Ein wesentlicher Baustein zur Nachhaltigkeitsbeurteilung sind dabei sogenannte Umweltprodukterklärungen, auch EPD‘s (Environmental Product Declaration) genannt. Jegliches menschliches Handeln ist mit Emissionen verbunden, deshalb sind in einer EPD alle ökobilanzbasierten Indikatoren enthalten, die den Beitrag des Produktes zum Treibhauseffekt und zur Ressourcennutzung beschreiben Auch die Potenziale zur Versauerung und Überdüngung sowie zur Sommersmogbildung werden entsprechend dargestellt. Darüber hinaus werden gefährdende Wirkungen auf Menschen und Ökosysteme und, sofern gegeben, zur Flächennutzung beschrieben. EPD‘s können aber auch Aussagen zu besonders umweltschonenden Produktentwicklungen enthalten. Ein wesentlicher Einsatzbereich ist in der Bilanzierung der „Nachhaltigkeit“ von Bauwerken und seiner Baustoffe zu sehen.
Unabhängige Bewertung
Für die Erstellung der deutschen EPD‘s (Umweltdeklaration Typ III) für Bauprodukte ist das Institut Bauen und Umwelt e.V. (IBU) in Kooperation mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung und dem Umweltbundesamt tätig. Das IBU wurde auf Initiative der Baustoffhersteller gegründet und bietet eine anerkannte sowie geschlossene Außendarstellung von Umwelt-Produktdeklarationen an. Die Auszeichnung mit einer EPD des Instituts beinhaltet eine Überprüfung von einem unabhängigen Sachverständigenausschuss und belegt die Produktqualität sowie das Verantwortungsbewusstsein des Unternehmens für das nachhaltige Bauen. Alle EPD‘s basieren auf der internationalen Norm ISO 14025.
Bedeutung und Bewertungssysteme der EPD‘S
Für den Planer und Immobilienbetreiber sind EPD‘s auch als Datengrundlage für die ökologische Gebäudebewertung wichtig. Dies wird aktuell in dem kommenden europäischen Normungsprojekt „Nachhaltigkeit von Bauwerken“ festgelegt. Diese EPD`s geben Verarbeitern und Kunden vor allem wichtige Hinweise über das Umweltverhalten entsprechender Baustoffe.
Ziel von Bewertungssystemen ist es, die Qualität der Nachhaltigkeit von Gebäuden in ihrer Komplexität zu beschreiben und zu bewerten. Dieser Prozess soll über alle Phasen des Lebenszyklus eines Bauwerks, von der Planung beginnend über die Bauausführung, Nutzung, Wartung, Instandhaltung bis hin zum Abbruch von Gebäuden und baulichen Anlagen, zu einer höheren Bauqualität führen. Die Bewertungssysteme sollen die Bedeutung gesellschaftlich anerkannter Ziele und Inhalte angemessen berücksichtigen und eine ausgewogene Bewertung ökologischer, ökonomischer, sozialer, funktionaler und technischer Aspekte bei gleichzeitiger Betrachtung der Qualität von Prozessen der Planung, Realisierung und Bewirtschaftung ermöglichen. Desweiteren können Standortmerkmale ausgewiesen werden. Auch die Bewertungssysteme der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) werden in vergleichbarer Weise die Datenbasis der EPD‘s für die Beschreibung und Zertifizierung der Nachhaltigkeit von Gebäuden genutzt. Ein hervorragendes Beispiel dazu ist das durch die DGNB ausgezeichnete RegionHaus in Hannover, beim dem Tecu-Patina zum Einsatz kam.
EPD Umweltkennzeichnung Typ III
In dieser Umweltdeklaration wird eine systematische und umfassende Beschreibung der Umweltleistung des Produktes ohne Wertung direkt veröffentlicht. Der Nutzer dieser Information muss seine eigenen Maßstäbe zur Bewertung der deklarierten Sachverhalte wie CO2-Bilanz, Abfallträchtigkeit, Landverbrauch oder Artenschutz anwenden. Somit können unterschiedliche Baustoffe verglichen werden. Alle Stoffströme, die von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung mit einem Produkt verknüpft sind, werden systematisch erfasst. Die Umweltauswirkungen dieser Stoffströme werden nach international anerkannten und öffentlich zugänglichen Konventionen kategorisiert und charakterisiert. Das Ergebnis sind Kennzahlen, die für Umweltauswirkungen direkt deklariert werden können. Zusätzlich zu den Kennzahlen der Ökobilanz werden auch Indikatoren von Sachverhalten deklariert, die in der Ökobilanz bisher nicht erfasst werden. Beispiele sind etwa die potenzielle Innenraumluftbelastung durch ein Bauprodukt oder Landverbrauch bei der Herstellung einer kWh Strom durch Wasserkraft.
EPD für Tecu-Kupfer als Nachhaltigkeitsnachweis
Kupfer wird seit Jahrhunderten im Bauwesen geschätzt. Für Bauherren und Planer steht dabei die lange Lebenserwartung und Wartungsfreiheit, für den Verarbeiter die gute Gestaltbarkeit des Metalls im Vordergrund. Die bei der Herstellung und Verarbeitung von Tecu-Produkten anfallenden Prozess-und Neuschrotte werden vollständig in den Produktionsprozess zurückgeführt. Der an den Baustellen sortenrein anfallende Verschnitt sowie Altschrott wird gesammelt und entweder direkt oder über den Altmetallhandel an Sekundärschmelzbetriebe verkauft. Die Rücklaufquote entsprechender Bauschrotte beträgt nahezu 100 %. Der Umgang mit Kupferschrotten ist, hier liegt ein Unterschied zu vielen anderen Recyclingmaterialien vor, durch seinen hohen Wert gekennzeichnet. Sie können mit vergleichsweise geringem Aufwand und Energieeinsatz zu neuen Bauprodukten aufgearbeitet werden. Die Energieeinsparung bei der Kupfergewinnung aus Recyclingmaterial beträgt 80–92 % gegenüber der Primärmetallerzeugung.
