tatsächlich verwirrende Schreckgespenster unter deutschen Stehfalzdächern? Sicher nicht! Es besteht kein Grund zur Panik, wie abertausende Quadratmeter funktionierender Deutscher Stehfalzbedachungen eindeutig beweisen.

Gestörte Dreierbeziehung oder Fehler im System?

Dreierbeziehungen sind meist zum Scheitern verurteilt. Drei Fallbeispiele zeigen deutlich, wie durch sorgfältige Abstimmung dreier Systemkomponenten aus einer verzwickten Dreifach-Konstellation ein „Flotter Dreier“ werden könnte. Wichtig ist in allen drei Fällen die „harmonische“ Abstimmung der Komponenten Trennlage, Eindeckungs- und Befestigungsmaterial.

Abhilfe

Die geschilderten Schadensfälle hätten durch auf den Untergrund entsprechend abgestimmte Hafthöhen verhindert werden können. Sickenverstärkte Haftsockel und abgerundete Haftecken schaffen entsprechende Abhilfe. Doch Vorsicht, schnell kann einfache und vertraute Stehfalztechnik zur diffizilen Doktorarbeit werden. Je nach Hersteller verfügen die am Markt erhältlichen Wirrgelege über unterschiedliche Eigenschaften. Die Auftragshöhen der Wirrfasern liegen im Bereich von 5 bis 8 mm und deren Dichte und Komprimierungsfähigkeit ist von Produkt zu Produkt sehr unterschiedlich.

Was bedeutet das für den verarbeitenden Klempner? Eine pauschale Aussage ist an dieser Stelle nahezu unmöglich. Selbst wenn sich für Trennlagen-Typ xy 32 mm hohe Hafte als optimal erweisen, können bei den Trennlagen der Marke yz die Scharen dann bereits „in der Luft“ hängen und somit zu lose montiert sein. Die Haft-Hersteller reagieren auf diese Arten-Vielfalt mit Hafthöhen in zahlreich zu Verfügung stehenden Höhen. Ausgehend von 25 mm sind Hafthöhen in abgestuften 2-mm-Schritten bis hin zur Sonderhöhe erhältlich. Auch die Beschaffenheit der Hafte selbst ist in vielen Formen, mit und ohne Rundecken, mit großformatigem Haftfuß und sogar mit entsprechend ausgearbeiteter Haftabdeckung lieferbar. Ob der Preisdruck den Einsatz entsprechend hochwertiger Hafte zulässt, steht auf einem anderen Blatt, doch wenn Gutachter den Abriss ganzer Dachflächen fordern, ist eine Überlegung nach Art und Beschaffenheit der Hafte bereits zu spät.

Unbelüftete Konstruktionen

Sonderkonstruktionen, wie unbelüftete und direkt auf der Wärmedämmung montierte Metallbedachungen, erfordern ganz besondere Baumaßnahmen. Die Befestigungen von Stehfalzbedachungen mittels der sogenannten Krabban- oder Teleskophaft oder dem Rockwool Pro-dach-Dämmsystem zur Montage auf mineralischer Wärmedämmung sind in diesem Zusammenhang ebenso zu nennen wie die Foamglas-Krallenplatten zur direkten Montage auf Schaumglas.

Auch auf unbelüfteten Metallbedachungen kommen Trennlagen zum Einsatz die entsprechend auf das System abgestimmt werden sollten. Ob strukturierte Trennlage mit und ohne Flies oder der bewusste Verzicht auf kunststoffbasierte Trennlagen - verbindliche Aussagen zur Lebensdauer der Trennlagen sind schwer zu bekommen. Die Garantiezeiten der Produkte liegen im Bereich von etwa fünf Jahren, was bei einer durchschnittlichen Metalldach-Standzeit von mehr als drei Jahrzehnten kritisch hinterfragt werden muss.

Fortsetzung folgt

Teil 2 erscheint in BAUMETALL 7/2008 und informiert über Unterspannbahnen und diverse strukturierte Tennlagen. Ziel ist es, Licht in das nicht immer leicht durchschaubare „Strukturdickicht“ zu bringen, die teilweise bestehende Verwirrung zu beseitigen und eine Produktübersicht diverser Trennlagen-Hersteller durch die Erfahrungen der Kollegen weiter zu konkretisieren. Darüber hinaus geben Versuchsreihen und Materialtests wertvolle Informationen wieder.

Aufruf:

Wer seine Erfahrungen beim Einbau strukturierter Trennlagen weitergeben möchte, kann noch bis zum 11. Oktober 2008 einen entsprechenden Hinweis an die Redaktion senden. Am einfachsten per E-Mail an redaktion@baumetall.de oder an Redaktion BAUMETALL, Schulstr. 3in 72218 Wildberg.

