Gut ein Jahr ist es her, dass Dennis Gramm bei den Deutschen Meisterschaften in Kiel den ersten Platz für das Bundesland Baden-Württemberg belegte. Im September 2024 vertrat er nun das deutsche Team bei den Worldskills in Lyon (BAUMETALL berichtete in Ausgabe 6/2024).
Da der aktuelle Nationenumfang der Wettbewerbsgruppe für eine offizielle Teilnahme an den Weltmeisterschaften nicht ausreichte, wurde die Disziplin als Showskill präsentiert. Auf diese Weise warb die Berufsgruppe dennoch öffentlichkeitswirksam für den Beruf des „metal roofers“.
Das diesjährige, anspruchsvolle Projekt – ein aufwendiges Dachmodell mit Gaube – sollte innerhalb von 20 Stunden realisiert werden. Vertreten waren fünf Nationen aus der Berufsgruppe der Klempner und Klempnerinnen. Im Gespräch mit BAUMETALL-Onlineredakteurin Laura Kornhaaß lässt Dennis Gramm die Wettbewerbseindrücke noch einmal Revue passieren.
BAUMETALL-Onlineredakteurin Laura Kornhaaß: Herzlichen Glückwunsch zu deinem dritten Platz, Dennis! Damit der Wettbewerb so gut ausgehen konnte, musstest du bestimmt viel trainieren. Wie läuft die Vorbereitung auf so ein Event ab?
Dennis Gramm: Das war tatsächlich eine ziemlich stressige Zeit. Ich hatte mit meinem Trainer Benno Uhlmann vier intensive Vorbereitungswochen. Da habe ich in der Werkstatt der Gebrüder Schneller GmbH & Co. KG in Würzburg an einem Übungsmodell trainiert. Benno arbeitet dort, und so konnten wir uns gut austauschen. Am Wochenende habe ich dann zusätzlich die Detailpunkte daheim in der Werkstatt geübt. Besonders schwierige Anschlüsse, wie stehend einlaufende Falze am Grat, waren eine echte Herausforderung. Erschwerend kam noch hinzu, dass das Modell mit weißem Aluminium bekleidet wurde. Das Material ist unheimlich empfindlich, da musste ich richtig gut aufpassen.
Das klingt, als wäre die Zeit vor Lyon schon sehr spannend gewesen. Wie waren deine Eindrücke vor Ort?
Nach unserer Landung in Frankreich haben wir den ersten Vorbereitungstag dazu genutzt, um uns mit den Gegebenheiten vertraut zu machen und den Arbeitsplatz einzurichten. Am zweiten Tag haben wir mit dem deutschen Team eine französische Schule besucht. Dort konnten wir uns mit den Schülern austauschen und ihnen von unseren Berufen erzählen. Das war eine ziemlich coole Erfahrung. Am Abend kamen dann alle Teilnehmer bei der großen Eröffnungsfeier zusammen. Na ja, und danach ging es richtig los!
Der eigentliche Wettbewerb hat sich dann über drei Tage gezogen. Sicherlich war da nicht jeder Tag wie der andere?
Nein, überhaupt nicht. Am ersten Tag bin ich sehr gut gestartet und bis Mittag habe ich auch im Zeitplan gelegen. Doch dann bin ich etwas aus dem Konzept gekommen und leider habe ich so das Tagesziel, also die Fläche unter der Gaube und die Gaubenwangen zu bekleiden, nicht ganz geschafft. Ein Blech hat gefehlt. Das war echt mies und hat mich unheimlich runtergezogen. Da gab es wirklich kurz den Moment, an dem ich gerne heimgefahren wäre. Mein Trainer Benno hat mir da weitergeholfen und mich wieder motiviert. Natürlich hat sich das aber dann auch in der Tageswertung niedergeschlagen. Das war wirklich ärgerlich.
Tag zwei war dann das absolute Gegenteil. Ich habe von Anfang an meinen Fokus gefunden und super konzentriert gearbeitet. Am Ende habe ich sogar eine gute Stunde gutgemacht und konnte in Ruhe die Bauteile für den dritten Tag vorrichten.
Am dritten Tag musste ich noch die einlaufende Fläche über der Kehle, den Ortgang und den First montieren. Im Wettbewerb sind sauberes und genaues Arbeiten extrem wichtig. Wir hatten extra das Werkzeug präpariert, damit die weiße Oberfläche des Farbaluminiums möglichst intakt bleibt. Auch der Tag ist wirklich gut gelaufen. Zum Schluss hatte ich noch drei Minuten Zeit. Da hat es mich noch mal gepackt und ich habe das fehlende Blech von Tag eins montiert. Das hat mein Kopf einfach noch gebraucht. Dann kam der Schlusspfiff und ich war einfach nur happy.
Das muss ein tolles Gefühl gewesen sein. Ist es in dem Moment noch wichtig, wo man im Ranking landet?
Natürlich fährt jeder zum Wettbewerb, um zu gewinnen. Das war bei mir genauso. In dem Moment, als es geschafft war, ist die Platzierung eigentlich erst mal egal gewesen. Es war einfach so eine intensive Erfahrung. Dazu noch das große Publikum, die Lautstärke in der Halle und die Notwendigkeit, immer konzentriert und fokussiert zu bleiben – am Ende war wirklich die Erfahrung das Wichtigste.
Zum Schluss ist es dann doch der dritte Platz geworden. Nochmals herzlichen Glückwunsch dazu!
Danke, danke. Das war auch eine riesige Überraschung. Die anderen Teilnehmer waren ja auch richtig stark und mit dem verflixten Tag eins wusste ich schon, dass es sehr knapp werden würde.
Sicherlich haben Familie und Freunde auch bis zum Schluss mitgefiebert?
Ja, die haben von zu Hause aus die Daumen gedrückt und ich hab mich natürlich jeden Tag gemeldet. Meine Oma hat dann herausgefunden, dass es eine Fotosammlung im Internet gibt, und damit die ganze Familie zusätzlich auf dem Laufenden gehalten.
Nun wurde vor Kurzem schon der nächste Deutsche Meister gekürt. Hast du einen Tipp für die nächsten Teilnehmer?
Du musst dir deiner Sache sicher sein und da hilft eine gute Vorbereitung unwahrscheinlich, denn so kannst du dich wirklich auf dich selbst verlassen. Am Ende der Jagd werden die Hasen gezählt. Das habe ich jetzt auch gelernt (lacht).