Patina
Die Bildung einer Patina auf der Oberfläche spielt eine wichtige Rolle für die lange Haltbarkeit einer fachmännisch verlegten Metalldeckung aus Kupfer.
Mit dem Wandel im Umgang mit Regenwasser wurden die anerkannten Werkstoffe allerdings in Misskredit gebracht. Zu Unrecht, aber der Weg durch die Mühlen der Bürokratie ist bekanntlich lang. Hintergrund ist das Bestreben der Behörden und der Wasserwirtschaft, die Einleitung von Regenwasser in die Kanalisation zu reduzieren. Durch Versickerung auf dem Grundstück soll das Regenwasser in den natürlichen Kreislauf eingebracht und die örtlichen Kläranlagen entlastet werden. Das Niederschlagswasser von Tecu-gedeckten Dächern kann problemlos in einer Mulde versickert werden; auch für die unterirdische Versickerung in beengten Stadtsituationen existieren mittlerweile einfache und zugelassene Lösungen. Umfassende Infos dazu liefert die Initiative PRO METALLDACH Kupfer und Zink unter http://www.umweltforum-kupfer-zink.de
Fazit
Kupfer ist ein unverzichtbarer und wunderbar gestaltbarer Werkstoff für langlebige Gebäudehüllen. Mit einer EPD und den Möglichkeiten der Zertifizierung zeigen sich die besonderen Werkstoffqualitäten. Das Leitbild der Nachhaltigkeit zielt darauf, ökologische, wirtschaftliche und soziale Ziele miteinander zu verknüpfen. Für den Werkstoff Tecu, bedeutet dies einen ökologischen und sparsamen Umgang mit Energie und Ressourcen, eine möglichst geringe Beeinträchtigung unseres Ökosystems mit wirtschaftlichen und langlebigen Lösungen.
INFO
Nachhaltigkeit von Kupfer
Kupfer gehört dem Periodensystem nach zu den Schwermetallen. Der Begriff Schwermetall beschreibt die Dichte eines Stoffes, nicht aber die Giftigkeit eines Metalls. Im Naturkreislauf kommt Kupfer als lebensnotwendiger Stoff vor. In der Landwirtschaft wird Kupfer gezielt zur Verbesserung der Bodeneigenschaften eingesetzt. Beim Menschen (wie in allen lebenden Organismen) muss Kupfer mit der Nahrung zugeführt werden, da für die Steuerung des Stoffwechsels eine bestimmte Konzentration erforderlich ist.
Kupfer ist überall in unserer Umwelt vorhanden. In den seltensten Formen handelt es sich dabei um reines Metall, vielmehr kommt Kupfer in fest gebundener Form in Mineralien und Erzen vor.
Meldungen in der Tagespresse, aber auch gelegentlich in Fachpublikationen, lassen beim verunsicherten Leser den Eindruck entstehen, Schwermetalle seien grundsätzlich umweltbelastend oder gesundheitsschädlich, obwohl dies nur auf einige wenige Metallverbindungen, wie zum Beispiel die des Cadmiums und Quecksilbers, zutrifft.
Allein der Nachweis, dass Kupfer in der Umwelt vorhanden ist, sagt noch nichts über eine eventuelle Belastung der Umwelt aus, denn dies kann ja auch geogene, also natürliche Gründe haben. Entscheidend ist dabei die sogenannte „Bioverfügbarkeit“, denn nur dieser verfügbare Teil kann von Mensch, Tier und Pflanze aufgenommen werden. Der nicht bioverfügbare Teil des vorhandenen Kupfers ist zum Beispiel in Komplexverbindungen festgelegt, mineralisiert oder an Partikel gebunden und steht den Organismen nicht zur Verfügung, kann also auch nicht toxisch wirken.
INFO
Verbraucher Initiative e.V.
Als Spezialist für Labels mit Nachhaltigkeitsbezug hat die Verbraucher Initiative e.V. die EPD des Instituts Bauen und Umwelt (IBU) mit der Bestnote „empfehlenswert“ ausgezeichnet. Sie steht für höchste Transparenz und Glaubwürdigkeit. In der von der Verbraucher Initiative e.V. betriebenen Datenbank „label-online.de“ ist das hervorragende Abschneiden der EPD festgehalten. Nach einer kurzen Charakterisierung der Vergabekriterien und -verfahren wird dort jedes der rund 450 Label nach einem objektiven, nachvollziehbaren Verfahren bewertet. In elf unterschiedlichen Kategorien wird jeweils ein Punkt vergeben, wobei buchstäblich gilt: Je mehr, desto besser. Aus Sicht des Verbrauchers sind diese Kategorien – darunter etwa die Existenz nachprüfbarer Kriterien, die Betrachtung des Lebenszyklus und des Endprodukts oder die angemessene Dokumentation von Vergabekriterien und -verfahren – für die Glaubwürdigkeit und letztendlich die Qualität eines jeden Zeichens entscheidend.
Autor
Hanns-Christoph Zebe
Dipl.-Ing. Hanns-Christoph Zebe ist Geschäftsführer einer Ingenieurberatungsgesellschaft und als Fachautor tätig. Er berät unter anderem führende Hersteller der Baustoffindustrie.
Dieser Beitrag entstand mit fachlicher Unterstützung der KME Osnabrück.