Andreas Buck

Fall Eins: Unkontrollierte Geräuschentwicklung

In vorliegendem Fall war der Einsatz eines Wirrgeleges nicht zwingend erforderlich. Der Auftraggeber bestand jedoch auf den Einbau einer strukturierten Trennlage, offensichtlich weil er sich an Regentagen ruhigere Träume in den direkt unter dem geplanten Kupfer-Stehfalzdach liegenden Schlafräumen erhoffte. Die Klempnerarbeiten wurden wunschgemäß ausgeführt, die Scharen mit 25-mm-Edelstahl-Schiebehafte und Kupferfesthafe befestigt. Bereits kurz nach der Fertigstellung beschwerte sich der Bauherr über laute Knallgeräusche. Bei einer Dachbegehung wurde festgestellt, dass die Dachfläche formschön und augenscheinlich frei von Mängeln montiert wurde. Als sich jedoch eine Wolke vor die Sonne schob, kam es zu einem lautstarken Knallgeräusch – dem zweifelsfreien Hinweis auf eingeschränkte Dehnungsmöglichkeit der Schare. Die Funktion der 25 mm hohen Schiebehafte war durch das stark zusammengepresste Wirrgelege im Haftbereich nicht mehr uneingeschränkt möglich – die Langlochstanzung im Haftfuß durch das Hinunterziehen auf die Holzschalung deformiert. Es kam zu enormer Materialverspannung an den Haftpunkten, die eine entsprechende Dehnungsbewegung massiv behinderte. Ruhe für den Bauherr soll nun eine entsprechende Neueindeckung bringen, bei der dann anstatt einer Wirrfaser-Trennlage eine glatte Unterspannbahn vorgesehen ist.

Fall Zwei: Geheimnisvolle Löcher

Ein Aluminium-Stehfalzdach wurde auf einer Vollholzschalung mit V13-Trennlage montiert. Bereits innerhalb des Gewährleis-tungszeitraumes bemängelte der Bauherr münzengroße kreisrunde und ovale Löcher in der Metalldachfläche. Kurioserweise bildeten sich die geheimnisvollen Löcher scheinbar wahllos über die gesamte Dachfläche verteilt. Es folgten erste Reparaturversuche mit Spezialklebebändern und einem „silikonhaltigen Wundermittel“ aus der Tube. Im Laufe der Zeit „vermehrten“ sich die Löcher mit rasender Geschwindigkeit, was schon fast an einen Metalldachschädling denken ließ. Erst eine Dachöffnung im Beisein eines Gutachters brachte die nötige Erkenntnis: Das Metalldach hatte weder einen Virus noch waren Schädlinge oder gar Korrosion für die rätselhafte Lochbildung verantwortlich. Zum Einen hatte der Zimmermann die Holzschalung mit nur 60 mm langen Nägeln befestigt, die sich durch Bewegungen in der Holzschalung aus den Sparren herausarbeiteten. Zum Anderen standen zahlreiche Ecken im Nagelbereich des Haftfußes von der Schalung ab. Hochstehende Haftecken entstehen beispielsweise durch zu starken Pressluftdruck am Nagelgerät. Bei feucht eingebauter Holzschalung verstärkt sich dieser Effekt deutlich. Die Nägel dringen mit Leichtigkeit entsprechend tief in die Schalung ein und die entstehende Spannung im Haftfuß verformt die Ecken nach oben. Die ausdehnungsbedingte Gleitbewegung scheuerte die Metalldachschar an den erhöhten und scharfkantigen „Hindernissen“ regelrecht auf. Zumindest aus Sicht des Klempnerfachbetriebes ist es sinnvoll, aufgestellte Haftecken stets nachzuarbeiten. Übrigens empfehlen Hafthersteller heute ausschließlich den Einsatz von Hafte mit abgerundeten Ecken.

Eine Reparatur scheint wenig erfolgreich, da neben den deformierten Haftsockeln auch die Holzschalung entsprechend nachgearbeitet werden muss. Eine Neueindeckung ist unausweichlich.

Fall Drei: Aufgeritzter Stehfalz

Die Konstellation: Ein titanzinkgedecktes Pultdach mit Holzunterkonstruktion, eine Wirrfasertrennlage und verzinkte Stahlhafte mit der Standardhöhe von 25 mm. Das Schadensbild: Trotz des fehlerfreien optischen Eindrucks waren bei schnellen Temperaturwechseln störende Knackgeräusche zu vernehmen. Bei der Öffnung des nahezu 14 m langen Daches wurde die ordnungsgemäße Platzierung der Festpunkt- und Schiebehafte festgestellt. Auch die zur Querdehnung nötigen Abstände zwischen den Scharen wurden eingehalten. Auffällig waren massive Kratzspuren und zum Teil schnittähnliche Einkerbungen im Stegbereich der Stehfalze. Diese Einkerbungen entstanden offensichtlich durch die thermisch bedingte Längenänderung der Scharen. Dehnungsbewegung scheuerte die Scharen an den eingefalzten Kanten des Schiebehaft-Unterteiles auf. Doch auch eine weitere Überlegung musste in diesem Zusammenhang erfolgen: Wodurch entsteht die Reibung zwischen Haft und Stehfalzaufkantung? Um reibungsbedingte Schäden auszuschließen, sollte die Haftanordnung parallel zum Falz erfolgen. Die Vermutung liegt nahe, dass sich der 25 mm hohe, auf Wirrfaser-Trennlage montierte Haft zu stark verformt hatte und es somit zu Reibungseffekten und entsprechend eingeschränkter Ausdehnungsmöglichkeit kam, was auch die Entstehung der geschilderten Knackgeräusche erklärt. Auch in diesem Fall kann das geforderte geräuschlose Metalldach nur durch eine Neueindeckung realisiert werden. Weiterer Abrieb in den genannten Bereichen könnte sogar die Entstehung von durchgängigen Rissen hervorrufen. Bei der Neueindeckung ist darauf zu achten, dass sich die auf Wirrfasergelege montierten Hafte nicht verformen – je nach Beschaffenheit der Trennlage sollte eine entsprechende Anpassung der Hafthöhe vorgenommen werden.

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