Die Münchner bezeichnen ihren Marienplatz als Platz der Plätze – Touristen lieben den Kreuzungspunkt der Hauptachsen zwischen Isartor und Karlstor ebenso wie Fußball-Fans oder Kunsthistoriker. Bei den Dachdeckern und Spenglern der Gottinger GmbH & Co. Spenglerei KG ist das inzwischen etwas anders. Mehr als drei Monate wussten sie nicht, ob sie das Zentrum der bayrischen Landeshauptstadt lieben oder hassen sollten. Um ihren Arbeitsplatz auf dem Dach des Neuen Rathauses München zu erreichen, mussten sie den gut 100 m langen und 50m breiten Platz täglich um 6:00 Uhr betreten. Fast jeder Arbeitstag begann mit dem Kampf um Zufahrtsrechte, von den zahllosen Behördengängen zur Einholung von Sondergenehmigungen ganz zu schweigen. Erschwerend kam hinzu, dass auf dem Areal weder Material gelagert noch Fahrzeuge abgestellt werden durften. Dennoch erledigte der seit 1962 für die Stadt München tätige Fachbetrieb alle Aufgaben mit Bravour.
Morgens um 10:00 ist die Welt wieder in Ordnung …
… zumindest am Marienplatz. „Das Ordnungsamt verlangte, die für den jeweiligen Tag erforderlichen Baustoffe zwischen 6:00 und 10:15 Uhr anzuliefern und sofort auf das Dach zu befördern“, erinnert sich Herbert Gottinger. „Aber das ist Schnee von gestern.“ Die Strapazen um die Baustellen-Organisation sind vergessen – und der Spenglermeister ist stolz auf das Ergebnis. Auf einer Teilfläche von fast 700 m2 sanierte sein Team nicht nur das Bieber-gedeckte Ziegeldach, sondern auch alle erforderlichen Anschlüsse aus Kupfer. Wer einen Blick in die Leistungsbeschreibung wirft, denkt unweigerlich an ein Sammelsurium kurioser Kleinteile. Von „Verblechungen an Kleinflächen“ ist dort die Rede oder vom „Aufsetzen von HauerBuckeln an Schneefangstützen“. Den größten Teil beanspruchen jedoch die Zulagepositionen und die haben es im wahrsten Sinne in sich.
Zulagen, Ecken und viel Geduld
Auch wenn die Leistung der Spengler auf den ersten Blick nicht zu sehen ist: Hinter den Giebeln und Verzierungen des zwischen 1867 und 1909 errichteten Prunkbaus verbirgt sich bayrische Spenglerkunst. Durch perfekte Falztechnik entstanden vor allem an den Anschlüssen des Ziegeldaches Metall-Details, die maßgeblich zur Dichtigkeit des Daches beitragen. Solide Doppelstehfalze sowie witterungsbeständige Anschlüsse an aufgehenden Wänden sorgen auch an kritischen Punkten zuverlässig für Sicherheit. Durch den Einsatz des Werkstoffes Kupfer entsteht ein für die nächsten Jahrzehnte dichtes Dach.
BAUTAFEL
Projekt: Dachsanierung Neues Rathaus München
Fachbetriebe: Gottinger GmbH & Co. Spenglerei KG, München und Wolfgang Hartl GmbH, Kirchheim
Auftragsumfang: Komplexe Anschlüsse aus Kupfer 0,6 und 0,7 mm sowie 650 m2 Bieberschwanzdeckung
Online-Extra
Beeindruckende Bildstrecke
BAUMETALL zeigt aus der Vogelperspektive, wie Dach-Handwerker hoch über dem Marienplatz arbeiten und welche Herausforderungen sie dabei zu lösen haben.