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Sachen gibt es, die gibt es gar nicht

Das Dachphänomen

Vorausgegangen war eine Vor-Ort-Besprechung auf dem Dach eines Ballettsaals, zu der ich vor einigen Wochen gebeten wurde. Ein 12 Jahre altes Zinkdach sollte abgerissen und neu gedeckt werden. Zu meinem Erstaunen wies das zu sanierende Dach keine schwerwiegenden Schäden auf. Lediglich einige Dehnungsrisse der Kehl-Anschlussscharen an den aufgehenden Seitenwänden und die viel zu klein dimensionierte Dachrinne fielen mir sofort auf. Auch war eine deutliche Pfützenbildung auf den, ohne Gefälle ausgeführten Attikaabdeckungen zu sehen. Der zuständige Bauleiter schilderte, dass bei stärkeren Regenfällen das anfallende Niederschlagswasser über die Dachrinne schießt und wegen fehlendem Dachüberstand an der Traufe und der Hausfassade entlang läuft, bis es über die Fensteröffnungen und Anschlussfugen ins Gebäudeinnere gelangt. Die verursachten Schäden hielten sich in Grenzen, da das eindringende Wasser immer schnell bemerkt wurde.

Geplanter Ablauf

Als Sanierungskonzept wurde festgelegt, das eigentlich schöne Metalldach ebenso wie die zu kleine Dachrinne, die Attikaabdeckungen und Seitenbekleidungen abzureißen. Nach einer Überprüfung der Holzschalung sollte die Trennlage aufgebracht werden. Die Montage einer größeren Dachrinne wurde, einschließlich einer neuen Dacheindeckung, vorgesehen. Die Werkstoffwahl fiel auf vorbewittertes Titanzink. Die Dachfläche sollte, möglichst auch im Kehlbereich, in einer Länge hergestellt werden. Anschließend sollten die Seitenflächen neu bekleidet, und auf eine zuvor angebrachte Gefällekonstruktion die Attikaabdeckungen montiert werden. Der Ausführungstermin wurde festgesetzt und weitere Details zum Baustellenablauf besprochen.

Der Abriss

Die Abrissarbeiten am ersten Tag verliefen planmäßig. Sommerliche Temperaturen ermöglichten zügiges Arbeiten. Nach Abriss der ersten Scharen fiel die total durchfeuchtete Dachschalung sofort auf, da die besandete Bitumentrennlage (V13) teilweise an der Metalldeckung klebte und mit abgerissen wurde. Eine Probeöffnung zeigte schnell, dass die direkt darunter liegende Styropordämmung im Traufbereich durchnässt war. Die Bauleitung wurde informiert und die Dämmung entnommen. Beim Aufschneiden der vermeintlichen Bitumendampfsperre wurde festgestellt, dass es sich hierbei um eine Glasvliesbahn ohne Aluminiumtrennlage handelte. Die weiterhin darunter liegende Holzschalung aus 24-mm-Brettern lag auf einer Stahlkonstruktion auf, welche tadellos trocken war. Die Probeöffnung wurde vergrößert und auch an anderen Stellen wurden Dachöffnungen vorgenommen. Auch hier war der komplette Dachaufbau oberhalb der „Alibi-Dampfsperre“ komplett durchgefault. Nach Befragung und Beratung mit einem Bauphysiker wurde eine nicht funktionsfähige Dampfsperre mit zu geringem SD-Wert als Ursache festgestellt.

Nachbesserung des Sanierungskonzepts

Um weitere Bauschäden zu vermeiden beschloss man, den kompletten Holzaufbau einschließlich der Isolierung abzureißen und zu entsorgen. Die ausreichende Dampf­dichtigkeit wurde mit einer neuen Aluminium-Bitumenbahn erreicht. Ein rahmenloses Dämmsystem mit aluminiumkaschierten PU-Dämmplatten und aufgeklebter Holzwerkstoffplatte kam zum Einsatz. Eine nach DIN vorgeschriebene Wirrfasertrennlage, die bei der geringen Dachneigung erforderlich war, wurde verlegt. Das Metalldach aus Titanzink wurde wegen der Bauteillänge von 12 m vor Ort profiliert und mit Langgleit-Schiebehaften montiert. Die Kehlen wurden aus zuvor profilierten Anschlussscharen in Handarbeit aufgekantet, sodass keine Querstöße erforderlich wurden. Auch Wandanschlussprofile und Attikaabdeck­ungen wurden, dieses Mal mit Gefälle, erneuert.

Dach-Rätsel-Fragen

Diese Dachsanierung gibt uns bis heute ein Rätsel auf. Wie konnten so erhebliche Wassermengen in die Dachkonstruktion gelangen, um die Dämmung und Holzbalken über Jahre hinweg durchfaulen zu lassen, ohne dass größere Mängel festgestellt wurden? Das Zinkdach lag tatsächlich über 12 Jahre im Nassen. Das Metalldach war nur durch eine besandete Bitumenbahn (V13) getrennt, die sich am Metall und an den Stößen verschweißt hatte.

Fraglich ist auch, ob eine ausreichende Hinterlüftung genügt hätte, um solche Bauschäden zu vermieden. Sicher eignete sich das angebrachten PU-Dämmsystem als Warmdachaufbau. Ob nach der Sanierung die Verwendung einer Wirrfasertrennlage bessere Dienste leistet als die zuvor angebrachte V13 Bitumentrennlage bleibt abzuwarten.

Martin Buck

Anmerkung der Redaktion:

BAUMETALL will es genauer wissen:

Wer kann ähnliche Erfahrungen schildern und möchte diese zur Diskussion stellen? Gespannt erwarten wir Ihre Beiträge. Kontaktdaten finden Sie auf Seite 85 oder unter:

https://www.baumetall.de/

AUTOR

Martin Buck ist Klempnermeister und Geschäftsführer der Buck GmbH im württembergischen Wildberg

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